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    Gequengel, Generve, Gepiepse

    Wie bleiben Autofahrer cool?

Die Kin­der quen­geln, der Ab­stands­war­ner piepst: Wäh­rend der Fahrt gibt es im Au­to manch­mal Stress. Da heißt es auch im Sin­ne der Ver­kehrs­si­cher­heit, ei­nen ge­las­se­nen Um­gang zu er­ler­nen.

13. Juni 2023

Das kann ner­ven­de Tech­nik sein, wenn sich das Au­to mit sei­nen As­sis­tenz­sys­te­men zu oft oder aus schein­bar un­ver­ständ­li­chen Grün­den mit­teilt. Schein­bar wir­re Park­piep­ser spre­chen zu sen­si­bel an, Ab­stands­war­ner las­sen Lämp­chen auf­blit­zen, Lenk­rä­der und Sitz­wan­gen vi­brie­ren. Aber auch Mit­fah­ren­de, auf dem Bei­fah­rer­sitz oder der Rück­bank, kön­nen die Per­son hin­ter dem Steu­er ir­ri­tie­ren oder stres­sen.
Sol­che Si­tua­tion gilt es zu ver­mei­den – wie, das ist auch ei­ne Fra­ge gu­ter Vor­be­rei­tung, in­dem man län­ge­re Au­to­fahr­ten vor­ab ge­dank­lich durch­spielt und sich mit der Funk­tions­wei­se der Bord­tech­nik ver­traut macht. So kön­ne Ab­len­kung und de­ren mög­licher­wei­se schlim­men Fol­gen vor­ge­beugt wer­den, sagt Thomas Wag­ner, Ver­kehrs­psy­cho­lo­ge bei der Sach­ver­stän­di­gen­or­ga­ni­sa­tion Dekra in Stutt­gart, der auch Vi­ze­prä­si­dent der Deut­schen Ge­sell­schaft für Ver­kehrs­psy­cho­lo­gie (DGVP) ist.

War­um las­sen sich Men­schen in solch ver­ant­wor­tungs­vol­len Si­tua­tio­nen wie dem Au­to­fah­ren über­haupt ner­ven?

Thomas Wagner: Vor­ge­schal­tet ist die Ab­len­kung. Sie ent­steht, wenn wir mit Rei­zen kon­fron­tiert wer­den, die neu­ar­tig oder aus an­de­ren Grün­den be­deut­sam sind. Rei­ze, die sich auf­drän­gen, sich mit ih­nen zu­sätz­lich zu be­schäf­ti­gen. Auch im Au­to pas­siert das. Und wenn es nicht so läuft, wie man sich das vor­stellt, ent­steht dann Stress.
Der Or­ga­nis­mus wird da­bei hoch­ge­fah­ren. Wie un­se­re Vor­fah­ren vor Jahr­tau­sen­den stel­len wir uns, ob hin­ter dem Steu­er oder nicht, auf Flucht oder Kampf ein, der Blut­fluss ver­la­gert sich vom Hirn mehr in die Ex­tre­mi­tä­ten. Man kann al­so nicht mehr rich­tig den­ken und han­delt ste­reo­typ oder mo­no­ton, und da kommt sel­ten Gu­tes da­bei her­aus. Sol­che aus­lö­sen­den Rei­ze, von de­nen ich spre­che, kön­nen im Au­to die Kin­der auf der Rück­bank sein, der Bei­fah­rer, aber auch das In­fo­tain­ment­sys­tem oder das Han­dy.

Neh­men wir das mensch­li­che Ab­len­kungs­po­ten­zial. Wie rea­giert man am bes­ten, wenn auf der Rück­bank Streit aus­bricht oder die Per­son auf dem rech­ten Platz sich mit Bes­ser­wis­se­rei an­dau­ernd ein­mischt?

