Ostendorf-Kunststoffe-Geschäftsführer.
Foto: Ostendorf
Aus zwei wird eins
02. Dezember 2024Zwei Unternehmen – eine Innovation.
Ostendorf Kunststoffe und LWM Werkzeug- und Maschinenbau, beide aus Vechta, wollen bei der Energiewende mitmischen. Für die Erdverlegung von Stromkabeln haben sie eine innovative Technik entwickelt. Die Kabelschutzrohre werden nicht mehr zusammengeschweißt, sondern mit einer Muffe und einem besonderen Werkzeug zusammengesteckt.
Wer sind diese beiden Unternehmen, und wie kam es zur Idee für die Innovation?
Wenn zwei sich zusammentun, sind sie innovativer als allein. Das jedenfalls haben zwei Unternehmen aus Vechta bewiesen – und dafür jetzt den Innovationspreis 2024 des Verbundes Oldenburger Münsterland erhalten. Dabei kommen die beiden Firmen noch nicht einmal aus derselben Branche. Das eine Unternehmen stellt Kunststoffrohre her, das andere baut Werkzeuge. Aber gerade diese Zusammenarbeit der Gebr. Ostendorf Kunststoffe GmbH und der LWM Werkzeug- und Maschinenbau GmbH machte Sinn – und führte zu einer preiswürdigen Innovation.
Ostendorf-Kunststoffe-Geschäftsführerin.
Foto: Ostendorf
Ostendorf Kunststoffe produziert seit rund 50 Jahren Kunststoffrohre und zählt inzwischen zu den führenden Anbietern von Abwasserrohrsystemen, hat aber auch Trinkwasserrohre im Angebot. Gegründet wurde das Unternehmen 1973 in Vechta von den beiden Brüdern Ostendorf. „Sie wollten Produkte aus Kunststoff herstellen und konnten es gut“, beschreibt Ostendorf-Kunststoffe-Geschäftsführer Holger Büscherhoff den Start. So wuchs das Unternehmen stetig und ist heute mit drei Werken in Deutschland und fünf Standorten im Ausland international tätig. Allein in Deutschland werden rund 650 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt. Mit guten Mitarbeitern, einem modernen Maschinenpark und effizienten Technologien habe man sich einen exzellenten Ruf erworben. Die Ostendorf-Kunststoffe-Produkte seien „maßgeblich an der Fortentwicklung des Marktes für Abwasserrohrsysteme beteiligt.
LWM, das Kürzel steht für Lamping, Werkzeug- und Maschinenbau, ist knapp 30 Jahre alt. 1996 begann Alwin Lamping in Vechta als sein einziger Angestellter und gleichzeitig Geschäftsführer, Werkzeuge und Maschinen für die Produktion von Gütern im Thermoplast- und Elastomerbereich zu bauen, also für verformbare Kunststoffe. Heute beschäftigt LWM etwa 25 Mitarbeiter und versteht sich als Anbieter von Sonderlösungen im Werkzeugbau. „Wir bieten die Entwicklung und Produktion von ungewöhnlichen Geräten, mit denen automatisiert gearbeitet werden kann. Das sind sicher Nischenprodukte, die uns aber ein Alleinstellungsmerkmal verschaffen“, sagt Firmengründer Lamping.
Kundenbetreuer für die Kabelschutzrohre bei Ostendorf Kunststoffe.
Foto: Ostendorf
LWM-Geschäftsführer. Foto: LWM
Der Ursprung einer Idee
Die Idee, etwas Neues zu machen – und das zusammen –, entstand Anfang der 2020er Jahre. Im Zuge der Energiewende wurden in Deutschland lange Stromautobahnen von Nord nach Süd geplant, von den Produktionsstätten erneuerbarer Energien zu den großen Strom verbrauchenden Industrien. Zu nicht unerheblichen Teilen werden die sensiblen Stromkabel unterirdisch verlegt, als Erdverkabelung und zu ihrem Schutz in einem eigenen Kabelschutzrohr. „Wir stellen seit 50 Jahre Rohre her; da lag es nahe, auch Kabelschutzrohre anzubieten“, beschreibt Büscherhoff den Anfang. Hier habe man große Wachstumschancen identifiziert.
