Unfallforschung der Ver­siche­rer for­dert mehr Sicher­heit für Kin­der in Lasten­fahr­rädern

Lastenfahrräder sind in aller Regel für den Trans­port von Kin­dern nicht aus­rei­chend ge­eig­net. Das ist ein Er­geb­nis einer wis­sen­schaft­lichen Stu­die der Unfall­for­schung der Ver­siche­rer (UDV). „Eltern nut­zen zur Mit­nahme ihrer Kin­der in Las­ten­fahr­rä­dern über­wie­gend drei­rä­dri­ge Ein­stiegs­mo­delle. Diese sind schwer zu fahren und hoch­gra­dig kipp­an­fäl­lig. Den Kin­dern bie­ten sie bei einem Unfall kei­ner­lei Schutz für Kopf und Ober­kör­per“, sagt UDV-Lei­te­rin Kirstin Zeidler.

22. März 2024

Weder Sitzbänke noch Rücken­leh­nen seien für die siche­re Be­för­de­rung von Kin­dern aus­rei­chend. Dazu komme, dass jedes zwei­te Kind im Las­ten­fahr­rad kei­nen Helm trage und ein Drit­tel gar nicht oder nicht kor­rekt an­ge­gur­tet sei. „Der häu­figs­te Unfall bei Las­ten­fahr­rä­dern ist der Allein­un­fall, also ohne Be­tei­li­gung Drit­ter. Siche­rer könn­ten Las­ten­fahr­rä­der sein, wenn sie über Nei­ge­tech­nik ver­füg­ten sowie Sitze mit Kopf­schutz, wirk­same Gurte und eine Sicher­heits­zelle als Auf­prall­schutz hätten“, so Zeidler. „Dafür müsste bei­spiels­weise die be­ste­hen­de DIN-Norm ver­schärft wer­den.“ Neben den Her­stel­lern nimmt die UDV auch den Ge­setz­ge­ber in die Pflicht: Die Vor­schrif­ten in der Stra­ßen­ver­kehrs­ord­nung zur Kin­der­be­för­de­rung mit Fahr­rä­dern um­fas­sen keine spe­ziel­len An­for­de­run­gen für Las­ten­fahr­rä­der. „Diese Re­ge­lungs­lücke soll­te der Ge­setz­geber schnell schlie­ßen“, so Zeidler. Auch ei­ge­ne Zu­las­sungs­tests von Las­ten­fahr­rä­dern für den Kin­der­trans­port seien sinn­voll.

Fahrradan­hänger sind siche­rer, aber auch mit Schwächen

Für die Studie „Kin­der­trans­port auf dem Fahr­rad“ haben die Unfall­for­scher der Ver­siche­rer neben Las­ten­fahr­rä­dern auch die Be­för­de­rung von Kin­dern in Fahr­rad­an­hän­gern sowie Kin­der­sit­zen über dem Ge­päck­trä­ger unter­sucht. „Vor­teil des An­hän­gers ist sei­ne Sicher­heits­zelle: Fest an­ge­gur­tet, be­rührt das Kind selbst bei einem Über­schlag nicht den Boden“, sagt Zeidler. Aller­dings habe auch dies phy­si­ka­li­sche Gren­zen, etwa bei Kolli­sio­nen mit schnel­le­ren Pkw. Zudem stelle sich der An­hän­ger bei Ge­fah­ren­brem­sung schnell quer, sei leicht zu über­sehen und könne wegen sei­ner Brei­te hän­gen­blei­ben. „Kinder­fahr­rad­an­hän­ger ver­un­fal­len meist beim Ein­bie­gen in und Kreu­zen einer Stra­ße“, so Zeidler. Op­ti­mie­rungs­vor­schlä­ge der Un­fall­for­scher sind eine fest ver­bau­te Be­leuch­tung, eine teles­ko­pier­bare, feste Fahne mit Blink­licht und eine eigene Brem­se, die das Quers­tel­len des An­hän­gers ver­hin­dert. „Zudem müssen die Er­wach­se­nen bes­ser auf Helm und Gurte ach­ten: Jedes zweite Kind trägt im An­hän­ger kei­nen Helm, fast jedes vierte ist nicht oder nicht kor­rekt an­ge­gurtet.“

Kindersitze über Gepäck­trä­ger mit er­höh­ter Ver­let­zungs­gefahr

Beim Kinder­sitz hin­ten am Fahr­rad sind hin­ge­gen das weit oben sit­zen­de Kind und die Fall­höhe bei einem Unfall pro­ble­ma­tisch. „Der hohe Schwer­punkt macht das Fahr­rad in­sta­bil – beim Ste­hen, An­fah­ren, Aus­wei­chen und Brem­sen“, so Zeidler. „Beim Sturz ist die Ver­let­zungs­ge­fahr für das Kind groß“. Auch hier über­wie­gen Allein­un­fäl­le. Die UDV for­dert daher, das ak­tuell gel­ten­de Höchst­ge­wicht von 22 Kilo­gramm für Kin­der im Kin­der­sitz zu re­du­zie­ren. Her­stel­ler soll­ten zudem den Sei­ten­schutz im Kopf­be­reich op­ti­mie­ren und Stand­sicher­heit für das Fahr­rad schaf­fen, etwa mit Drei­bein-Stän­der. „Eltern schät­zen die Gefahr beim Kin­der­sitz zwar bes­ser ein, aber den­noch trägt jedes fünfte Kind auch hier kei­nen Helm“, so Zeidler. Immer­hin sind fast 90 Pro­zent der Kin­der im Sitz kor­rekt an­ge­gur­tet.
Radunfälle mit mit­fah­ren­den Kin­dern sind ver­gleichs­wei­se selten, neh­men aber zu. Nach den für 2022 ver­füg­ba­ren ak­tuel­len Zah­len er­eig­ne­ten sich in Deutsch­land 222 die­ser Unfälle (+45 Pro­zent im Ver­gleich zum Vor-Corona-Jahr 2019), zwölf Kin­der wurden dabei schwer ver­letzt. Un­fall­geg­ner bei Rad­un­fäl­len mit mit­fah­ren­den Kin­dern ist meist der Pkw. Zweit­häu­figs­te Un­fall­kons­tel­la­tion sind Un­fäl­le ohne Be­tei­li­gung Drit­ter. Laut Nut­zer­be­fra­gung wer­den Kin­der auf dem Fahr­rad meist im Kin­der­sitz be­för­dert (35 Pro­zent), fast ge­nau­so häu­fig im Las­ten­fahr­rad (31 Pro­zent) und am we­nigs­ten im An­hän­ger (28 Pro­zent). 43 Pro­zent aller Kinder tra­gen kei­nen Helm, 21 Pro­zent sind nicht rich­tig oder gar nicht an­ge­gur­tet.

Für die Studie hat die UDV Un­fall­da­ten ana­ly­siert, Nut­zer be­fragt, die Fahr­dy­na­mik mit­tels Pro­ban­den­ver­suchen und Com­pu­ter­si­mu­la­tio­nen unter­sucht sowie Crash­ver­suche durch­ge­führt.
Quelle: UDV-Medieninformation

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