Gesundheit

Erste Hilfe

22. Oktober 2024

Kann ich wirklich nichts falsch machen

Je­mand sackt in sich zu­sam­men – Herz­still­stand. Wer dann Ers­te Hil­fe leis­tet, hat oft Angst vor Feh­lern. Oder da­vor, bei der Herz­druck­mas­sa­ge Rip­pen zu bre­chen. Ein Me­di­zi­ner kann be­ruhi­gen.

Sor­ge vor Feh­lern über­win­den

Geht es um Ers­te Hil­fe in ei­nem Not­fall, gibt es ei­gent­lich nur ei­ne Sa­che, die man falsch ma­chen kann – und zwar: gar nichts zu tun. „Je­der ist ver­pflich­tet, bei ei­nem Not­fall im Rah­men sei­ner Mög­lich­kei­ten zu hel­fen“, so Prof. Bernd Böttiger, Bun­des­arzt des Deut­schen Ro­ten Kreu­zes. In Pa­ra­graf 323c des Straf­ge­setz­bu­ches ist fest­ge­hal­ten, dass un­ter­las­se­ne Hil­fe­leis­tung ei­ne Frei­heits­stra­fe bis zu ei­nem Jahr oder ei­ne Geld­stra­fe zur Fol­ge ha­ben kann. 

Und doch sind vie­le Men­schen, wenn sie als Erst­hel­fer ge­fragt sind, un­si­cher und zö­gern im ers­ten Mo­ment. Der letz­te Kurs liegt viel­leicht schon Jah­re zu­rück, man hat das Wis­sen in der Zwi­schen­zeit nie ge­braucht – zum Glück. In der Si­tua­tion schlägt ei­nem das Herz bis zum Hals. Doch es ist wich­tig, die Sor­ge vor Feh­lern zu über­win­den. „Es be­steht kei­ner­lei Grund zur Zu­rück­hal­tung, wenn es dar­um geht, Ers­te Hil­fe zu leis­ten“, so Bernd Böttiger. Schließ­lich kann sie Le­ben ret­ten. 

Bei ei­nem Herz­still­stand zählt je­de Mi­nu­te

Et­wa im Fal­le ei­nes Herz­kreis­lauf­still­stands: Der Herz­mus­kel pumpt dann kein Blut mehr durch den Kör­per – und kann die Or­ga­ne nicht mehr mit le­bens­wich­ti­gem Sauer­stoff ver­sor­gen. Be­trof­fe­ne ver­lie­ren das Be­wusst­sein, sa­cken in sich zu­sam­men, sind nicht mehr an­sprech­bar, at­men nicht mehr. „Das Ge­hirn über­lebt in ei­nem sol­chen Fall nur drei bis fünf Mi­nu­ten. In die­ser Zeit kann der Ret­tungs­dienst fast nie vor Ort sein“, so Bernd Böttiger.  

Bis die Pro­fis ein­tref­fen, sind al­so die­je­ni­gen ge­fragt, die von dem Not­fall mit­be­kom­men ha­ben. So­bald ein Not­ruf über die Num­mer 112 ab­ge­setzt ist, soll­ten sie ei­ne Herz­druck­mas­sa­ge be­gin­nen. Die Zeit läuft: In je­der Mi­nu­te, in der ein Be­trof­fe­ner nicht da­mit be­han­delt wird, sinkt sei­ne Über­le­bens­wahr­schein­lich­keit um zehn Pro­zent, heißt es von der Deut­schen Herz­stif­tung.  
Und so geht es: Als Erst­hel­fer oder -hel­fe­rin kniet man sich seit­lich ne­ben die Per­son. Ei­nen Hand­bal­len plat­ziert man auf der Mit­te ih­res Brust­bei­nes. Die zwei­te Hand po­si­tio­niert man auf dem Hand­rü­cken der ers­ten.  

