• Nanne Meyer in der Ausstellung

    Nanne Meyer: ÜberAll

    Neue Ausstellung im Horst-Janssen-Museum

Die Berliner Künst­le­rin Nanne Meyer hat das All zum zen­tra­len The­ma ihrer Ar­beit ge­macht. Über zwei Aus­stel­lungs­ebe­nen hin­weg prä­sen­tiert sie mit viele hun­dert Zeich­nun­gen einen gan­zen Kos­mos ihres Schaf­fens.

31. Januar 2022

Künstlerin bei der Pressevorbesichtigung
Bild: Künstlerin bei der Pressevorbesichtigung, Foto: Birgit Denizel
„Meine Heran­ge­hens­weise, mich mit dem Uni­ver­sum zu be­fas­sen, ist eine eher asso­zia­tive, ich bin ja kei­ne Wis­sen­schaft­le­rin. Mich in­te­res­siert aller­dings die Astro­phy­sik“, so die Künst­le­rin, „schließ­lich sind wir alle ein Teil des Welt­alls.“ Und so gren­zen­los wie das All, so un­er­schöpf­lich er­scheint ihre künst­le­ri­sche Pro­duk­tion zu die­sem The­ma – dem gro­ßen Gan­zen, in dem unser mensch­liches Da­sein ein­ge­bun­den ist. Erst vor rund 500 Jah­ren haben wir be­grif­fen, dass die Erde nicht im Mit­tel­punkt des Uni­ver­sums steht. Es war Kopernikus, der den Blick in die Ga­la­xien öff­nete.

Breites Spek­trum von Aus­drucks­mitteln

Nanne Meyer - Other Worlds
Bild: Nanne Meyer - Other Worlds 01/2021, Foto: Patrizia Bach
Nanne Meyer ar­bei­tet auf Pa­pier, sie zeich­net, tuscht, schafft Col­la­gen, klebt ihre Bil­der mit­un­ter sogar auf Ca­mem­bert-Schach­teln. Die Titel ihrer Ar­bei­ten lau­ten „Quan­ten­schaum“, „DNA der Milch­stra­ße“ oder „Klum­pen und Glo­ben“. Ihre Aus­stel­lung im Horst Janssen Museum hat die Künst­le­rin selbst ge­stal­tet. Mal sto­ßen groß­for­ma­ti­ge, ful­mi­nan­te Blät­ter fast an die Decke, mal rei­hen sich kleine fi­li­gra­ne Zeich­nun­gen still an­ein­an­der. In allen Wer­ken ist der Mensch der Be­zugs­punkt, denn auch die Astro­phy­sik – be­tont Nanne Meyer – ist und bleibt eine Wis­sen­schaft, die aus mensch­licher Pers­pek­tive ins All blickt.

„In ihren Ar­bei­ten steckt je­doch mehr als bloß der be­wun­dern­de Blick ins Welt­all“, er­läu­tert Mu­seums­lei­te­rin Dr. Jutta Moster-Hoos. Auch die Liebe zur Schrift spielt eine sicht­bare Rolle, zum Bei­spiel in den Zeich­nun­gen „Ver­steck­te Texte“. Vom Wei­ten be­trach­tet scheint man in ferne Ga­la­xien im schwar­zen Nacht­him­mel zu blicken. In der Nah­sicht ent­pup­pen sich die Ster­ne als win­zi­ge Buch­sta­ben, die mit wei­ßem Stift ge­zeich­net auf schwar­zem Grund ver­streut sind. Tat­säch­lich sind hier die Buch­sta­ben aus vor­so­kra­ti­schen Schrif­ten über das Welt­bild ver­sammelt.

Vom Lexikon ins­pi­riert

Nanne Meyer in der Ausstellung
Bild: Nanne Meyer in der Ausstellung, Foto: Annika Brodé
Nanne Meyer liest viel über das Uni­ver­sum und ver­folgt die Vor­stö­ße der Wis­sen­schaft schon lan­ge. Zur ihrer frü­hen Lek­tü­re ge­hört „Meyers Hand­buch über das Weltall“, ein Buch, das manche Lese­rin­nen und Leser noch aus der Schul­bi­blio­thek kennen. Von 1960 bis in die 1980er Jahre war es das gän­gi­ge Le­xi­kon zur An­nä­he­rung an die Kos­mo­lo­gie. Den Buch­t­itel hat Nanne Meyer für ihren Aus­stel­lungs­ka­ta­log über­nom­men. „Ich bin froh, dass mir das Bi­blio­gra­fi­sche Ins­ti­tut die Er­laub­nis ge­ge­ben hat, mein ei­ge­nes Buch so nen­nen zu dürfen. Wenn man die­sen Namen schon hat, bie­tet sich das an“, scherzt die 68-Jäh­ri­ge. Dass sie sich seit Jahr­zehn­ten mit dem Uni­ver­sum be­schäf­tigt, do­ku­men­tiert eine Aus­wahl ihrer Künst­ler­bücher. Diese ent­hal­ten summa summa­rum „rund zehn bis elf­tau­send Zeich­nun­gen“, so Nanne Meyer. Ein Dut­zend Bücher aus dem Zeit­raum 1986 bis 2021 liegt auf­ge­blät­tert in Vi­tri­nen und lässt den Reich­tum ihrer Ideen nur erahnen.

