• Gehirntraining_1680

    Neugier ja, Routine nein

    Was das Gehirn im Training hält

Geistig fit bleiben, das wünschen wir uns alle. Und zwar bis ins hohe Alter. Kann man das Gehirn wie einen Muskel trainieren?

10. März 2023

Ob Lie­ge­stütz oder Han­tel­trai­ning – wer seine Mus­keln stär­ken will, fin­det schnell wir­kungs­vol­le Übun­gen. Will man sein Ge­hirn trai­nie­ren, ist das et­was kom­pli­zier­ter. „Wir ver­ste­hen nicht wirk­lich, was im Ge­hirn pas­siert, wenn wir eine be­stimm­te Ge­hirn­leis­tung trai­nie­ren“, sagt Pro­fes­sor Emrah Düzel, Di­rek­tor am In­sti­tut für kog­ni­ti­ve Neu­ro­lo­gie und De­menz­for­schung. „Wir wis­sen im Grun­de nicht mal, wo ge­nau die Pro­zes­se ab­lau­fen.“
Was laut Emrah Düzel aber in al­ler Re­gel funk­tio­niert: ei­ne be­stimm­te Fer­tig­keit zu trai­nie­ren. Zum Bei­spiel, sich Te­le­fon­num­mern zu mer­ken. Wie sich das aber auf an­de­re Pro­zes­se oder Tei­le des Ge­hirns aus­wirkt, ist noch weit­geh­end un­klar. Die For­schung hat sich da­her das Ziel ge­­setzt, her­aus­fin­den, was die Ge­hirn­leis­tung ge­ne­rell trai­nie­ren könn­te.

Das Ge­hirn zu sti­mul­ie­ren, kann nicht scha­den

Auch wenn die Wis­sen­schaft noch vie­le of­fe­ne Fra­gen sieht: Es gibt Trai­nings­pro­gram­me für das Ge­hirn – zum Teil mit voll­mun­di­gen Ver­spre­chun­gen. Die sieht Neu­ro­lo­ge Düzel skep­tisch. An­de­rer­seits kön­ne man nichts falsch ma­chen, wenn man das Ge­hirn sti­mu­lie­re, glaubt er. Sinn­voll kann das nach ei­nem Schlag­an­fall sein, bei Kon­zen­tra­tions­pro­ble­men nach ei­ner Nar­ko­se, aber auch ein­fach so im All­tag.
Und es muss gar nicht kom­pli­ziert sein. Schon vor 150 Jah­ren ha­be ein ameri­ka­ni­scher Arzt ei­nem Po­li­ti­ker mit Ge­dächt­nis­pro­ble­men ei­nen Auf­trag ge­ge­ben: Er soll­te je­den Abend sei­ner Frau er­zäh­len, wen er am Tag al­les ge­trof­fen ha­be. „Das hat der Mann über meh­re­re Jah­re ge­macht“, sagt Düzel. Da­durch ha­be er sich bes­ser er­in­nern kön­nen. Wa­rum das so war, dar­über gibt es Dis­kus­sio­nen. „Ent­we­der war sein Ge­dächt­nis bes­ser ge­wor­den“, sagt Emrah Düzel, „oder er hat über die Zeit Stra­te­gien ent­wi­ckelt, wie er sich auf be­stimm­te In­hal­te kon­zen­trie­ren konn­te, und da­mit die In­for­ma­tio­nen bes­ser wahr­ge­nom­men und ge­spei­chert.“ Letzt­lich sei das aber egal, so­lan­ge es hel­fe.

