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8. Oldenburger Zeichenfestival
„Zeichnung und Wut“
In seiner achten Ausgabe widmet sich das Festival „ausgezeichnet!“ der Wut. Die Teilnehmenden, Jugendliche im Alter bis zu 18 Jahren, setzen sich über das Zeichnen mit Empörung, Feindseligkeiten und Gewalt auseinander.
7. Oktober 2021
„Wir sind überzeugt, dass der Prozess des Zeichnens bestimmte Aspekte der Wut in unserer Stadt und unserer Welt offenlegen kann, die vielleicht sonst nicht zur Sprache kämen. Es soll im Festival darum gehen, den Sichtweisen der Beteiligten, der Wütenden und derjenigen, die Wut ausgesetzt sind, ein Zeichen zu setzen“, so die Veranstalter. Cyber-Mobbing, Diskriminierung, große internationale Konflikte oder die Klimadebatte – all diese Aspekte greift das Festival auf vielfältige Weise auf. In Workshops arbeiten die Schülerinnen und Schüler mit professionellen Kunstschaffenden zusammen.
Eine der diesjährigen Aktionen ist „Hisst die Flaggen!“ Zusammen mit dem Künstler Georg Lisek haben Jugendliche von der OBS Osternburg, der Helene-Lange-Schule und der Liebfrauenschule insgesamt 16 großformatige Flaggen bemalt, die jetzt im Oldenburger Stadtraum flattern. Drei von ihnen wurden am PFL gehisst. Sie zeigen eine abstrakte Figur mit Mundschutz, eine Faust, die auf Blumen einschlägt und eine monströse Welle. „Die Flagge bildet das Gefühl der Wut ab, das den Menschen oft wie eine Welle überkommt“, erklärt die Schülerin Eva. „Ich habe vorher noch nie bei solch einem Projekt mitgemacht und die eigene Kunst jetzt hier hängen zu sehen ist schon atemberaubend“, freut sich die 17-Jährige. Was ihr, der Mitschülerin Smilla und dem 10-jährigen Niko sehr gefällt, ist, „dass wir selbst auswählen durften, was wir machen wollen“. Die weiteren Flaggen sind am Staatstheater und an der EWE-Arena zu sehen. Außerdem werden in der Innenstadt großformatige Zeichnungen an Litfaßsäulen und Werbeflächen installiert.
Ein anderes Beispiel ist der Workshop „DA DA DA (###!*@chrxl**!!!!11!!1)“, der Wut auch hörbar macht. Wenn die Wut ein Ventil braucht, schimpfen, klagen, heulen und brüllen wir, was unsere Stimmbänder hergeben. Die Kontrolle über unsere Worte entgleitet uns dann oft. Der Workshop sammelt und dokumentiert Klänge, die die Jugendlichen mit Wut verbinden: Schreien, Fluchen und Ausrasten in allen Formen. Jan Pötter erarbeitet mit Schülerinnen und Schülern der OBS Ofenerdiek eine multidisziplinäre Klanginstallation an der Grenze zwischen Zeichnung und Sound. Krach wird zur Kunst.
„Initialzündung des diesjährigen Themas war die Wutbürger-Bewegung“, weiß Georg Lisek, der zugleich Festivalleiter ist. „Es war toll, mit den Jugendlichen über Wut zu sprechen, und festzustellen, das Wut nicht generell böse ist, sondern dass man Wut auch konstruktiv nutzen und negative Gefühle in künstlerisches Arbeiten umwandeln kann“, resümiert der Künstler. „Wir wollen schließlich nicht nur zuckersüße Themen aufgreifen, sondern auch provokante Inhalte anbieten“, ergänzt Deliane Rohlfs, Geschäftsführerin der Oldenburger Kunstschule. Zum Abschluss des Festivals zeigen alle Schülerinnen und Schüler ihre Arbeiten in der Kulturhalle am Pferdemarkt. Unter einer Vielfalt überraschender Ergebnisse finden Besucherinnen und Besucher auch eine „Wutannahmestelle“ – eine Art „Beichtstuhl“ mit einer Ablassgebühr von einem Euro.
Oberes Foto:Veranstalter