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Der Mellumrat
Aktiv von Wangerooge bis zum Dümmer See
Dass der kleine Seehund hier in einer Plastikkiste Platz genommen hat, mag auf den ersten Blick ganz possierlich erscheinen. Doch das Foto zeigt auch, wie viel Müll an den Küsten stetig anschwemmt.
23. März 2021
Die Müllbeseitigung ist nur eine der Aufgaben, denen sich der Mellumrat e.V. widmet. Gegründet wurde die Naturschutz- und Forschungsgemeinschaft 1925 zum Schutz der Insel Mellum, seither hat sich das Spektrum der Tätigkeiten jedoch sehr erweitert. Heute ist der Mellumrat zudem auf Wangerooge, auf Minsener Oog sowie an den Sager Meeren und am Dümmer See aktiv – also im gesamten Oldenburger Land. Auf den Inseln unterhält der Verein feste Stationen, in denen ein bis vier Naturschutzwarte wohnen und arbeiten. „Die Stationen unterhalten wir im Auftrag der Nationalparkverwaltung“, erläutert Mathias Heckroth, Geschäftsführer des Vereins. Was den Müll betrifft, so wird dieser nicht nur beseitigt. „Wir ermitteln auch, wo der Müll eigentlich herkommt. Gerade auf unbewohnten Inseln wie Mellum lässt sich das messen, denn dort wird jeglicher Müll ausschließlich angeschwemmt. Vorwiegend sind es die Netze der Fischer, die verlorengehen, es können aber sogar ganze Schiffsladungen sein, denken wir an das Jahr 2019, in dem die MSC Zoe in der Nordsee hunderte Container verloren hat. Der Verursacher ist immer der Mensch“, so Heckroth.
Wer sich beim Mellumrat engagieren möchte, ist willkommen. Die Mitarbeit ist eine ehrenamtliche, zum Beispiel bei den Wasser- und Watvogel-Zählungen. Alle 14 Tage werden an der niedersächsischen Küste im Rahmen des Tierartenerfassungsprogramms der Vogelschutzwarte im NLWKN, dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, alle Wasser- und Watvögel gezählt. Die erhobenen Daten werden in nationale wie internationale Programme eingebunden. Durchgeführt werden die Zählungen ganzjährig auf den Inseln Mellum, Minsener Oog und Wangerooge. Interessierte sollten drei bis vier Tage Zeit mitbringen und über gute ornithologische Kenntnisse verfügen. Die Termine für das Jahr 2021 sind auf der Website aufgeführt.
Wer gerne im praktischen Naturschutz mitwirken möchte, kann als Naturschutzwart/in arbeiten. „Hier wünschen wir uns ein längerfristiges Engagement. Für die Arbeit auf den Inseln kommen in erster Linie solche Interessentinnen und Interessenten in Frage, die insbesondere in der Zeit von März bis Oktober zur Verfügung stehen. Mitunter werden unsere Standorte auf den Inseln auch von Personen bewohnt, die dort im Rahmen eines Sabbaticals tätig sind. Möglich ist auch, bei uns ein studienbegleitendes Praktikum oder ein FÖJ, ein Freiwilliges Soziales Jahr, zu absolvieren.“
ass Mellum überhaupt ein Naturschutzgebiet ist, lässt sich dem Oldenburger Marschenforscher Dr. h.c. Heinrich Schütte (1863–1939) zuschreiben. Er gilt als einer der Pioniere der naturkundlichen Küstenforschung und hat die Insel 1903 erstmalig untersucht. Zusammen mit dem Ornithologen Karl Sartorius und dem Botaniker Wilhelm Focke erhielt er 1909 die Anordnung des Oldenburgischen Ministeriums des Inneren zum Schutz der Seevögel auf Mellum. 1925 entstand der „Verwaltungsrat für das Naturschutzgebiet Alte Mellum”.
Diese Historie führte zum unverkennbaren Vereinszeichen, das die Mellumbake darstellt. Die Bake diente früher als Seezeichen für die Schifffahrt. Erstmalig urkundlich erwähnt wurde der spitze Holzbau auf den hohen Stelzen bereits 1410. "Rund 500 Jahre später wohnte darin der erste Vogelschutzwart. Weitere 50 Jahre später übernahm der Mellumrat auch die Betreuung von Wangerooge und Minsener Oog sowie der Sager Meere und dem Dümmer See. 1961 wurde der Mellumrat e.V. gegründet.
Interessierte können den Verein auch mit einer Mitgliedschaft oder einer Spende unterstützen. Die Geschäftsstelle vom Mellumrat befindet sich im Nationalparkhaus in Dangast. Weitere Informationen unter https://www.mellumrat.de
Oberes Bild: Löffelreiher in den Dünen, Foto: Mellumrat