Nun gilt es, den Hand­bal­len 5 bis 6 Zen­ti­me­ter tief in die Mit­te des Brust­korbs zu drü­cken und das 100- bis 120-mal pro Mi­nu­te, wie Böt­ti­ger er­klärt. Wer sich da­bei am Songs „Sta­yin' Alive“ von den Bee Gees mit sei­nen 100 Takt­schlä­gen pro Mi­nu­te orien­tiert, liegt gut. Sind an­de­re Hel­fer vor Ort, kann man sich ab­wech­seln. Wich­tig ist nur, nicht auf­zu­hö­ren, bis die me­di­zi­ni­schen Pro­fis den Pa­tien­ten oder die Pa­tien­tin über­neh­men. 

Rip­pen­brü­che sind kei­ne Sel­ten­heit

So ei­ne Herz­druck­mas­sa­ge ist ei­ne gro­be An­ge­le­gen­heit. „Da­bei muss man viel Kraft auf­wen­den, das Blut soll schließ­lich wie­der zum Ge­hirn flie­ßen“, er­klärt Böt­ti­ger. „Das kann auch mal mit Rip­pen­brü­chen ein­her­ge­hen.“  
Wer Angst da­vor hat, dass es auf ein­mal kna­cken könn­te, den kann der Me­di­zi­ner aber be­ruhi­gen: „So schmerz­haft ein Rip­pen­bruch auch ist, er ist zu ver­nach­läs­si­gen im Ver­gleich zu den Fol­gen, die aus ei­ner un­ter­las­se­nen Hil­fe oft­mals re­sul­tie­ren“, so der Me­di­zi­ner. Oh­ne die dro­hen et­wa mas­si­ve geis­ti­ge Schä­di­gun­gen auf­grund des Sauer­stoff­man­gels im Ge­hirn. Oder eben der Tod, nach nur we­ni­gen Mi­nu­ten.  

Feh­ler und Ver­let­zun­gen oh­ne recht­li­che Fol­gen

Ob ei­ne ka­put­te Rip­pe, an­de­re Ver­let­zun­gen oder Feh­ler: Kon­se­quen­zen ha­ben Erst­hel­fe­rin­nen und Erst­hel­fer in die­sen Fäl­len nicht zu be­fürch­ten, das Recht schützt sie gut. „Wer Ers­te-Hil­fe-Maß­nah­men in der Auf­re­gung nicht rich­tig an­wen­det, kann da­für spä­ter nicht haft­bar ge­macht wer­den“, stellt Bernd Böttiger klar. 

Und für Erst­hel­fer gibt es auch in der Not­fall­si­tua­tion selbst Hil­fe: „Die Leit­stel­le des Ret­tungs­diens­tes kann et­wa auch via Te­le­fon die Herz­druck­mas­sa­ge er­klä­ren und un­ter­stüt­zen“, so Böttiger. Sich erst ein­mal im In­ter­net Rat zu ho­len, da­von rät er eh­er ab. „Im Not­fall muss es schnell ge­hen und man steht un­ter enor­mer Be­las­tung, so­dass es dann nicht mög­lich ist, erst ein Vi­deo an­zu­se­hen.“  

Was je­de und je­der da­für tun kann, um im Ernst­fall gut vor­be­rei­tet zu sein: sich im­mer wie­der mit dem The­ma Ers­te Hil­fe aus­ein­an­der­set­zen – et­wa durch ent­spre­chen­de Kur­se. „Da das Wis­sen sel­ten an­ge­wen­det wird und da­her re­la­tiv schnell in Ver­ges­sen­heit ge­rät, emp­feh­len wir al­le zwei Jah­re ei­ne Auf­fri­schung“, so DRK-Arzt Böttiger. 

Foto: Benjamin Nolte/dpa-tmn
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Autor dieses Beitrags

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz ist Mit­­a­r­bei­­te­­rin der Öffent­lichen Olden­burg. Sie ist ver­ant­wort­lich für den Be­reich Pres­se und Kommu­ni­ka­tion.

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