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    Psychotherapie

    Welche Methode passt zu mir?

Ob bei Ängsten, einer De­pres­sion oder psycho­so­ma­tischen Er­kran­kungen – eine Psycho­thera­pie kann helfen. Aber wie findet man einen Thera­peuten oder Thera­peutin? Und welches Ver­fahren ist ge­eig­net?

03. Juni 2024

Wer mentale oder psychische Probleme hat und Hilfe sucht, findet im Internet viele Angebote. Doch wirklich profes­sio­nel­le Hilfe bietet eine Psycho­thera­pie. Vier zuge­lassene und von den Kranken­kassen bezahlte Ver­fahren gibt es sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugend­liche: die Verhaltens­thera­pie, die syste­mische Therapie sowie die tiefen­psycho­lo­gisch fundierte und die analy­tische Therapie. Die beiden letzteren werden unter dem Begriff psycho­dyna­mische Thera­pien zusam­men­ge­fasst.
Derzeit (noch) nicht zugelassen seien die huma­nistischen Ver­fahren, erklärt Susanne Berwanger, Verhaltens­thera­peutin und Vorsitzende des Berufs­ver­bands Deutscher Psycho­lo­ginnen und Psycho­logen. Hier gibt es ver­schie­dene Richtungen, etwa die Ge­sprächs- oder Gestalt-Psycho­thera­pie sowie das Psycho­drama.

Der erste Zugang zum Psycho­thera­peuten

Welche Methode passt nun zu wem? „Genau diese Frage lässt sich in einer psycho­thera­peuti­schen Sprech­stunde klären“, sagt Psycho­thera­peut Gebhard Hentschel, der Bundes­vor­sitzen­der der Deutschen Psycho­therapeuten­ver­eini­gung ist. Die Sprech­stunden werden Hentschel zufolge nahezu bundes­weit zeit­nah angeboten und sind vor einer Behandlung Pflicht. Dafür benötigen Inte­ressierte keine Über­weisung.
Kassen­pa­tien­ten können sich auch über die zentrale Termin­ver­mitt­lungs­stel­le der Kassen­ärzt­lichen Vereini­gungen einen Termin geben lassen, telefonisch unter 116117 oder online (https://www.116117-termine.de/). Sollte das inner­halb weniger Wochen nicht möglich sein, ver­mittle die Termin­service­stelle an eine Ambulanz, erklärt Christa Roth-Sackenheim. Sie ist Fach­ärztin für Psychia­trie und Psycho­therapie und zweite Vorsitzende des Berufs­ver­bandes Deutscher Psychiater.
Die Sprech­stunde bieten Ärztinnen und Thera­peuten ver­schiedener Fach­rich­tungen an. In dreimal 50 Minuten oder sechsmal 25 Minuten wird untersucht, ob überhaupt eine psychische Störung vorliegt und eine Psycho­therapie sinnvoll ist. Auch wird eine Empfehlung für ein psycho­therapeu­tisches Ver­fahren aus­gesprochen oder alter­native Hilfs- und Behand­lungs­angebote ab­gestimmt.
Verschiedene Verfahren testen
Bevor die eigentliche Psychot­herapie beginnt, können bis zu vier probatorische Sitzungen wahr­genommen, verschiedene Verfahren und damit Behandelnde ausprobiert werden. In dieser Zeit ist auch ein Wechsel möglich. Erst danach stellt man einen Antrag auf Bewilligung an die Kranken­kasse. Bei dringendem Behandlungs­bedarf und in Krisen besteht die Möglichkeit einer Akut­behandlung, die aus bis zu zwölf Therapie­ein­heiten à 50 Minuten besteht – ohne Antrag bei der Kranken­kasse und ohne proba­to­rische Sitzungen.

Verhaltens­therapie

Die Verhaltens­therapie ist gut geeignet zur Behandlung von Angst- und Zwangs­störungen. Verhalten bezieht sich in diesem Fall auf das Denken, Fühlen und das praktische Verhalten. „Hier kommt man relativ rasch zu konkreten Ergeb­nissen“, sagt Roth-Sackenheim. Bei Phobien etwa wird der Patient oder die Patientin mit der Angst oder dem Ort der Angst kon­fron­tiert. Anschließend besprechen sie mit dem Arzt oder der Thera­peutin die Reak­tionen, machen sich ihre Gedanken bewusst und versuchen sie zu ändern. „Die Ver­haltens­therapie arbeitet viel mit Übungen an konkreten Symptomen“, sagt Hentschel. Dabei stehen auch Ent­span­nungs­übungen auf dem Programm.

Psycho­dynamische Verfahren

Grundlage der psycho­dynamischen Verfahren ist immer das Gespräch. „In der Tiefen­psycho­logie geht man vom aktuellen Konflikt aus und schaut sich an, ob es einen Zusam­menhang zu bereits Erlebtem gibt“, sagt Hentschel, der selbst tiefen­psycho­logisch fundierte Therapie anbietet. Wiederholen sich hier beispiels­weise erlernte Muster? Gibt es unbewältigte Konflikte in der Ver­gangen­heit, die eine Bewältigung im Hier und Jetzt erschweren?
Wer sich beispielsweise im Job nicht abgrenzen kann, viel Verantwortung übernimmt und dadurch einen Burn-out beziehungs­weise eine Depression entwickelt, könnte bereits im Eltern­haus gelernt haben, (zu früh) zu viel Verant­wortung für Aufgaben in der Familie zu übernehmen, aus welchen Gründen auch immer. Praktische Elemente können hier eben­falls ent­halten sein.

Psychoanalyse

Bei der analy­tischen Therapie stehen konflikt­hafte Be­ziehungs­erfahrungen im Fokus, man arbeitet mit dem Unbewussten. „Es wird davon ausgegangen, dass sich in der aktuellen Beziehung zum Thera­peuten die alten kind­lichen Beziehungs­erfahrungen und Konflikte zeigen und durch die thera­peutische Beziehung nicht nur transparent gemacht, sondern auch aufgelöst werden“, sagt Berwanger. Übrigens findet diese Therapie heut­zutage nicht mehr unbedingt klassischer­weise im Liegen statt wie noch zu Sigmund Freuds Zeiten.

Systemische Therapie

Die syste­mische Therapie bezieht die unmit­telbare Umge­bung wie etwa die Familie mit ein. „Es geht um Beziehungs­strukturen, eine Sitzung kann also mit mehreren Personen stattfinden – entweder real oder indem man sie sich vorstellt“, sagt Hentschel. Die Familien­auf­stellung ist eine typische Variante der systemischen Therapie.
Wie man sich auch entscheidet, es gilt, wie Hentschel zusam­menfasst: „Das Verfahren kann noch so gut geeignet sein, wichtig ist die profes­sionel­le psycho­thera­peu­tische Beziehung. Wenn es zwischen Patient und Thera­peu­tin nicht stimmt, dann wird es nicht zum Ziel führen.“
Foto: Werner Dietrich/Westend61/dpa

Autorin

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz ist Mit­­a­r­bei­­te­­rin der Öffent­lichen Olden­burg. Sie ist ver­ant­wort­lich für den Be­reich Pres­se und Kommu­ni­ka­tion.

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