• Ein Blick über die Insel Mellum

    Die verbotene Insel

    Der Mellumrat schützt die Olden­burger Vogel­insel Mellum

Der Ver­ein Mel­lum­rat ar­bei­tet seit knapp hun­dert Jah­ren für den Er­halt und Schutz des Na­tur­ju­wels Mel­lum – fast aus­schließ­lich eh­ren­amt­lich. Be­treut wer­den aber auch noch an­de­re Na­tur­schutz­ge­bie­te.

18. September 2019

Wer die Olden­burger In­sel Mellum nörd­lich vom Jade­busen in der Nord­see ein­mal be­tre­ten hat, ge­hört zu den Pri­vile­gier­ten. Im Win­ter­halb­jahr ist hier kein Mensch. Im Som­mer­halb­jahr le­ben dort zwei oder drei eh­ren­amt­liche Na­tur­schutz­war­te in einem spar­tani­schen Häus­chen mit Plumps­klo und ohne flie­ßend Was­ser. Und vier­mal in die­ser Zeit dür­fen je­weils 60 Aus­er­wähl­te auf die­se In­sel, die gern auch als ver­bo­tene Insel oder heim­lichste In­sel Deut­schlands be­zeich­net wird. Was hat es mit die­sem Ei­land auf sich?

Die In­sel ist ein Pa­ra­dies – zu­min­dest für Vö­gel. Da­mit dies so bleibt, be­schützt und be­treut sie ein Ver­ein – der Mellum­rat. „Ziel des Ver­eins ist es, durch Schutz und For­schung die Na­tur und Ar­ten­viel­falt hier zu er­hal­ten“, be­schreibt es Ver­eins­ge­schäfts­füh­rer Mathias Heckroth.

Ver­ein zum Schutz der In­sel ge­grün­det

Die In­sel ist jung, erst En­de des 19. Jahr­hun­derts ent­stan­den und 1903 vom Marschen­for­scher Heinrich Schütte ent­deckt. Schnell wurde sie zum un­ge­stör­ten Vo­gel­pa­ra­dies. Für de­ren Schutz wurde im Februar 1925 der Ver­ein Mellum­rat ge­grün­det, da­mals noch als „Ver­wal­tungs­rat für das Na­tur­schutz­ge­biet Alte Mellum“. Heute hat der Ver­ein gut 400 Mit­glie­der und wächst. Ge­nau­so wie die In­sel: von sie­ben Hek­tar 1903 auf heu­te mehr als 450 Hek­tar, vor allem Dü­nen und Salz­wie­sen. Wie alle Nord­see­in­seln ge­hört sie zum UNESCO Welt­na­tur­erbe Na­tio­nal­park Wat­ten­meer, „ein außer­ge­wöhn­licher Wert“, wie Heck­roth fin­det.

Das Strombauwerk auf Minsener Oog
Bild: Das Strom­bau­werk auf Min­se­ner Oog. Foto: D. Frank/Mellumrat
An Auf­ga­ben für den Ver­ein man­gelt es nicht. Und alles außer der Ge­schäfts­führung durch Heckroth wird eh­ren­amt­lich ge­macht. „Über allem steht die Be­treu­ung und Über­wa­chung un­se­rer Schutz­ge­bie­te durch die Na­tur­schutz­war­te“, er­klärt Heckroth. Seit 1935 ge­hören hier­zu übri­gens auch die In­sel Wan­ge­rooge, seit 1946 die In­sel Minsener Oog ne­ben­an, ei­gent­lich ein Strom­bau­werk, und seit 1951 das Sager Meer im Land­kreis Olden­burg bei Großen­kneten. „Alle 14 Tage er­fas­sen wir die Brut- und Gast­vogel­be­stän­de“, be­rich­tet der 54-Jährige. Die Da­ten ge­hen an die staat­liche Vo­gel­schutz­war­te Nieder­sachsen. Bis zu 50.000 Vö­gel wur­den schon ge­zählt. Am häu­figs­ten sind Sil­ber- und Herings­möwe, Löffler, Schwarz­kopf­möwe aber auch Wander­falken, und ein sehr großer Be­stand an Ei­der­en­ten lebt hier, „we­gen der Mies­muschel­bän­ke“, weiß Heckroth. Die Da­ten­er­fas­sung ist in­zwi­schen durch ein trau­riges Ka­pi­tel er­gänzt wor­den: Müll aus dem Meer wird er­fasst und ka­ta­lo­gi­siert. Ei­ne Auf­gabe, auf die Heckroth gerne ver­zich­tet hätte.

