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Nanne Meyer: ÜberAll
Neue Ausstellung im Horst-Janssen-Museum
Die Berliner Künstlerin Nanne Meyer hat das All zum zentralen Thema ihrer Arbeit gemacht. Über zwei Ausstellungsebenen hinweg präsentiert sie mit viele hundert Zeichnungen einen ganzen Kosmos ihres Schaffens.
31. Januar 2022
„Meine Herangehensweise, mich mit dem Universum zu befassen, ist eine eher assoziative, ich bin ja keine Wissenschaftlerin. Mich interessiert allerdings die Astrophysik“, so die Künstlerin, „schließlich sind wir alle ein Teil des Weltalls.“ Und so grenzenlos wie das All, so unerschöpflich erscheint ihre künstlerische Produktion zu diesem Thema – dem großen Ganzen, in dem unser menschliches Dasein eingebunden ist. Erst vor rund 500 Jahren haben wir begriffen, dass die Erde nicht im Mittelpunkt des Universums steht. Es war Kopernikus, der den Blick in die Galaxien öffnete.
Breites Spektrum von Ausdrucksmitteln
Nanne Meyer arbeitet auf Papier, sie zeichnet, tuscht, schafft Collagen, klebt ihre Bilder mitunter sogar auf Camembert-Schachteln. Die Titel ihrer Arbeiten lauten „Quantenschaum“, „DNA der Milchstraße“ oder „Klumpen und Globen“. Ihre Ausstellung im Horst Janssen Museum hat die Künstlerin selbst gestaltet. Mal stoßen großformatige, fulminante Blätter fast an die Decke, mal reihen sich kleine filigrane Zeichnungen still aneinander. In allen Werken ist der Mensch der Bezugspunkt, denn auch die Astrophysik – betont Nanne Meyer – ist und bleibt eine Wissenschaft, die aus menschlicher Perspektive ins All blickt.
„In ihren Arbeiten steckt jedoch mehr als bloß der bewundernde Blick ins Weltall“, erläutert Museumsleiterin Dr. Jutta Moster-Hoos. Auch die Liebe zur Schrift spielt eine sichtbare Rolle, zum Beispiel in den Zeichnungen „Versteckte Texte“. Vom Weiten betrachtet scheint man in ferne Galaxien im schwarzen Nachthimmel zu blicken. In der Nahsicht entpuppen sich die Sterne als winzige Buchstaben, die mit weißem Stift gezeichnet auf schwarzem Grund verstreut sind. Tatsächlich sind hier die Buchstaben aus vorsokratischen Schriften über das Weltbild versammelt.
„In ihren Arbeiten steckt jedoch mehr als bloß der bewundernde Blick ins Weltall“, erläutert Museumsleiterin Dr. Jutta Moster-Hoos. Auch die Liebe zur Schrift spielt eine sichtbare Rolle, zum Beispiel in den Zeichnungen „Versteckte Texte“. Vom Weiten betrachtet scheint man in ferne Galaxien im schwarzen Nachthimmel zu blicken. In der Nahsicht entpuppen sich die Sterne als winzige Buchstaben, die mit weißem Stift gezeichnet auf schwarzem Grund verstreut sind. Tatsächlich sind hier die Buchstaben aus vorsokratischen Schriften über das Weltbild versammelt.
Vom Lexikon inspiriert
Nanne Meyer liest viel über das Universum und verfolgt die Vorstöße der Wissenschaft schon lange. Zur ihrer frühen Lektüre gehört „Meyers Handbuch über das Weltall“, ein Buch, das manche Leserinnen und Leser noch aus der Schulbibliothek kennen. Von 1960 bis in die 1980er Jahre war es das gängige Lexikon zur Annäherung an die Kosmologie. Den Buchtitel hat Nanne Meyer für ihren Ausstellungskatalog übernommen. „Ich bin froh, dass mir das Bibliografische Institut die Erlaubnis gegeben hat, mein eigenes Buch so nennen zu dürfen. Wenn man diesen Namen schon hat, bietet sich das an“, scherzt die 68-Jährige. Dass sie sich seit Jahrzehnten mit dem Universum beschäftigt, dokumentiert eine Auswahl ihrer Künstlerbücher. Diese enthalten summa summarum „rund zehn bis elftausend Zeichnungen“, so Nanne Meyer. Ein Dutzend Bücher aus dem Zeitraum 1986 bis 2021 liegt aufgeblättert in Vitrinen und lässt den Reichtum ihrer Ideen nur erahnen.
Künstlerische Verwandtschaft mit dem Hausherrn
Die Wahlberlinerin wurde 1953 in Hamburg geboren. Dort studierte sie an der Hochschule für bildende Künste. Gegenüber der Vielfalt ihres Werkes erkennt man gleich in mehrerer Hinsicht eine Verwandtschaft zum Hausherren Horst Janssen (1929–1995). Gemein ist beiden die zeichnerische Experimentierfreude, das Faible für gebrauchte und zweckentfremdeten Papieren, die Begeisterung für das Büchermachen und die Liebe zur Sprache als weiteres künstlerisches Ausdrucksmittel.
Eröffnung
Zur Eröffnung fand ein Podiumsgespräch statt. Moderiert von Jutta Moster-Hoos, tauschten sich die Künstlerin Nanne Meyer und die aus Oldenburg stammende Astrophysikerin und Wissenschaftsjournalistin der FAZ, Dr. Sibylle Anderl, über Forschung und Kosmos aus. Zu sehen bei youtube: https://www.youtube.com/watch?v=MFKE-L1F1Ao
Neues Besucherangebot
Angeregt von Nanne Meyers forschendem Blick hat das Vermittlungsteam des Museums zu dieser Ausstellung ein neues Format entwickelt. Menschen zwischen 8 und 99 Jahren wurden dazu aufgerufen, sich als Kunstdeuterinnen und Kunstdeuter zu bewerben. Fachliche Voraussetzungen gab es keine. Unter Fragestellungen wie „Was ist Kunst? Wie entsteht sie? Was hat das mit mir zu tun?“ tauchten sie in zwei Workshops tief in das Werk von Nanne Meyer ein. Am Samstag, 5. Februar und 26. März, um 14 und 16 Uhr, haben interessierte Besucher die Gelegenheit, sich von den Kunstdeuterinnen und Kunstdeutern durch die Ausstellung führen zu lassen.