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Umweltfreundlicher Kosmetikkauf
Darauf können Sie achten
Inhalt und Verpackung: Auch beim Kosmetikkauf kann man möglichst umweltfreundliche Produkte bevorzugen. Doch wie erkennt man die eigentlich – und wo lauern Fallstricke? Eine Expertin gibt Tipps.
08. April 2024
Wer Shampoo, Duschgel oder Cremes einkauft, hat oft vor allem eines: die Qual der Wahl. Will man möglichst umweltfreundliche Kosmetikprodukte, sollte man sich nicht von Bildern in die Irre führen lassen, die auf den ersten Blick Naturverbundenheit suggerieren. „Es ist ja sehr beliebt auf Kosmetikverpackungen mit Abbildungen von Pflanzen und Blättern, Blüten und Früchten zu werben“, sagt Kerstin Effers, Referentin für Umwelt und Gesundheitsschutz bei der Verbraucherzentrale NRW. Doch tatsächliche Aussagekraft haben solche Motive nicht unbedingt – ebenso wenig wie eine braune oder grüne und damit womöglich besonders ökologisch aussehende Verpackung.
Überhaupt: Nicht alles was auf den ersten Blick umweltfreundlich oder natürlich klingt oder aussieht, muss das auch sein. Genauer hinsehen sollte man Effers zufolge etwa, wenn auf der Kosmetikpackung angegeben wird, dass ein Produkt einen bestimmten Anteil an natürlichen Inhaltsstoffen habe, 98 Prozent beispielsweise. Denn in diese Angabe kann der Wasseranteil des Produkts einfließen. „Wenn Sie zum Beispiel ein Shampoo oder ein Duschgel kaufen, kann das locker zu 80 Prozent aus Wasser bestehen“, erklärt die Verbraucherschützerin. „Dann ist man wirklich schnell bei den angegebenen 98 Prozent. Würde man das allerdings ohne das Wasser ausrechnen, wären nicht nur zwei, sondern zehn Prozent nicht natürlichen Ursprungs.“
Inhaltsstoffe: Auf die Reihenfolge kommt es an
Auch dass ein Produkt den Herstellerangaben zufolge „frei von“ einem bestimmten Inhaltsstoff sei, sage nichts über dessen restliche Zusammensetzung aus. Die Angabe „frei von Mikroplastik“ schließe Effers zufolge etwa nicht aus, dass andere schwer abbaubare lösliche Kunststoffe verwendet wurden. Und wird mit bestimmten Inhaltsstoffen geworben, sollte man zumindest einmal dessen Position auf der Liste der Inhaltsstoffe in Augenschein nehmen. „Es kommt häufig vor, dass Kosmetik mit pflanzlichen Inhaltsstoffen wirbt, die oft nur zu einem ganz geringen Anteil enthalten sind, während die Hauptbestandteile dann chemisch-synthetische Inhaltsstoffe sind“, sagt Kerstin Effers.
Anders als bei Lebensmitteln muss der Anteil einer im Titel ausgelobten Zutat bei Kosmetika zwar nicht in Prozent angegeben werden. Der Menge nach müssen die Inhaltsstoffe aber schon in absteigender Reihenfolge aufgelistet werden. „Und dann kann es sein, dass Sie beispielsweise Aloe-Vera-Creme kaufen und Aloe Vera steht noch hinter dem Konservierungsmittel bei den Inhaltsstoffen“, so Effers.
Begriff Upcycling ist nicht klar definiert
Ebenfalls gut zu wissen: Wird das Stichwort Upcycling bei Kosmetika verwendet, bedeutet das zwar womöglich, dass für ein Produkt etwa Pflanzenteile genutzt wurden, die sonst keine Verwertung gefunden hätten, Nusskerne oder Schalen von Obst zum Beispiel. Gesetzliche Vorgaben für die Verwendung des Begriffs gibt es Verbraucherschützerin Effers zufolge aber nicht.
Was Herstellern allerdings in absehbarer Zukunft nicht mehr möglich sein dürfte: Allgemeine Werbeslogans wie „umweltfreundlich“, „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ ohne belastbare Beweise dafür auf Produkte zu drucken. Ein entsprechendes Gesetz hat das Europäische Parlament im Januar dieses Jahres verabschiedet. Die Mitgliedsstaaten müssen dem noch zustimmen, die EU-Staaten haben dann zwei Jahre Zeit, die Richtlinie in nationales Recht umzusetzen.
Worauf kann man sonst noch achten?
Geht es um möglichst umweltfreundliche Inhaltsstoffe, sei es eine gute Idee, sich an Naturkosmetiksiegeln wie etwa Demeter, Natrue (organic), Cosmos/BDIH (organic) und Cosmos/Ecocert (organic) zu orientieren, sagt Verbraucherschützerin Effers: „Viele Stoffe, die entweder für die Haut oder für die Umwelt problematisch sind, sind hier von vornherein ausgeschlossen. Die Anforderungen, die diese Kosmetiksiegel an die Inhaltsstoffe stellen, gehen weit über das hinaus, was der Gesetzgeber vorschreibt.“
Feste Kosmetik braucht keine Plastikflaschen
Soll die Verpackung möglichst nachhaltig sein, kann man vor allem auf eines achten: Shampoo, Duschmittel, Bodylotion und Co. auswählen, die mit möglichst wenig davon auskommen.
Eine gute Option seien Effers zufolge etwa feste Kosmetikprodukte, feste Shampoos in Stückform beispielsweise oder Duschstücke, die mittlerweile in großer Auswahl in den Drogerie- und Supermarktregalen zu finden sind.
„Erstens muss man da nicht diese 80 Prozent Wasser noch mitverpacken, was ja immer viel Plastikverpackung erfordert. In der Regel sind die Stücke in Unverpacktläden sogar gar nicht verpackt, anderswo in einer Pappschachtel“, so die Expertin. „Und sie sind auch meistens von den Inhaltsstoffen her relativ unkritisch – besonders solche mit Naturkosmetik-Siegel. Das ist auf jeden Fall eine gute Alternative zu konventionellen wasserhaltigen Produkten in großen Plastikflaschen.“
Foto: Christin Klose/dpa-tmn/dpa