Zunächst habe man es mit einem Standardrohr versucht; da verhakten sich an Kanten zweier Rohre aber die Stromkabel beim Einziehen. „Es musste eine andere Lösung zur Verbindung der Rohre her“, so der Ostendorf-Kunststoffe-Geschäftsführer. Im Mai 2021 wurde dazu die Sparte Kabelschutzrohr gegründet.
Mit der derzeitigen Anwendungstechnik nimmt die Erdverlegung der Stromkabel viel Zeit in Anspruch; Zeit, die die Energiewende eigentlich nicht lässt und die dazu noch viel Geld kostet. Bei der herkömmlichen Technik werden die Kabelschutzrohre aus Kunststoff im Baugraben zeit- und kostenaufwendig zusammengeschweißt. Schon da kommt es häufig genug zu Problemen. Beim Einziehen des Stromkabels müssen Fachleute zudem darauf achten, dass es an den inneren Schweißkanten nicht zu Beschädigungen des Kabels kommt, was Manpower und ebenfalls Zeit kostet.
Hier setzt die Innovation von Ostendorf Kunststoffe und LWM an. Einfach formuliert: „Die Kunststoffrohre werden nicht verschweißt, sondern mit Hilfe einer Muffe und einem Fügewerkzeug zusammengesteckt“, erklärt Daniel Menke, Kundenbetreuer für die Kabelschutzrohre. „Dieses Fügewerkzeug hat LWM entwickelt“, ergänzt Ostendorf-Kunststoffe-Geschäftsführerin Claudia Hanken. Außerdem hatte man sich zum Ziel gesetzt, aus ökologischen Gründen möglichst materialsparend zu produzieren – die Ostendorf-Kunststoffe-Kabelschutzrohre sind daher dünnwandiger als die von Wettbewerbern.
Stecken statt schweißen
Foto: Ostendorf
Foto: Ostendorf
Alles geht viel schneller
In relativ kurzer Zeit entwickelten beide Unternehmen dann ein System aus Kunststoffrohr, Muffe und Werkzeug zum Zusammenfügen der Teile und bauten in Vechta eine Teststrecke auf. Bei Versuchen seien ihnen auch schon einmal „die Rohre um die Ohren geflogen, und die Muffe hat geknallt“, beschreibt Lamping den Weg. Die Übergänge zwischen den Kabelschutzrohren sind innen plan, die Stromkabel können so sicherer eingezogen werden. Und der gesamte Verlegevorgang geht damit viel schneller als bisher. Bei Ostendorf Kunststoffe schätzt man: mindestens zehn Mal so schnell. Erste kleinere Pilotprojekte sind bereits abgeschlossen. Die Bauunternehmen zeigten sich begeistert. Florian Telgen vom Bauunternehmen Knoll GmbH & Co. KG aus Haren an der Ems lobt die hohe Qualität der Rohre und sagt: „Wir haben noch nie so schnell Rohre verlegt. Rohr und Fügewerkzeug passen perfekt zusammen, und das System ist einfach zu verstehen.“
Innovation in den Markt bringen
Inzwischen ist das System marktreif und wurde Ende 2021 auch bereits unter der Bezeichnung „KG2000 e-line protect Doppellangmuffe“ zum EU-Patent angemeldet. Hauptaufgabe seither ist es, das System bei den großen Übertragungsnetzbetreibern wie Tennet und Amprion sowie den Baufirmen bekannt zu machen. Dazu geht man auf Messen und lädt die Unternehmen ins Oldenburger Münsterland ein. Auch geht es darum, die umfangreichen Vorgaben, wie Spezifikationen, zu erfüllen „und dann in die Ausschreibungen der Firmen zu kommen“, so Menke. Einer dieser großen Netzbetreiber realisiert inzwischen mit dem neuartigen Verbindungtechniksystem ein erstes Großprojekt. Der Anfang ist gemacht. Und Ostendorf-Kunststoffe-Geschäftsführer Büscherhoff ist sich sicher: „Nicht jede Innovation setzt sich durch. Da habe ich bei unserem Projekt aber definitiv andere Erwartungen.“
Foto: LWM
Autor dieses Beitrags
Klaus-Peter Jordan
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