Künstlerische Ver­wandt­schaft mit dem Haus­herrn

Die Wahl­ber­li­ne­rin wurde 1953 in Ham­burg ge­bo­ren. Dort stu­dier­te sie an der Hoch­schu­le für bil­den­de Künste. Ge­gen­über der Viel­falt ihres Werkes er­kennt man gleich in meh­re­rer Hin­sicht eine Ver­wandt­schaft zum Haus­herren Horst Janssen (1929–1995). Gemein ist bei­den die zeich­ne­ri­sche Ex­pe­ri­men­tier­freu­de, das Fai­ble für ge­brauch­te und zweck­ent­frem­de­ten Pa­pie­ren, die Be­geis­te­rung für das Bücher­machen und die Liebe zur Sprache als wei­te­res künst­le­ri­sches Aus­drucks­mittel.

Eröffnung

Zur Eröffnung fand ein Po­diums­ge­spräch statt. Mo­de­riert von Jutta Moster-Hoos, tausch­ten sich die Künst­le­rin Nanne Meyer und die aus Olden­burg stam­men­de Astro­phy­si­ke­rin und Wis­sen­schafts­jour­na­lis­tin der FAZ, Dr. Sibylle Anderl, über For­schung und Kos­mos aus. Zu sehen bei youtube: https://www.youtube.com/watch?v=MFKE-L1F1Ao

Neues Besucherangebot

Angeregt von Nanne Meyers for­schen­dem Blick hat das Ver­mitt­lungs­team des Mu­seums zu die­ser Aus­stel­lung ein neues For­mat ent­wickelt. Men­schen zwi­schen 8 und 99 Jah­ren wur­den dazu auf­ge­ru­fen, sich als Kunst­deu­te­rin­nen und Kunst­deu­ter zu be­wer­ben. Fach­liche Vor­aus­set­zun­gen gab es keine. Unter Frage­stel­lungen wie „Was ist Kunst? Wie ent­steht sie? Was hat das mit mir zu tun?“ tauch­ten sie in zwei Work­shops tief in das Werk von Nanne Meyer ein. Am Samstag, 5. Februar und 26. März, um 14 und 16 Uhr, haben in­te­res­sier­te Be­sucher die Ge­le­gen­heit, sich von den Kunst­deu­te­rin­nen und Kunst­deu­tern durch die Aus­stel­lung füh­ren zu lassen.

Autorin

Birgit Denizel

Birgit Denizel

Birgit Denizel M.A., Kunst- und Kultur­wis­sen­schaft­le­rin, Re­si­denz­ort Rastede GmbH, Projekt­leitung.

Mail an "Wir sind Nähe"

Infothek

Nanne Meyer: ÜberAll

Von Punkt­hel­lig­kei­ten und Tur­bu­lenz­mus­tern

Ausstellung vom 30. Januar bis 15. Mai 2022

Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 10–18, Montag ge­schlos­sen.

Der Ausstel­lungs­ka­ta­log „Meyers Handbuch über das Weltall“ (mit Beiträgen von Jutta Moster-Hoos und Sibylle Anderl) ist für 23 Euro im Mu­seums­shop erhältlich.

Zur Ausstellung wird ein um­fas­sen­des Rah­men­pro­gramm an­ge­bo­ten, darun­ter öffent­liche Be­sucher­füh­run­gen und ein Oster­ferien-Work­shop für Ju­gend­liche ab 13 Jahren.

Nähere Informationen unter

https://www.horst-janssen-museum.de

Autorin

Birgit Denizel

Birgit Denizel

Birgit Denizel M.A., Kunst- und Kultur­wis­sen­schaft­le­rin, Re­si­denz­ort Rastede GmbH, Projekt­leitung.

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