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„TEMPESTA“
Seitz und Freunde im Oldenburger Kunstverein
Im Oldenburger Kunstverein werden vom 20. November bis 23. Januar 2022 drei Positionen zum Thema Landschaft zusammengeführt. Die Ausstellung zeigt aktuelle Werke von Emanuel Seitz, Astrid Fernández und Gonçalo Sena.
18. November 2021
Gleich zwei jüngere Kollegen brachte Emanuel Seitz nach Oldenburg mit: Astrid Fernández und Gonçalo Sena, die er in München und Madrid kennengelernt hat. Wenngleich die Werke der drei Künstler unterschiedlich ausfallen, so liegt ihnen doch eine spürbar verwandte Weltanschauung zugrunde. „Wir haben alle drei eine starke Beziehung zur Landschaft“, erläutert Seitz. „Ich am Chiemsee aufgewachsen und Astrid und Gonçalo haben eine vergleichbare Kindheit erlebt.“ Der frühe Kontakt zur Natur als Erfahrungsraum wirkt in ihren Arbeiten bis heute nach.
Emanuel Seitz schafft gegenstandslose Gemälde, die der Künstler selbst als „Streifenbilder“ bezeichnet. Ausgangspunkt seiner Malerei ist das Interesse am prozessualen Moment. Seitz mischt die Pigmente mit gemahlenem Glas, Marmor oder Asche, um den Farbauftrag zu festigen und die Leuchtkraft zu erhöhen. Mit dem Pinsel wandert Seitz die großformatigen Leinwände von links nach rechts ab. Diese den Bildern ablesbare Farbfolge wirkt gleichsam auf den Betrachter, denn die Wahrnehmung jeder Farbe wird von der vorangegangenen beeinflusst. „Bildtitel vergebe ich nicht, weil ich den Betrachtern keine Sehweise vorgeben will“, ergänzt Seitz. Mit dem jüngsten Werk in der Ausstellung bricht der Künstler jedoch mit dieser Ordnung, in dem er unterschiedlichste Formen auf einer Fläche zusammenbringt. 1973 geboren, studierte Emanuel Seitz von 1996 bis 2002 an der Akademie der Künste in München und war Meisterschüler bei Günther Förg. Er lebt und arbeitet heute in Berlin und München.
Astrid Fernández teilt mit Seitz das Faible für besondere Farben, die sie in ihrem Wesen mit Düften vergleicht. In der Oldenburger Ausstellung ist sie mit übergroßen Arbeiten vertreten. In einer Werkgruppe, die mit leichten Pastelltönen gestaltet ist, ziehen einzelne Linien und Formen in die Bildflächen wie in unbewohnte Territorien ein. Im Kontrast dazu ist das Gemälde „XX“ flächenfüllend mit tiefschwarzem Flammruß gemalt. Neben Kohle ist Flammruß das älteste Pigment.
Fernández, Jahrgang 1984, studierte ebenfalls in München – jedoch in der Klasse von Markus Oehlen, der mit seiner expressiv-gestischen Malerei in den 1980er Jahren als wichtiger Vertreter der Neuen Wilden bekannt wurde.
Den Kontrapunkt zu den beiden malerischen Positionen bilden die Skulpturen von Gonçalo Sena, der das Material Beton spannungsreich mit anderen Objekten verknüpft. Die Oberflächen seiner Arbeiten lassen an fossile Funde, andere an die Zeugnisse von Erosionsprozessen denken, denen die Landschaft durch die Kräfte der Natur ausgesetzt ist. Faszinierend ist ein Abguss eines Schindeldaches, das in der glänzenden Struktur einem Gletscher ähnelt. Sena verarbeitete dafür Zement und Epoxidharz. Der 1984 in Portugal gebore Künstler studierte bis 2007 Grafikdesign an der Fakultät für Bildende Künste in Lissabon und absolvierte 2011 den Master in Bildender Kunst am Dutch Art Institute in Arnhem. Sena lebt und arbeitet aktuell in Berlin.
Der Titel der Ausstellung nimmt Bezug auf das prominente Gemälde „La tempesta“ („Das Gewitter“) des venezianischen Maler Giorgione (1478 –1510). Entstanden 1508, zeigt es einen Landsknecht und eine Frau mit einem Säugling an einem Flussufer. Über dem Horizont verdunkelt sich bedrohlich der Wolkenhimmel. Weil die Natur hier nicht – wie bisher üblich – als Kulisse des Bildgeschehens dient, sondern die Hauptrolle spielt, gilt das Motiv als eines der ersten Landschaftsbilder der abendländischen Kunst überhaupt. Seitz, Fernández und Sena zitieren den Bildtitel nicht nur aufgrund ihrer eigenen Verbundenheit zum Thema Landschaft. „Das Gewitter, das Giorgiones Gemälde ankündigt, steht hier sinngemäß für die Bedrohung, als Stellvertreter für steigende Klimawerte, zunehmende Stürme und Hochwasserkatastrophen“, so Seitz.
Der Titel der Ausstellung nimmt Bezug auf das prominente Gemälde „La tempesta“ („Das Gewitter“) des venezianischen Maler Giorgione (1478 –1510). Entstanden 1508, zeigt es einen Landsknecht und eine Frau mit einem Säugling an einem Flussufer. Über dem Horizont verdunkelt sich bedrohlich der Wolkenhimmel. Weil die Natur hier nicht – wie bisher üblich – als Kulisse des Bildgeschehens dient, sondern die Hauptrolle spielt, gilt das Motiv als eines der ersten Landschaftsbilder der abendländischen Kunst überhaupt. Seitz, Fernández und Sena zitieren den Bildtitel nicht nur aufgrund ihrer eigenen Verbundenheit zum Thema Landschaft. „Das Gewitter, das Giorgiones Gemälde ankündigt, steht hier sinngemäß für die Bedrohung, als Stellvertreter für steigende Klimawerte, zunehmende Stürme und Hochwasserkatastrophen“, so Seitz.
Zur Eröffnung sprechen Gertrude Wagenfeld-Pleister, 1. Vorsitzende des Kunstvereins und Robert Grunenberg, Galerist aus Berlin.
Oberes Bild: Astrid Fernández - Polaroid-Foto,Foto: Astrid Fernández