Leben

Das Leben verlängern

6. Juni 2024

Viele Gewohnheiten können wir selbst beeinflussen.

Die Menschen wer­den im Schnitt immer älter. Viele ster­ben aber auch be­reits recht früh. Dabei gibt es vie­le Ge­wohn­hei­ten und Fak­to­ren, die wir selbst be­ein­flus­sen kön­nen, um mög­lichst lang ge­sund und glück­lich zu leben, wie Stu­dien zei­gen. Eine Ge­fahr gibt es aber auch: der Klima­wandel.

Von der eng­li­schen Schrift­stel­le­rin George Eliot stammt der Satz: „Das Alter bringt die Ernte des­sen, was man im Leben gesät hat.“ Man soll­te also im Leben kräf­tig säen, um im Alter reich zu ern­ten. Und säen für ein lan­ges Leben mit guter Ernte kann man viel, wie Studien zeigen.

Längeres Leben mög­lich

Die ame­ri­ka­ni­sche For­sche­rin Xuan-Mai T. Nguyen von der Uni­ver­sity of Illi­nois hat mit einem Team die Ge­sund­heits­da­ten von rund einer vier­tel Mil­lion US- Sol­da­ten und Sol­da­tin­nen aus meh­re­ren Jahr­zehn­ten aus­ge­wer­tet – mit dem Er­geb­nis: Be­stimm­te Le­bens­stil-Ver­hal­tens­wei­sen ver­län­gern das Leben er­heb­lich. 40-jäh­ri­ge Män­ner etwa kön­nen mit einem ge­sun­den Le­bens­stil im Durch­schnitt 23,7 Jahre län­ger leben als mit einem schäd­lichen Le­bens­stil, Frauen 22,6 Jahre. „Wir waren wirk­lich über­rascht, wie viel man er­rei­chen kann, wenn man ein, zwei drei oder alle acht Ge­wohn­hei­ten als Lebens­stil an­nimmt“, bi­lan­ziert die Stu­dien­au­to­rin. Acht Fak­to­ren seien dabei zentral.

Acht Goldene Regeln

Gut mit nega­ti­vem Stress umgehen.

Hier geht es darum, sich aus der stän­di­gen Reiz­über­flu­tung des All­tags öf­ters be­wusst raus­zu­neh­men (Stich­wort: Smart­phone), sich Ruhe­pau­sen zu gön­nen. „Wenn man sei­nem Leben einen Sinn gibt, kann das sie­ben zu­sätz­liche Jahre brin­gen“, sagt Sandra Holasek von der Me­di­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Graz, die sich die US-Stu­die genau an­ge­sehen hat.

Vollwertige, pflanz­lich do­mi­nier­te Er­näh­rung.

Dazu zäh­len an ers­ter Stel­le Obst und Gemüse. Aber auch Hül­sen­früch­te, Fisch und Nüsse. Mög­lichst mei­den: hoch­ver­ar­bei­te­tes Essen.

Regelmäßige kör­per­liche Be­we­gung.

Dabei geht es um die kon­ti­nuier­liche Be­we­gung im All­tag. Jeder Schritt, der zu Fuß zu­rück­ge­legt wird, zählt.

Nicht rauchen.

Dies ist, all­seits be­kannt, das größte Ge­sund­heits­risiko.

Alkohol nur in Maßen.

Ein oder zwei Glas Wein, etwa zum Essen, sind okay.

Erholsamer Schlaf.

Sieben Stun­den Schlaf und das regel­mä­ßig wer­den als ideal angesehen.

So wenig Schmerz­mittel wie möglich.

In den USA ist die Schmerz­mit­tel­sucht schon zu einer rich­ti­gen Epi­de­mie ge­wor­den – bis hin zu Opioiden.

Positive soziale Be­zie­hun­gen.

Wer in ein ins­pi­rie­ren­des so­zia­les Um­feld ein­ge­bun­den ist, lebt län­ger. Bei Men­schen, die ein­hun­dert Jahre alt wer­den, war das fast immer so.

All diese Fak­to­ren kön­nen wir selbst be­ein­flus­sen. Weder spie­len die Gene hier eine Rolle noch äußere Ein­flüsse. Und das Schöns­te: Diese Le­bens­stile kos­ten nichts, sparen teil­weise sogar rich­tig Geld, wie der Ver­zicht auf Zi­ga­ret­ten und Alkohol.

Und noch ein paar Regeln

Eine extre­me Lang­zeit­stu­die über bis zu acht Jahr­zehn­te der Harvard Medical School hat noch wei­te­re Fak­to­ren für ein glück­liches und län­ge­res Leben aus­ge­macht: Das Stre­ben nach Bil­dung, ein funk­tio­nie­ren­der, guter Um­gang mit den Mit­men­schen, Geduld und Durch­halte­ver­mö­gen, Nächs­ten­liebe, Humor und Groß­zü­gig­keit. Auch die­se Eigen­schaf­ten kos­ten kein Geld, und jeder kann dafür etwas tun. Aller­dings haben die Harvard-For­scher auch einen Lang­le­big­keits-Faktor aus­ge­macht, den wir nicht selbst be­ein­flus­sen kön­nen: Glück in der Kind­heit. Hier­für sind in gro­ßem Maße die Eltern ver­ant­wortlich.

Gefahr Klimawandel

Das Team um die US- For­sche­rin Xuan-Mai T. Nguyen hat aber auch noch eine War­nung parat. Der Trend zu län­ge­rem Leben könn­te ge­bremst, ja sogar um­ge­kehrt wer­den durch den Klima­wan­del. Stei­gen­de Tem­pe­ra­tu­ren hät­ten einen ne­ga­ti­ven Ein­fluss auf die Ge­sund­heit. Nach einer ers­ten, noch mit Vor­sicht zu ge­nie­ßen­den Stu­die könn­te der Klima­wan­del Men­schen durch­schnitt­lich sechs Monate an Lebens­zeit kosten.

Je früher desto besser

Für die Grazer For­sche­rin Sandra Holasek steht fest: „Je frü­her man sei­nen Le­bens­stil auf ge­sund än­dert, desto grö­ßer sind die Chan­cen auf ge­sun­des Al­tern.“ Diese Er­kennt­nis hatte aller­dings auch schon der bri­ti­sche Phi­lo­soph und Mathe­ma­ti­ker Bertrand Russell: „Wer im Alter jung bleiben will, der muss früh damit anfangen.“ Russell wurde fast einhundert Jahre alt; er starb im 98. Lebensjahr.

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