Ernährung mit KI

Nur bedingt empfehlenswert

Die Univer­si­tät Hohen­heim hat in einer Stu­die Er­näh­rungs-Chat­bots unter­sucht. Die Er­näh­rungs­pläne waren meist ge­sün­der als das, was Men­schen im Durch­schnitt zu sich neh­men. Aber wenn es spe­ziell wird, etwa bei Ve­ga­nern, ver­sa­gen die KI-Chat­bots (noch).

16. September 2024

Der Hype um Künst­liche In­tel­li­genz (KI) hat in­zwi­schen auch un­se­re Er­näh­rung er­reicht. KI-Chat­bots, wie etwa der von ChatGPT, lie­fern Re­zep­te für Früh­stück, Abend­essen oder Zwi­schen­snaks, für Durch­schnitts­er­näh­rer, Ve­ge­ta­rier und Ve­ga­ner. Doch wie gut sind sol­che Chat­bots in Er­näh­rungs­fra­gen? Die Uni­ver­si­tät Hohen­heim in Stutt­gart und das Max-Rubner-Ins­ti­tut in Karls­ruhe haben dazu jetzt eine Stu­die vor­ge­legt. Das Er­geb­nis: Chat­bots eig­nen sich nur be­dingt für Er­näh­rungs­em­pfeh­lun­gen.

108 Ernährungs­pläne er­stellt

„Wenn die Chat­bots in­di­vi­duel­le Tages­plä­ne er­stel­len kön­nen, soll­ten sie aber so­wohl Laien als auch Er­näh­rungs­fach­leu­ten kor­rek­te In­for­ma­tio­nen lie­fern“, sagt Dr. Maren Podszun vom Fach­ge­biet Bio­funk­tio­na­li­tät der Le­bens­mit­tel der Uni Hohen­heim. Die For­sche­rin­nen und For­scher lie­ßen sich von zwei Chat­bots ins­ge­samt 108 Tages­plä­ne er­stel­len für eine fik­ti­ve weib­liche Per­son mit unter­schied­lichen Er­näh­rungs­wei­sen: Mal er­nähr­te sich die Frau mit Fleisch, mal vege­ta­risch, mal vegan. Die­se Plä­ne wur­den ver­gli­chen mit den Re­fe­renz­wer­ten der „Na­tio­nal Aca­de­mies of Scien­ces, Engi­nee­ring and Me­di­cine“.

Das Ergebnis: Ein Groß­teil der Plä­ne er­füll­te zwar die meis­ten Re­fe­renz­wer­te, aber „die KI-Tages­plä­ne um­fass­ten im Durch­schnitt zu wenig Ener­gie, Koh­len­hy­dra­te und Vita­min D. Aus er­näh­rungs­wis­sen­schaft­licher Sicht ist das für ge­sun­de Men­schen bei ge­le­gent­lichem Kon­sum und aus­rei­chend Vita­min D Eigen­syn­these nicht dra­ma­tisch“, führt Dr. Podszun aus. „Die eher klei­nen Por­tions­grö­ßen und der nie­dri­ge Ka­lo­rien­ge­halt kön­nen aller­dings mit der Zeit zu einem un­be­ab­sich­tig­ten Ge­wichts­ver­lust führen“.

Note mangel­haft für vegane Er­näh­rungs­pläne

Der Protein­ge­halt habe vor allem bei den Er­näh­rungs­plä­nen mit Fleisch deut­lich über den Em­pfeh­lun­gen ge­le­gen: „Die KI-Chat­bots schei­nen den ak­tuel­len Trend zur High-Pro­tein-Er­näh­rung auf­zu­grei­fen“, fol­gert Podszun.

Eher mangel­haft seien die ve­ga­nen Er­näh­rungs­plä­ne: Bei den Chat­bots habe es bei den ve­ga­nen Er­näh­rungs­plä­nen an Vita­min B12 ge­man­gelt, das für ein ge­sun­des Ner­ven­sys­tem, die Blut­bil­dung und neuro­lo­gi­sche Pro­zes­se wich­tig ist.
„Veganer:innen kön­nen Vita­min B12 nicht aus­reichend durch Le­bens­mit­tel auf­neh­men, da es in tie­ri­schen Pro­duk­ten ent­hal­ten ist. Des­halb müs­sen sie den Nähr­stoff zwin­gend in Form von Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­teln oder an­ge­reicher­ten Le­bens­mit­teln zu sich neh­men“, führt Podszun aus.

Keine pro­fes­sio­nelle Er­näh­rungs­beratung

„Die Vor­schlä­ge der KIs waren meist ge­sün­der als das, was Men­schen in Deutsch­land im Durch­schnitt täg­lich zu sich neh­men“, fasst Podszun zu­sam­men. Für eine täg­liche Mahl­zei­ten­ins­pi­ra­tion seien die Pläne also durch­aus ge­eig­net. Und auch qua­li­fi­zier­te Fach­leute könn­ten die Vor­schlä­ge der KI-Chat­bots als Ins­pi­ra­tion für die Berufs­praxis nutzen.

„Eine profes­sio­nel­le Er­näh­rungs­be­ra­tung kön­nen die KI-Chat­bots bis­lang je­doch nicht er­set­zen“, er­gänzt Podszun. „Wer sich vegan er­nährt oder an Un­ver­träg­lich­kei­ten lei­det, soll­te sich nicht auf die Chat­bots ver­lassen.“

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