• Taschengeld_1680

    Warum Eltern ihrem Kind nicht immer Geld zustecken sollen

Haus­hal­ten will ge­lernt sein – manch­mal auch schmerz­haft. Dass Geld nicht end­los fließt, ist des­halb ei­ne wich­ti­ge Er­fah­rung für Her­an­wachsen­de. Sonst kann es spä­ter ein plötz­li­ches Er­wa­chen ge­ben.

15. August 2024

Durch Ta­schen­geld er­ler­nen Kin­der im bes­ten Fall, mit Geld zu haus­hal­ten. Das ge­lingt da­durch, dass das Geld in fest­ge­leg­ten Ab­stän­den fließt – je­de Wo­che zum Bei­spiel. Und vor al­lem da­durch, dass die Be­trä­ge gleich blei­ben. Bet­telt das Kind um mehr Geld, um et­wa ins Kino zu ge­hen oder sich ir­gend­et­was zu kau­fen, soll­ten El­tern nicht je­des Mal ein­kni­cken und ei­nen Ex­tra-Schein rü­ber­schie­ben. 
Der Grund: Wenn im­mer Geld da ist, ler­nen Kin­der das Haus­hal­ten da­mit nicht, er­klärt die Pä­da­go­gin und For­sche­rin An­ge­li­ka Guglhör-Rudan. „Sie ste­hen dann nie vor dem Di­lem­ma, da sie für ei­ne Sa­che ge­ra­de kein Geld ha­ben und war­ten oder spa­ren müs­sen, bis sie sich das leis­ten kön­nen“, führt sie aus. Anders ge­sagt: Fließt das Geld un­ent­wegt, ler­nen Kin­der kei­nen rea­lis­ti­schen Um­gang da­mit, so die Ex­per­tin, die sich beim Deut­schen Ju­gend­ins­ti­tut auch mit dem The­ma Ta­schen­geld be­fasst. 
Spä­tes­tens im Ju­gend­al­ter und auf dem Weg zum Er­wachsen­sein brau­chen Her­an­wachs­en­de ei­ne Re­la­tion zu Geld – da­mit sie wirt­schaf­ten und haus­hal­ten kön­nen. „Das muss ein­ge­übt wer­den“, sagt Guglhör-Rudan. „Wenn das nie pas­siert, führt das ir­gend­wann zu ei­nem plötz­li­chen Er­wa­chen: Wenn sie näm­lich mer­ken, dass nicht alle Geld­quel­len un­end­lich spru­deln.“ 

Die rich­ti­ge Hö­he des Ta­schen­gelds – Ex­tra­bud­get mög­lich

Wie viel Ta­schen­geld an­ge­mes­sen ist, da­zu gibt die Ta­schen­geld­ta­bel­le des Ju­gend­ins­ti­tuts ei­ne Orien­tie­rung. Für 6-Jäh­ri­ge zum Bei­spiel schlägt die­se ak­tu­ell noch 1 bis 1,50 Euro pro Wo­che vor, für 12-Jäh­ri­ge 21 bis 23,50 Euro im Mo­nat, al­so 5 bis 6 Eu­ro pro Wo­che. Wo­bei die­se Da­ten aus dem Jahr 2020 sind. „Man kann hier al­so ein biss­chen In­fla­tions­aus­gleich drauf­le­gen“, sagt Guglhör-Rudan. Im Lau­fe die­ses Jah­res wer­den die Wer­te in der Ta­bel­le vor­aus­sicht­lich et­was nach oben an­ge­passt. 
Da­rü­ber hin­aus gibt es der Ex­per­tin zu­fol­ge noch die Mög­lich­keit, Ju­gend­li­chen zu­sätz­lich zum Ta­schen­geld ein so­ge­nann­tes Bud­get-Geld zu zah­len. Das kön­nen sie bei­spiels­wei­se für Klei­dung oder et­wa für Hy­giene­ar­ti­kel aus­ge­ben, so­dass sie all­mäh­lich für ein­zel­ne Be­rei­che selbst mehr Ve­rant­wor­tung über­neh­men und sel­ber ent­schei­den kön­nen. 

Der Um­gang mit Geld­ge­schen­ken zu Ge­burts­tag und Co.

Los­ge­löst vom Ta­schen­geld sind Geld­ge­schen­ke zu se­hen: et­wa zum Ge­burts­tag oder wenn Oma für ei­ne gu­te No­te ei­nen Schein zu­steckt. Der Un­ter­schied zum Ta­schen­geld sei, dass Kin­der mit die­sen Ex­tra­be­trä­gen nicht so re­gel­mä­ßig rech­nen kön­nen, so die Ex­per­tin. 
Den­noch stellt sich El­tern die Fra­ge: Soll­te man rein­re­den oder dür­fen die Kin­der über die­se Ex­tra­gel­der frei ver­fü­gen? Kla­re Emp­feh­lun­gen gibt es da­zu nicht. Bei hö­he­ren Be­trä­gen sei es aber ei­ne gu­te Idee, mit dem Kind ins Ge­spräch zu ge­hen und an­zu­re­gen, dass man das Geld in ge­eig­ne­ter Wei­se auf­be­wahrt – et­wa auf ei­nem Kon­to oder an ei­nem si­che­ren Ort. 
Man könn­te zum Bei­spiel sa­gen: „Es wird für dich sein, aber du sollst es jetzt nicht so­fort aus­ge­ben, son­dern wenn du ei­nen grö­ße­ren Wunsch hast, den du dir er­fül­len möch­test“, schlägt Guglhör-Rudan vor. Sol­che Re­geln und Ver­ein­ba­run­gen könn­te man tref­fen. Beim Ta­schen­geld hin­ge­gen soll­te gel­ten: Die Kin­der dür­fen frei da­rü­ber ver­fü­gen und selbst ent­schei­den dür­fen, was sie da­mit tun. 
Foto: Arne Immanuel Bänsch/dpa/dpa-tmn

Autorin

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz ist Mit­­a­r­bei­­te­­rin der Öffent­lichen Olden­burg. Sie ist ver­ant­wort­lich für den Be­reich Pres­se und Kommu­ni­ka­tion.

Mail an "Wir sind Nähe"

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