Ein Triathlon auf Mallorca zum Saisonabschluss

Ein Bericht von Jesse Hinrichs

Mallorca. Die Lieb­lings­in­sel der Deut­schen. Auch be­kannt als das 17. Bun­des­land.
Viele ver­bin­den Mal­lor­ca auf den ers­ten Blick mit Urlaub, Strand, Party und Baller­mann. Dass die Insel aber auch ein sehr schö­nes Hin­ter­land hat, ist ins­be­son­de­re Rad­fah­rern und Triath­le­ten schon seit Jahr­zehn­ten be­kannt, wes­we­gen sich diese auch gerade im Früh­jahr zahl­reich hier tum­meln. Auch die In­fra­struk­tur hat sich im Laufe der Jah­re auf die vie­len Sport­ler an­ge­passt, so dass es mitt­ler­wei­le un­zäh­li­ge Hotels mit Renn­rad­ver­leih oder 25 m Schwimm­becken gibt und die Stra­ßen so gut sind, dass man lange mit dem Renn­rad unter­wegs sein muss, um mal auf wirk­lich schlech­te Stra­ßen­ver­hält­nis­se zu stoßen.

27. Oktober 2021

Jesse Hinrichs beim Laufen
Bild: Jesse Hinrichs beim Laufen, Foto: Veranstalter
Aufgrund der guten Be­din­gun­gen vor Ort gibt es mitt­ler­weile auch das gan­ze Jahr über zahl­rei­che Sport­ver­an­stal­tun­gen auf der Insel.

Ich hatte mir zum Ende des Jah­res die Challenge Peguera raus­ge­sucht, einen Mittel­dis­tanz-Triath­lon im Westen der Insel.
Da es im Früh­jahr durch die Pan­de­mie noch ver­hält­nis­mä­ßig we­ni­ge Wett­kämpfe gab, hatte ich nach mei­nem letz­ten Triath­lon, An­fang Sep­tem­ber in Däne­mark, noch Lust ein wei­te­res Mal an der Start­li­nie zu ste­hen. Da es zu die­sem spä­ten Zeit­punkt im Jahr aller­dings in Deutsch­land und auch der nä­he­ren Um­ge­bung kei­ne Triath­lon- Ver­an­stal­tun­gen mehr gibt, war das Ren­nen auf Mallorca schluss­end­lich das Ein­zi­ge, was noch übrig blieb und auch rela­tiv ein­fach zu er­rei­chen war.
Das hatten sich aller­dings auch viele an­de­re Profi­ath­le­ten ge­dacht, so dass die Start­liste mit über 50 Profis sehr voll und gleich­zei­tig die Leis­tungs­dich­te sehr hoch war. Ein ein­faches Ren­nen sollte es also nicht werden.

Der Ort Peguera ist eher we­ni­ger be­kannt für seine guten Sport­mög­lich­kei­ten und gilt eher als Tou­ris­ten- und Party-Ort. Die vie­len Triath­le­ten waren dem­ent­spre­chend re­la­tiv un­ty­pisch für den klei­nen Ort und auch die Ur­lau­ber waren zu gro­ßen Tei­len eher ver­wun­dert über die doch teil­weise sehr ver­rück­ten Sportler.

