• Anlage in Krise

    „Buy and hold“

    Diese Anleger-Stra­te­gie lohnt auch in Krisen

Aktien kaufen und über Jahr­zehn­te hin­weg im De­pot lie­gen las­sen. Lang­wei­lig? Viel­leicht, aber: Diese „Buy and hold“-Stra­te­gie rech­net sich. Lang­fris­tig kön­nen An­le­ger so meist sat­te Ren­di­ten er­zie­len.

3. Juni 2020

Zugegeben, sie klingt schräg, die Weis­heit des 1999 ver­stor­be­nen Bör­sen­gu­rus André Kostolany. Sinn­ge­mäß riet er: Kau­fen Sie Ak­tien, neh­men Sie Schlaf­ta­blet­ten, und wer lan­ge genug schläft, wird ir­gend­wann reich auf­wachen. An­le­ger soll­ten dies natür­lich nicht wört­lich neh­men. Viel­mehr woll­te Kostolany damit aus­drücken: Ge­duld zahlt sich am Ak­tien­markt aus.
„Für den lang­fris­ti­gen Ver­mö­gens­auf­bau ist ‚Buy and hold‘ die mit Ab­stand er­folg­reichs­te Stra­te­gie, die sich über Jahr­zehn­te be­währt hat und mit Zah­len und Sta­tis­ti­ken be­legt wer­den kann“, sagt Thomas Mai von der Ver­brau­cher­zen­tra­le Bremen. Also: Am Ak­tien­markt nichts über­stür­zen, son­dern be­son­nen bleiben.

Auch in Kri­sen Ruhe be­wah­ren

„Derzeit be­steht die Ge­fahr, dass durch fan­ta­sie­rei­che In­ter­pre­ta­tio­nen eines Ge­sche­hens wie der Corona-Krise die sta­tis­ti­schen Ren­di­te­prog­no­sen an den Rand ge­drängt wer­den“, er­klärt Prof. Ingrid Größl, Vor­stand des Ins­ti­tuts für Fi­nanz­dienst­leis­tun­gen (iff) in Hamburg.
Es wäre ein Feh­ler, Ak­tien, die für lan­ge Zeit im Depot lie­gen sol­len, wegen der Corona-Krise zu ver­kau­fen. „Auch die­se Kri­se wird eines Tages aus­ge­stan­den sein, und die Lage an den Bör­sen wird sich wie­der nor­ma­li­sie­ren“, so Größl.

Auf die richtige Mischung achten

Vor allem für Aktien-Un­er­fah­re­ne gilt: „Besser mit­schwim­men als spe­ku­lie­ren“, rät Mai, denn Spe­ku­lie­ren ist hoch­ris­kant. An­le­ger soll­ten Ak­tien breit ge­streut kau­fen. „Für ein breit ge­streu­tes Ak­tien­pa­ket spricht, dass die täg­lichen Kurs­aus­schlä­ge in einem ge­wis­sen Um­fang neu­tra­li­siert wer­den“, er­klärt Größl.
Zudem ver­hin­dert dies, dass An­le­ger ihr ge­sam­tes Aktien-In­vest­ment ver­lie­ren, wenn ein Unter­neh­men In­sol­venz an­mel­det. An­le­ger müs­sen sich dann auch nicht stän­dig um ihre Ak­tien küm­mern und sie spa­ren Kos­ten, die mit häu­fi­gen Trans­ak­tio­nen ver­bun­den sind.
Anleger dür­fen aber „sich nicht stän­dig küm­mern“ nicht mit „sich gar nicht küm­mern“ ver­wech­seln. Denn steigt der Kurs einer Ein­zel­ak­tie ge­gen­über den an­de­ren an, steigt auch der wert­mä­ßi­ge An­teil die­ser Ak­tie im Porte­feuil­le. „Damit ver­bun­den ist ein ver­än­der­tes Er­trags-Ri­si­ko-Pro­fil“, er­läu­tert Größl.

Die Geldanlage breit streuen

Um dies zu ver­mei­den, soll­ten An­le­ger die „Buy and hold“ – Stra­te­gie mit ETFs kom­bi­nie­ren – also mit pas­si­ven, an der Bör­se ge­han­del­ten In­dex­fonds. Sie bil­den einen Index nach, zum Bei­spiel den Deut­schen Ak­tien­in­dex (DAX). Ein ak­ti­ves Ma­na­ge­ment ent­fällt dabei.
Ganz wichtig: „An­le­ger soll­ten breit über Re­gio­nen und Bran­chen streuen, also ETFs mit vie­len Ti­teln wäh­len“, rät Mai. Also nicht auf Eurostoxx 50, son­dern bei­spiels­weise auf Eurostoxx 600 set­zen. „Das in Ak­tien und ETFs an­ge­leg­te Geld muss min­des­tens zehn bis 15 Jah­re un­an­ge­tas­tet blei­ben“, rät Mai.
Generell eig­net sich die „Buy and hold“-Stra­te­gie für jede lang­fris­ti­ge Geld­an­la­ge. „Sie ist vor allem ideal für die Alters­vor­sor­ge“, er­klärt Klaus Morgenstern vom Deut­schen Ins­ti­tut für Al­ters­vor­sor­ge. Auch er em­pfiehlt ETFs.
 
Foto: Christin Klose/dpa-mag

Autorin

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz ist Mit­­a­r­bei­­te­­rin der Öffent­lichen Olden­burg. Sie ist ver­ant­wort­lich für den Be­reich Pres­se und Kommu­ni­ka­tion.

Mail an "Wir sind Nähe"

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