Ge­hirn­trai­ning stärkt die Struk­tu­ren im Ge­hirn

„Das Kurz­zeit­ge­dächt­nis kann man trai­nie­ren, das Lang­zeit­ge­dächt­nis nicht“, sagt der Psy­cho­lo­ge Peter Sturm. Er ist ei­ner der Grün­der der Ge­sell­schaft für Ge­hirn­trai­ning und dort zu­stän­dig für die Aus- und Fort­bil­dung von Trai­ne­rin­nen und Trai­nern. Ge­hirn­trai­ning geht für ihn über rei­ne Ge­dächt­nis­übun­gen – wie das Mer­ken von Te­le­fon­num­mern – hin­aus. „Mo­der­nes Ge­hirn­trai­ning er­höht und sta­bi­li­siert die Grund­funk­tio­nen der men­ta­len Leis­tungs­fä­hig­keit“, sagt er. „Das ist der Lang­zeit­ef­fekt, kurz­zei­tig macht uns das Trai­ning schnel­ler und auf­merk­sa­mer.“ Zu­min­dest bis zum Al­ter von 80 bis 85 Jah­ren sei das durch Stu­dien be­legt. De­menz wer­de mit Ge­hirn­trai­ning zwar nicht auf­ge­hal­ten, aber die ver­blei­ben­den Struk­tu­ren im Ge­hirn wür­den ge­stärkt.
Und wie ge­nau ge­lingt das? „Al­les, was neu ist, weckt das Ge­hirn auf“, sagt der Psy­cho­lo­ge. „Sie kön­nen Din­ge, die Sie im All­tag tun, ein­fach mal ein biss­chen an­ders ma­chen.“ Ver­su­chen Sie zum Bei­spiel ein­mal, ei­nen Text zu le­sen, wenn Sie ihn falsch her­um hal­ten. Oder eine Hand­voll Zei­len dar­auf durch­ge­hen, wie oft der Buch­sta­be „n“ auf ein „e“ folgt. Au­ßer­dem kön­nen Sie das Ra­dio lei­ser stel­len und ver­su­chen, sich das Ge­sag­te zu­sam­men­zu­rei­men.

Be­we­gung tut dem Ge­hirn gut

„Das Ge­hirn mag kei­ne Rou­tine“, sagt Peter Sturm. Neue We­ge zu er­kun­den for­dert her­aus – auch ganz wört­lich in ei­ner frem­den Stadt oder beim Wald­spa­zier­gang. Und so­wie­so scheint Be­we­gung für das Ge­hirn we­sent­lich zu sein. „Die kör­per­li­che An­stren­gung, ver­bun­den mit der Neu­heit von et­was, ist ein wich­ti­ger Reiz“, sagt Neu­ro­lo­ge Emrah Düzel. Wich­tig ist aber auch ein lan­ger Atem. „Ge­nau wie beim Sport bringt es nichts, zehn Ta­ge im Fit­ness­stu­dio für je­weils fünf Stun­den zu trai­nie­ren“, so Düzel. „Der Kör­per braucht Er­ho­lungs­pha­sen und die braucht das Ge­hirn auch.“ Über die Dau­er der Ver­ar­bei­tung und Re­or­ga­ni­sa­tion im Ge­hirn ist aber eben­falls noch we­nig be­kannt.

Neugier und Kontakt mit anderen

„Wer neu­gie­rig ist, braucht im Grun­de kein Ge­hirn­trai­ning“, sagt Peter Sturm. „Ge­hirn­trai­ning ist ei­ne Hilfe, wenn man im All­tag zu wenig ge­for­dert ist.“ Das kann zum Bei­spiel Men­schen be­tref­fen, die län­ger in ei­ne Re­ha müs­sen. Oder Äl­te­re, die nicht mehr so mo­bil sind. Der Psy­cho­lo­ge bil­det auch Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter in Re­ha-Kli­ni­ken und Se­nioren­hei­men wei­ter.
„Auch Kon­takt ak­ti­viert das Ge­hirn“, be­tont er. Letzt­lich ist ein in­te­res­san­tes Ge­spräch das bes­te Ge­hirn­trai­ning. „Man hört hin und rea­giert auf das Ge­sag­te. Das er­for­dert Krea­ti­vi­tät, Flexi­bi­li­tät, Merk­fähig­keit“, sagt Peter Sturm. „Und das kann man auch mit Leu­ten ma­chen, die stark ein­ge­schränkt sind. Dann stellt man halt Fra­gen, die sie mit Ja oder Nein be­ant­wor­ten kön­nen.“
Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Autorin

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz ist Mit­­a­r­bei­­te­­rin der Öffent­lichen Olden­burg. Sie ist ver­ant­wort­lich für den Be­reich Pres­se und Kommu­ni­ka­tion.

Mail an "Wir sind Nähe"

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