Ich entschied mich für eine recht frühe An­rei­se, um vor Ort Strecken noch das ein oder andere Mal mit dem Rad ab­zu­fah­ren oder zu Fuß ab­zu­lau­fen und ins­be­son­de­re auch die berg­auf und berg­ab Pas­sa­gen auf der Rad­strecke ken­nen­zu­ler­nen und zu üben. Der Flie­ger nach Mallorca ging also schon am Diens­tag­mor­gen und ich verbrachte die Tage vor dem Ren­nen am Sams­tag noch mit der Strecken­be­sich­ti­gung, aber vor allem auch mit viel Ruhe zu­sätz­lich ge­paart mit ei­ni­gen klei­nen Trai­nings­ein­hei­ten. So konn­te ich gleich­zei­tig gut aus­ge­ruht, aber nicht zu schlapp ins Rennen gehen.
Die Wett­kampf­strecken waren genau das Gegen­teil von dem, was ich per­sön­lich fa­vo­ri­sie­ren würde. Die 1,9 km wur­den di­rekt in der Bucht von Peguera ge­schwom­men, das heißt im Meer, was mir auf­grund mei­nes Schwimm­stils eher nicht so ent­ge­gen­kommt.
Die Radstrecke kann mit über 1.100 Höhen­me­tern auf den 90 km für eine Mit­tel­dis­tanz schon als an­spruchs­voll und gleich­zei­tig sehr un­rhy­th­misch be­zeich­net wer­den. Zu­sätz­lich mach­ten immer wie­der klei­ne­re An­stie­ge und tech­ni­sche berg­ab Pas­sa­gen das Ganze nicht ein­facher. Für mich, als ver­hält­nis­mä­ßig schwe­ren Ath­le­ten und ohne die Mög­lich­kei­ten An­stie­ge oder Ab­fah­ren vor der Haus­tür zu haben, also durch­aus eine Her­aus­for­derung.
Und die Laufstrecke? Diese war mit ins­ge­samt 24 Wen­de­punk­ten auf den 21,1 km und knapp 150 Höhen­me­tern auch nicht die Ein­fachs­te. Ein ein­zi­ges Auf und Ab ge­paart mit dem Ab­stop­pen und wie­der Be­schleu­ni­gen an den Wendepunkten.
Alles in allem also genau mein Rennen:-)
Zumindest auf die Lauf­strecke be­rei­te­te ich mich in den Wochen vor dem Ren­nen spe­ziell vor und ver­leg­te das ein oder andere Trai­ning auf den Olden­bur­ger Utkiek. Hier kann man er­staun­licher­wei­se in einer Stun­de lau­fen doch ei­ni­ge Höhen­me­ter sammeln.
Aber zurück zu dem Rennen auf Mallorca:
Da der Start um 9 Uhr mor­gens an­ge­setzt war, hieß es etwas frü­her als üblich auf­zu­stehen.
Grundsätzlich wird ge­sagt, dass man die letzte Mahl­zeit so ca. 3-4 Stunden vor dem Start ein­neh­men soll. So klin­gel­te der Wecker schon um 5:30 Uhr, um noch ge­nü­gend Zeit zu haben das Früh­stück zu ver­dauen. Hier gibt es auch nichts Außer­ge­wöhn­liches oder Spe­ziel­les zum Früh­stück. Ich ver­traue mitt­ler­wei­le ganz klas­sisch auf ge­koch­te Hafer­flocken mit Banane und etwas Honig. Nach dem Frühstück ist meis­tens noch etwas Zeit für ein biss­chen Mobi­lity und Dehnung, um den Körper in Schwung zu bringen.
Da die Unterkunft glück­licher­wei­se fuß­läu­fig zum Start war, war der Mor­gen sehr ent­spannt und ich machte mich erst 1,5 Std. vor dem Start auf zur Wech­sel­zone. Hier gilt es noch die letz­ten Dinge vor­zu­be­rei­ten. Noch einmal die Rei­fen am Rad auf­pum­pen, die Trink­fla­schen be­fes­ti­gen und die Wech­sel­beu­tel, die alle Dinge ent­hal­ten, die man für die je­weils nächs­te Dis­zi­plin braucht, zu kon­trol­lieren.
Jesse Hinrichs beim Schwimmen
Bild: Jesse Hinrichs beim Schwimmen, Foto: Veranstalter
Anschließend ging es auch direkt schon zum kur­zen Auf­wär­men und Ein­schwim­men, bevor es galt sich am Start ein­zu­fin­den. Das Meer war an dem Mor­gen nicht so ruhig wie er­hofft und die Tem­pe­ra­tur mit knapp 23 Grad so warm, dass für uns Profi-Ath­le­ten der Neo­pren­anzug verboten war.

Mit meiner Start­num­mer 17 war ich lei­der nicht unter den ers­ten 10 und hatte damit auch nicht das Pri­vi­leg, mir vorab den Start­platz an der knapp 20 m lan­gen Start­li­nie aus­zu­wäh­len, wo­durch ich lei­der in der zwei­ten Start­reihe lan­de­te. Bei der Dis­tanz ist das aller­dings nicht so ent­schei­dend, wie teil­weise auf den sehr kur­zen Distanzen.

Punkt 9.00 Uhr ging es also mit einem „On your Marks“ und einem nach­fol­gen­den Start­sig­nal ins Rennen.