Wagner: Da sind un­ter­schied­li­che Stra­te­gien ge­fragt. Ei­nem Bei­fah­rer kann man un­miss­ver­ständ­lich klar ma­chen, dass man als Fah­rer oder Fah­re­rin die ver­ant­wort­li­che Per­son am Lenk­rad ist. Nach dem Mot­to: Wenn Du nicht auf­hörst, hal­te ich an, und Du kannst zu Fuß wei­ter ge­hen. Im äu­ßers­ten Fall soll­te man sei­nen Wor­ten da ruhig auch mal Ta­ten fol­gen las­sen.
Es gibt übri­gens Stu­dien, die zei­gen, dass die ver­bale Ab­len­kung auf­grund von Un­ter­hal­tung mit dem Bei­fah­rer ge­nau­so sehr ab­lenkt wie währ­end der Fahrt mit dem Han­dy zu te­le­fo­nie­ren. Ich bin­de geis­ti­ge Ener­gie, die nicht mehr für die Stra­ße zur Ver­fü­gung steht, das un­ter­schät­zen vie­le. Nervt der Le­bens­part­ner von der Sei­te, ist die Ab­len­kung noch grö­ßer, da es oft emo­tio­na­ler zu­geht.
Bei Kin­dern liegt der Fall anders. Man muss sich vor a­llem auf Even­tua­li­tä­ten ein­stel­len, sich wapp­nen, in­dem die Fahrt mög­lichst gut ge­plant wird. Al­so vor­her über­le­gen, wo man Pau­sen ein­le­gen kann oder wie sich die Kin­der im Au­to be­schäf­ti­gen kön­nen. Gibt es Spie­le, die ih­nen Spaß ma­chen?
Es kommt aber na­tür­lich trotz­dem vor, dass Kin­der sich strei­ten oder quen­geln. Dann soll­te man ihnen kurz und in ru­hi­gem Ton ver­mit­teln, dass sich die Si­tua­tion bald än­dert und eine Pau­se an­kün­di­gen: Wir fah­ren in fünf Ki­lo­me­tern run­ter, bis da­hin schafft ihr das! Der Halt am Spiel­platz kann die Lö­sung sein. Nach der An­sa­ge soll­te man sich wie­der kon­se­quent der Fahr­auf­gabe wid­men oder sich am bes­ten im Vor­feld mit ei­nem mög­li­chen Bei­fah­rer auf ei­ne Auf­ga­ben­tei­lung ei­ni­gen: Ich fah­re, und du küm­merst dich um den Nach­wuchs.

Vor­be­rei­tung hilft al­so, um sich ge­gen so­zia­len Stress an Bord zu wapp­nen. Gilt das auch, wenn die Tech­nik nervt? Wenn piep­sen­de und blin­ken­de As­sis­tenz­sys­te­me es zu gut mei­nen?

Wir beo­bach­ten ei­nen Spa­gat, den die Sys­te­me meis­tern müs­sen. Denn die Men­schen un­ter­schei­den sich: Man­che be­grü­ßen War­nun­gen der Sys­te­me noch, währ­end an­de­re sich schon be­läs­tigt und be­vor­mun­det füh­len. Wich­tig ist es al­so, dass Men­schen sich ent­schei­den kön­nen, ob sie sich war­nen las­sen wol­len oder nicht.
Aus psy­cho­lo­gi­scher Sicht soll­ten be­stimm­te As­sis­tenz­sys­te­me ab­schalt­bar oder zu­min­dest per­so­na­li­sier­bar sein. Wenn sich Men­schen ge­gän­gelt füh­len, ist das sel­ten gut. Wich­tig ist auch, sich mit der Funk­tions­wei­se ver­traut zu ma­chen, in wel­chem Ab­stand und bei wel­chem Tem­po sich zum Bei­spiel ein Ab­stands­war­ner mel­det. Wer sich die Nütz­lich­keit der Sys­te­me ver­ge­gen­wär­tigt, beugt Stress vor.
As­sis­tenz­sys­te­me kön­nen aber auch ganz ohne Stress zu Ri­si­ken füh­ren. Wenn zum Bei­spiel Ab­stands­tem­po­mat und Spur­hal­te­as­sis­tent zu­sam­men ge­nutzt wer­den, wenn das Au­to ge­ge­be­nen­falls ei­gen­stän­dig lenkt, Gas gibt und bremst, al­so viel von der Fahr­auf­ga­be über­nimmt. Das wird zwar als kom­for­ta­bel emp­fun­den. Doch was dann pas­siert, ist ei­ne Über­for­de­rung durch Un­ter­for­de­rung.
 Weil ei­nem lang­wei­lig wird, wen­det man sich an­de­ren Rei­zen zu. Dann fan­ge ich an zu dad­deln, spie­le am Na­vi rum, ma­che was an­de­res. Ich ver­las­se mich auf die Un­ter­stüt­zung durch die As­sis­ten­ten und ver­nach­läs­si­ge mei­ne Pflich­ten. Et­was Ähn­li­ches ge­schieht bei Nacht­sicht­sys­te­men, die die mensch­li­che Wahr­neh­mung bei Dun­kel­heit un­ter­stüt­zen. Man glaubt bes­ser im Bilde zu sein – und re­du­ziert sei­ne Sorg­falts­pflicht. Das soll­te na­tür­lich nicht pas­sie­ren.
 
Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Autorin

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz ist Mit­­a­r­bei­­te­­rin der Öffent­lichen Olden­burg. Sie ist ver­ant­wort­lich für den Be­reich Pres­se und Kommu­ni­ka­tion.

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