Lebensgefahr?

Wenn das Kind beim Planschen Wasser schluckt

Zweites Er­trin­ken: Der Begriff ist etwa in so­zia­len Medien zu lesen – und kann Eltern, deren Kind beim Baden Wasser geschluckt hat, Angst machen. Ein Kinder­inten­siv­me­di­zi­ner sagt, was da­hin­ter­steckt.

28. März 2024

Foto: Mascha Brichta/dpa-tmn/dpa
Keine Frage: Kleine Kinder sollte man beim Baden niemals aus den Augen lassen – selbst, wenn das Wasser flach ist. Sonst kann es schnell lebens­ge­fähr­lich werden. Hat das Kind beim ge­mein­samen Plan­schen aber mal eine kleine Menge Wasser ge­schluckt, müssen sich Eltern in der Regel keine Sorgen machen. Das sagt Till Dresbach, Ober­arzt in der Neonatologie und Kinder­inten­siv­me­di­zin am Uni­ve­rsi­täts­klini­kum Bonn. Anders als es etwa in sozialen Medien kursierende Berichte vom so­ge­nann­ten sekun­dären beziehungs­weise zweiten Er­trinken oft sug­gerier­ten, sei das Schlucken geringer Mengen Wasser auch nicht Tage oder gar Wochen nach dem Vor­fall noch lebensbedrohlich. Zumin­dest, wenn zuvor keinerlei Symptome auf­ge­treten sind.
„Sekun­däres Ertrin­ken ist kein medi­zi­ni­scher Be­griff“, sagt Dresbach. Sondern ihm zufolge vor allem eines: irre­führend. Schluckten Kinder ein wenig Wasser oder atmeten geringe Mengen ein, führe das meistens lediglich zu Husten­reiz, der die Lunge vor dem Wasser schützt, so der Kinder­inten­siv­medi­zi­ner. Gefähr­lich werde es erst dann, wenn größere Mengen Wasser in die Lunge ge­lang­ten.

Mediziner nennen Faustregel

„Wenn ich ein Kind aus dem Wasser rette, das größere Mengen Wasser geschluckt hat, sollte es natür­lich einmal ärzt­lich angesehen werden“, sagt der Kinder­inten­siv­medi­ziner. Eine Faust­regel, an der man sich den Experten des Uni­klini­kums Bonn zufolge orientieren kann: Immer dann Medi­zi­nerinnen oder Medi­ziner zurate ziehen, wenn die Symptome nach dem Einatmen von Wasser schwer­wiegen­der sind als beim Ver­schlucken eines Ge­tränks.

Gleiches gelte, wenn das Kind sich erst Stunden oder Tage nach dem Ver­schlucken von Wasser erbricht, zu­nehmend hustet, Atem­probleme hat oder schneller atmet. Denn dann könne etwa eine bakterielle Lungen­ent­zündung dahinter­stecken, so Dresbach.
Bei Bade­unfällen raten Kinder­inten­si­vme­di­zi­ner des Uni­klini­kums Bonn: 
1. Das Kind un­ver­züg­lich aus dem Wasser retten.
2. Sofort einen Not­arzt ver­ständigen mit der Nummer 112. Idealer­weise über­nimmt das eine zweite Person.
3. Wenn das Kind bewusst­los ist und man keine Atmung fes­tstellen kann, sollte man sofort mit Wieder­be­lebungs­maß­nahmen starten. Bei einem Kind am besten mit Mund-zu-Mund-Beatmung. Wichtig: Den Kopf nach hinten über­strecken, damit die Luft auch die Lungen erreicht.
4. Bei allen Kindern sollten es fünf Beatmungen sein. Dabei die Nase des Kindes zuhalten, um ein Aus­weichen der Luft zu verhindern. Wenn nach den fünf Beatmungen keine Lebens­zeichen vorhanden sind, sollte mit der Herz­druck­massage begonnen werden.
5. Wichtig: Wieder­belebungs­maß­nahmen können lebens­rettend sein. Sie können die Behandlung erheblich ver­bessern, so die Experten. Es sei ein großer Fehler aus Angst keine Maß­nahmen zu ergreifen.

Autorin

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz ist Mit­a­rbei­te­rin der Öffent­lichen Olden­burg. Sie ist ver­ant­wort­lich für den Be­reich Pres­se und Kommu­ni­ka­tion.

Mail an "Wir sind Nähe"

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