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Der ewig Grüne
Drei gute Gründe für den Efeu im Garten
Jeder kennt ihn, nicht alle lieben ihn: Der Efeu ist eine schöne, auch im Winter grüne Kletterpflanze. Aber wussten Sie auch, dass er sehr alt werden kann – und dazu ein echter Tierfreund ist?
7. Dezember 2022
Der Efeu ist ein Überlebenskünstler. Er kommt selbst mit ungünstigen Bedingungen gut zurecht und wächst das ganze Jahr über weiter, wenn es die Temperaturen zulassen. Daher schließt er nach seiner Pflanzung rasch Lücken. Und selbst wenn man den Efeu im Herbst zurückschneidet, im Frühling ist die Stelle schon wieder kräftig überwachsen. Der Efeu ist aber noch viel mehr.
Der treue Lebenspartner:
Vor allem im Winter hat der Efeu (Hedera helix) seine Stunde: Er gehört zu den immergrünen Pflanzen und wirkt selbst an den tristesten und grauesten Tagen noch frisch. Auf eine Blüte muss man aber lange warten: acht bis zehn Jahre laut Verena Jedamczik vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Auch wenn uns der Zeitraum lang erscheinen mag, für den „Efeu“ ist er das nicht. „Wenn man weiß, dass Efeu durchaus 200 Jahre alt werden kann, relativiert sich die Dauer“, so Verena Jedamczik.
Ob es sich um ein jüngeres oder älteres Exemplar handelt, kann man nicht nur an der Blüte erkennen. Die Blätter sind anfangs eingekerbt – fast handförmig mit drei bis fünf dreieckigen Blattlappen, beschreibt Martin Nickol, Gartenkustos am Botanischen Garten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Im Vergleich dazu sind die Blätter im Alter nicht gelappt, sondern meist rauten- bis eiförmig. Nickol hat übrigens einen Tipp: Das ökologisch wertvolle ältere Exemplar lässt sich im Garten durch Stecklinge vermehren. „So kann man die anfängliche Wartezeit umgehen und hat niedrige, kompakte Pflanzen mit Blüten und Früchten.“
Der Tierfreund:
„Als Pflanze ist der Efeu für die Tierwelt des Gartens von großer Bedeutung“, sagt Martin Nickol. Sein Blatt- und Astwerk ist dicht verzweigt, so dass er ein guter Schutzraum für Vögel und Kleinsäugetiere ist. Und der Efeu bietet Futter – vor allem in Zeiten, in denen das nicht mehr selbstverständlich ist. Denn seine Blüte findet im September und Oktober statt. Schwebfliegen, Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge können den Nektar und die Pollen also zu einer Zeit sammeln, in der sonst nicht mehr viel blüht, sagt Nabu-Referentin Verena Jedamczik.
Und das hat auch Vorteile für uns Gärtner: Denn die Nahrungsquelle Efeu hilft den Weibchen von Schwebfliegen bei der Überwinterung, so Dr. Martin Nickol. Dann können sie im Frühling frühzeitig und zahlreich die Schädlingsbekämpfung im Garten übernehmen. Nach der Blüte entwickeln sich aus den traubigen Blütenständen blauschwarzen Beeren. „Vögel wie Amseln und Drosseln picken sich die Beeren als Winterfutter“, so Jedamczik.
Der Begrüner:
„Es handelt sich bei diesem Klettergehölz um einen Waldbewohner, der sich an schattigen bis halbschattigen Standorten besonders wohlfühlt“, sagt Verena Jedamczik vom Nabu. Und es erobert gerne Bäume. „Für einen ausgewachsenen Baum ist das kein Problem“, sagt Verena Jedamczik. Im Gegenteil: Der Efeu schützt den Baum, dessen Stamm er hochklettert, so sogar vor starker Besonnung und Frost. Verwendet man Efeu als Fassadenbegrünung, übernimmt er ähnlich eine dämmende Funktion am Gebäude.
Aber der Efeu hat als Kletterpflanze keinen ungeteilt guten Ruf. „Jungen Bäumen sollte ein Wachstumsvorsprung gewährt werden, bevor man ihnen ein Efeu an die Seite pflanzt“, rät Jedamczik. Auch an Hausfassaden kann er Schäden hinterlassen, da sich seine Haftwurzeln in Ritzen und Fugen der Wand verkeilen. „Daher muss der Putz vollkommen intakt sein“, sagt Martin Nickol.
Entfernt man den Efeu irgendwann, wird man die Fassadenverkleidung erneuern müssen. Denn Reste des Efeus bleiben am Putz, was nicht schön aussieht und nur schwer zu entfernen ist. Aber nicht erst dann macht der Efeu Arbeit: Man wird regelmäßig die Fenster freischneiden müssen. Daher sagt der Gartenkustos auch: „Man muss wissen, auf was man sich einlässt.“
Foto: David Ebener/dpa/dpa-tmn