30 Jahre Ameri­can Foot­ball in Olden­burg in die­sem Jahr! Sie glau­ben es nicht? Ist aber so. Figh­ting Knights hieß die Trup­pe, die 1994 aus dem Hoch­schul­sport ent­stand und auch in der 5. und 6. Liga spiel­te. 2005 war dann aller­dings erst ein­mal Schluss.

Eine Wie­der­be­le­bung gab es im Mai 2010. Als neue Ab­tei­lung des VfL Olden­burg wur­den die Olden­burg Knights ge­grün­det. So rich­tig po­pu­lär ge­wor­den ist Ame­ri­can Foot­ball in Olden­burg aber erst in den letz­ten Jah­ren: mit einer Mann­schaft, die jetzt in der zwei­ten Bun­des­liga (2. German Foot­ball Lea­gue/GFL2) spielt, inte­res­san­ten Spie­lern, stei­gen­den Zu­schauer­zah­len und einer wach­sen­den Fan-Gemeinde.

Einer dieser Spie­ler ist Jeremi Bockler. Ge­lernt hat er sein sport­liches Hand­werk beim deut­schen Re­kord­meis­ter Lions Braun­schweig, wo er in der Ju­gend spiel­te – Flag Foot­ball, „die Start-Va­rian­te für Ju­gend­liche ohne Um­hauen“, er­klärt der heute 26-Jäh­ri­ge, der die­sen Sport mit neun Jah­ren an­fing, ani­miert nach einem USA-Auf­ent­halt mit sei­nen El­tern. Nach einer drei­jäh­ri­gen Aus­zeit und dem Be­ginn einer Aus­bil­dung zum Kauf­mann für Ver­siche­run­gen und Fi­nan­zen bei der Öffent­lichen Olden­burg stieg er 2015 bei den Olden­burg Knights wie­der ein. Die hat­ten sich in­zwi­schen sehr er­folg­reich ent­wickelt – waren in kur­zer Zeit von der 5. in die 3. Liga (Re­gio­nal­liga) auf­ge­stie­gen. Und 2022 ge­lang sogar der Sprung in die GFL2 – mit dabei: Jeremi Bockler.

Was fas­zi­niert den jun­gen Ver­siche­rungs­kauf­mann, der in­zwi­schen zwei Ge­schäfts­stel­len der Öffent­lichen in Gan­der­ke­see-Book­holz­berg und Lem­werder führt, an sei­nem Sport? „American Football wird auf einem sehr hohen kör­per­lichen und tak­ti­schen Ni­veau ge­spielt. Die Stra­te­gien sind hoch­kom­plex mit vie­len Even­tua­li­tä­ten“, be­schreibt er den Sport. „Das ist Schach mit Menschen.

An dieser Stelle soll ver­sucht wer­den, so kurz und ein­fach wie mög­lich die Re­geln zu er­klä­ren.

Auf einem Spiel­feld, etwa ver­gleich­bar mit der Größe eines Fuß­ball­felds, ste­hen sich zwei Mann­schaf­ten mit je elf Spie­lern ge­gen­über. Im Grun­de geht es darum, dass das Team, das sich in Ball­be­sitz be­fin­det, mög­lichst viel Raum ge­winnt. Das schafft es durch Läu­fe oder durch Päs­se. In vier Spiel­zü­gen (Downs) muss die an­grei­fen­de Mann­schaft zehn Yards (gut neun Meter) über­win­den, da sie sonst den Ball­be­sitz ver­liert. Zwi­schen den Spiel­zü­gen wird die Spiel­zeit an­ge­hal­ten. Er­reicht das Team mit dem Ball die End­zone – den Be­reich am Ende der geg­ne­ri­schen Spiel­hälf­te –, dann hat es einen Touch­down ge­schafft. Für die­sen gibt es sechs Punkte.

Nach einem Touchdown hat das er­folg­rei­che Team die Chance, einen oder zwei Extra­punk­te zu er­zie­len. Einen Extra­punkt gibt es, wenn ein Spie­ler (der Kicker) den Ball aus 15 Yards durch die Stan­gen des Tores schießt. Zwei zu­sätz­liche Punk­te er­hält das Team nach einem Touch­down, wenn es den Ball von der Zwei-Yard-Linie noch ein­mal in die End­zone bringt. Alles klar? „Hoch­kom­plex eben“, wie Jeremi Bockler sagt.

Nach den ame­ri­ka­ni­schen Foot­ball-Re­geln dauert ein Spiel 60 Mi­nu­ten, die in vier Vier­tel zu je 15 Mi­nu­ten unter­teilt sind; in Deutsch­land aller­dings vier mal 12 Mi­nu­ten. Das Team, das nach Ab­lauf der Spiel­zeit mehr Punkte er­zielt hat, ge­winnt. Bei Gleich­stand wird das Spiel ver­län­gert.

„Mit Pau­sen, Sei­ten­wech­seln, Time­outs kann ein Spiel schon zwei­ein­halb Stun­den dauern“, weiß Bockler. Die Zu­schau­er wer­den mit Musik, oft von Cheer­lea­dern und gern auch mit einem Bar­be­cue unter­hal­ten. Er selbst pau­siert in der am 1. Juni be­gin­nen­den Sai­son 2024. „Die Füh­rung von zwei Ge­schäfts­stel­len und das Trai­ning wären der­zeit zu viel“, er­klärt er. Ver­bun­den bleibt er den Olden­burg Knights aber auch in der Pause: Zu­sam­men mit der Öffent­lichen spon­sert er die Foot­bal­ler – auf den Tri­kots der 1. Herren-Mann­schaft prangt jetzt der Schrift­zug „Jeremi Bockler – Öffent­liche Olden­burg“ und das Logo des Re­gio­nal­ver­siche­rers.

Den Boom von Ame­ri­can Foot­ball in Deutsch­land kann man auch an der Ent­wick­lung der Olden­burg Knights nach­voll­zie­hen. Foot­ball ist mit mehr als 300 Ak­teu­ren – ge­star­tet war man 2010 mit zwölf Ak­teu­ren – mitt­ler­wei­le die dritt­größ­te Ab­tei­lung des VfL Olden­burg. Seit 2022 gibt es eine Damen-Mann­schaft, die seit 2023 in der 2. Bun­des­liga spielt. Eine aus­ge­zeich­ne­te Nach­wuchs­ar­beit pro­du­ziert immer häu­fi­ger Spie­ler, die es in das deut­sche Ju­gend­na­tio­nal­team schaf­fen. Und die Heim­spie­le der ersten Mann­schaft im Olden­bur­ger Marsch­weg­sta­dion be­suchen in­zwi­schen bis zu ein­tau­send Zuschauer.

Für die Saison 2024 der Olden­burg Knights ist Jeremi Bockler op­ti­mis­tisch – auch wenn man den Ver­bleib in der GFL2 im ver­gan­ge­nen Jahr erst am letz­ten Spiel­tag sichern konn­te. Der neue Trainer Sebastian Blase, der als Spie­ler zwei­mal Deut­scher Meis­ter mit den Lions Braun­schweig wurde, habe „fri­schen Wind“ ge­bracht. Und gerade wurde mit Isaiah Grice noch ein US-Ame­ri­ka­ner ver­pflich­tet. Los geht es am 1. Juni mit einem Aus­wärts­spiel bei den Cott­bus Crayfish. Das erste von fünf Heim­spie­len ist dann am 16. Juni gegen die Düs­sel­dorf Panther. Jeremi Bockler will natür­lich dabei sein und seine Olden­burg Knights kräf­tig an­feuern.