Essen mit Nutri-Score
16. Dezember 2022Zwei Jahre Label für gesündere Ernährung.
Etwa 40 Prozent aller verarbeiteten Lebensmittel sind inzwischen mit der Skala für eine gesündere Ernährung ausgestattet. Zu wenig, meinen die Verbraucherzentralen und kritisieren die Freiwilligkeit. Auch mit Tricks können die Hersteller ihre Bewertung verbessern.
Zwei Jahre alt geworden ist er gerade – der Nutri-Score. Rechtssicher verwendet werden kann er in Deutschland von Lebensmittelherstellern seit dem Herbst 2020. Inzwischen ziert er die Vorderseite der Verpackung von etwa 40 Prozent aller verarbeiteten Lebensmittel in Supermärkten und bei Discountern. Und auch die Verbraucherinnen und Verbraucher nehmen ihn inzwischen bewusster war. Aber wissen sie auch, was der Nutri-Score aussagt?
Skala von A bis E
„Ziel dieses Labels ist es, Verbraucherinnen und Verbraucher die Auswahl solcher Lebensmittel zu erleichtern, die zu einer ausgewogenen Ernährung beitragen – und das auf möglichst einfache Weise. Auf einen Blick sollen sie die Nährwerte von verarbeiteten Lebensmitteln vergleichen können“, so die Verbraucherzentralen. Bewertet werden Nährstoffe und weitere Inhaltsstoffe mit einer Skala von fünf Stufen, von A bis E.
Ein A zeigt die beste Bewertung, ein E die schlechteste. Meist sind die Buchstaben farbig hinterlegt und auf der Skala hervorgehoben: vom dunkelgrünen A über gelb und orange bis zum roten E. Berechnet wurden sie von unabhängigen Wissenschaftlern. Es gibt Punkte für die Inhaltsstoffe, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken können, wie Ballaststoffe, Proteine, Obst, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte oder Raps, Walnuss- und Olivenöl. Und es gibt Punkte für den Kaloriengehalt und Nährstoffe, bei denen sich der Verzehr negativ auf die Gesundheit auswirken kann, wie Zucker, Salz oder gesättigte Fettsäuren. Die positiven Punkte werden mit den negativen Punkten nach einem Algorithmus verrechnet. Die Endpunktzahl wird in eine der fünf Stufen der Skala übersetzt.
Gut zu wissen
Was kann der Nutri-Score und was nicht? Zunächst: Er ist freiwillig; kein Lebensmittelhersteller muss ihn verwenden. Die Verbraucherzentralen kritisieren daher auch die aus ihrer Sicht geringe Verbreitung von nur 40 Prozent. Bei Pizzas sind es übrigens rund 70 Prozent, bei Brot etwa 44 Prozent, bei Milchgetränken und Cerealien aber nur 28 Prozent. Und im vergangenen Jahr habe die Verbreitung des Nutri-Scores auch nur noch um sieben Prozentpunkte zugenommen.
Denn: Verglichen werden nur Lebensmittel einer Produktgruppe, also Pizzas mit Pizzas oder Müslis mit Müslis, aber nicht etwa Zitronenlimonade mit Erdbeerjoghurt. Außerdem: Keine Auskunft gibt der Nutri-Score über enthaltene Zusatzstoffe und Aromen. So haben zuckerfreie Getränke oft einen guten Nutri-Score, enthalten aber Süßungsmittel. „Unternehmen können den Nutri-Score bei ihren Produkten leicht durch kleine Tricks kostengünstig verbessern, indem sie mehr Zusatzstoffe einsetzen, also etwa Zucker durch Süßstoffe ersetzen“, kritisieren die Verbraucherzentralen. Sie bemängeln auch die mangelnde Kontrolle durch die Behörden in den Bundesländern. Bei einem Marktcheck seien immerhin 17 Produkte mit einem falschen Nutri-Score gekennzeichnet gewesen.
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