Vie­le Auf­gaben für den Mellum­rat

Ge­forscht wird auf Mel­lum auch. So gibt es eine Koope­ra­tion mit dem Bereich Um­welt­wis­sen­schaf­ten der Uni Olden­burg. Nicht ver­wun­der­lich, wenn man weiß, dass der Vor­stands­vor­sitzen­de des Mellum­rats, Holger Freund, Pri­vat­do­zent am In­sti­tut für Che­mie und Bio­lo­gie des Meeres der Uni Olden­burg ist. Stu­den­ten re­cher­chie­ren hier für ihre Ba­che­lor- und Ma­ster­ar­bei­ten. The­men wa­ren zu­letzt Müll in Vo­gel­nes­tern oder die Aus­brei­tung art­frem­der Pflan­zen.

Der Ver­eins­ge­schäfts­fü­hrer nennt wei­tere Auf­ga­ben­fel­der: Durch­füh­rung von Pfle­ge­maß­nah­men (vor al­lem auf Wange­rooge), Stel­lung­nah­men und Gut­achten, z.B. wenn es um die Be­fah­rens­re­ge­lungen im Wat­ten­meer geht so­wie eine um­fang­reiche Öffent­lich­keits­arbeit.

Mellumrat-Geschäftsführer Mathias Heckroth
Bild: Mellum­rat-Ge­schäfts­füh­rer Mathias Heckroth. Foto: Klaus-Peter Jordan
Mathias Heckroth ist seit 2002 Mellum­rat-Ge­schäfts­füh­rer. Er stammt aus dem Teck­len­bur­ger Land süd­lich von Os­na­brück und hat ei­gent­lich ei­nen pfle­ge­ri­schen Be­ruf er­lernt. „Nach­dem ich 1994 al­ler­dings eh­ren­amt­lich als Na­tur­schutz­wart auf Mellum war, ha­be ich mich beim Ver­ein fest­gebis­sen“, er­zählt der 54-Jäh­rige, der jetzt mit Frau und zwei Kin­dern in Olden­burg lebt. Fragt man ihn nach sei­nen Wün­schen, dann zählt er auf: Mehr Geld für den Ver­ein, der zwar Ein­nah­men aus ei­nem Be­treu­ungs­auf­trag der Na­tio­nal­park­ver­wal­tung hat, sich an­son­sten aber vor al­lem aus Spen­den fi­nan­zie­ren muss. Mehr En­ga­ge­ment der Po­li­tik für den Na­tur­schutz, Stich­worte: Müll im Meer und Kli­ma­wan­del. Und we­ni­ger Bü­ro­kra­tie.

Be­geis­te­rung für den Na­tur­schutz wecken

Müllsammelaktion auf Mellum
Bild: Müll­sam­mel­ak­tion auf Mellum. Foto: T. Clemens/Mellumrat
Ne­ben den ge­schil­derten Auf­ga­ben ist der Mellum­rat, der im Na­tur­park­haus in Varel-Dangast sein Zu­hause hat, auch Ein­satz­stel­le für das Frei­wil­lige Öko­lo­gi­sche Jahr, den Bun­des­frei­wil­li­gen­dienst und Schü­ler­prak­ti­ka. „Wir wol­len bei jun­gen Men­schen Be­geis­te­rung für den Na­tur­schutz wecken und sie zu Un­ter­stüt­zern und Mul­ti­pli­ka­to­ren für das The­ma machen“, be­schreibt Heckroth et­was, das ihm wich­tig ist. „Sie sol­len ihre Be­geis­te­rung wei­ter­tra­gen.“ Bei Martha Leffers, die beim Mellum­rat ge­rade ein drei­wö­chiges Schul­prak­ti­kum ge­macht hat, hat das je­den­falls ge­klappt: „Es war viel, viel in­te­res­san­ter, als ich es mir vor­ge­stellt ha­be“, schwärmt die Elf-Kläss­lerin vom Lothar-Meyer-Gym­na­sium in Varel. Sie ist jetzt ei­ne Mul­ti­pli­ka­to­rin für den Na­tur­schutz.


Bild: Die In­sel Mellum mit dem Sta­tions­haus aus der Vo­gel­pers­pek­tive. Foto: N. Hecker/Nationalparkverwaltung

Impressionen

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    Bild: Knutts, Kiebitzregenpfeifer und Alpenstrandläufer. Foto: V. Lautenbach/Mellumrat

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    Bild: Ein Löffler. Foto: S. Tempelfeld/Mellumrat

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    Bild: Eine Silbermöwe. Foto: M. Heckroth/Mellumrat

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    Bild: Ein Tagpfauenauge. Foto: M. Heckroth/Mellumrat

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    Bild: Salzwiese auf Wangerooge. Foto: M. Heckroth/Mellumrat

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    Bild: Weisswangengänse auf Wangerooge. Foto: M. Feldhoff/Mellumrat

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    Bild: Eine tote Eiderente im Meeresmüll, Foto: V. Lautenbach/Mellumrat

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Klaus-Peter Jordan

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Klaus-Peter Jordan ist als freier Journalist tätig.

Mail an "Wir sind Nähe"

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