Mit ein paar schnel­len Schrit­ten und Hecht­sprün­gen durch die Wel­len ging es auch gleich zur Sache, und das Feld der 50 Ath­le­ten sor­tier­te sich re­la­tiv schnell. Ich fühl­te mich an dem Mor­gen deut­lich bes­ser im Was­ser als ich zuvor auf­grund mei­ner Trai­nings­er­geb­nis­se ge­dacht hatte und fand mich recht schnell in­mit­ten der Fa­vo­ri­ten für die­ses Rennen.
Die Po­si­tion konn­te ich auch wäh­rend der ge­sam­ten 1,9 km im Meer ohne große Schwie­rig­kei­ten halten. Nur das wel­li­ge Meer er­for­der­te den ein oder an­de­ren Kampf.

Ohne große Probleme stieg ich dann in der ers­ten gro­ßen Grup­pe aus dem Mit­tel­meer und le­dig­lich ein paar schnel­le Ath­le­ten, die nor­ma­ler­wei­se auf den kür­ze­ren Dis­tan­zen unter­wegs sind und damit eine deut­lich hö­he­re Grund­ge­schwin­dig­keit mit­brin­gen, waren eine knappe Minute enteilt.
Jesse Hinrichs beim Fahrrad fahren
Bild: Jesse Hinrichs beim Fahrrad fahren, Foto: Veranstalter
Mit einem der schnells­ten Wech­sel des Tages ging es aufs Rad und damit auch di­rekt in den ers­ten klei­nen Anstieg.
Es bil­de­te sich schnell eine lan­ge Schlan­ge an Athleten, und wir fuh­ren mit ordent­lich Tempo über die kom­plett ge­sperr­ten Stra­ßen der Insel. Ich konn­te das Tempo gut mit­fah­ren und die Beine fühl­ten sich sehr gut an, so dass ich mich ent­schied auch wei­ter­hin das Tempo der Spitze mit­zu­ge­hen. Am län­ge­ren An­stieg taten sich dann zwi­schen den Ath­le­ten ei­ni­ge Lücken auf und das Feld zer­teil­te sich leicht. Lei­der muss­te ich in der fol­gen­den tech­ni­schen Ab­fahrt eine Lücke rei­ßen lassen. Sol­che Hügel und Ab­fahr­ten las­sen sich nun­mal in Olden­burg nicht trai­nie­ren und dem­ent­spre­chend fehl­ten mir hier trotz des Trai­nings auf der Wett­kampf­strecke in den Tagen zuvor die tech­ni­schen Fä­hig­kei­ten und die Rad­be­herr­schung, um das Tempo der an­de­ren Ath­le­ten vor mir mitzugehen.

Glücklicherweise konnte ich die ent­stan­de­ne Lücke in den an­schlie­ßen­den we­ni­ger tech­ni­schen und flache­ren Ab­schnit­ten wie­der schlie­ßen und fand mich in der zwei­ten „Gruppe“ mit vier an­de­ren Ath­le­ten wie­der. Hier natür­lich dauer­haft mit einem Ab­stand von 12 m zum Vor­der­mann, um die Re­ge­lung des Wind­schat­ten­ver­bots ein­zu­hal­ten. Vor uns war le­dig­lich eine wei­te­re Grup­pe von fünf wei­te­ren Ath­le­ten. An die­ser Kons­tel­la­tion än­der­te sich im ge­sam­ten Renn­ver­lauf auf dem Rad nicht mehr viel. Natür­lich war es ein ein­zi­ges Auf und Ab, was die Ge­schwin­dig­keit, das ei­ge­ne Ge­fühl und die Stim­mung an­be­langt. Gleich­zei­tig galt es sich gut zu ver­pfle­gen und ge­nü­gend Flüs­sig­keit, Koh­len­hy­dra­te und Elek­tro­ly­te auf­zu­neh­men. Die meis­ten Ath­le­ten set­zten dabei kom­plett auf flüs­si­ge „Nah­rung“ in Form Ener­gie­gels, die sich bei der hohen In­ten­si­tät am bes­ten auf­neh­men und auch verdauen lassen.
Jesse Hinrichs beim Laufen
Bild: Jesse Hinrichs beim Laufen, Foto: Veranstalter
Nach den 90 km und über 1.100 Höhen­me­tern in den Bei­nen ging es schließ­lich mit einem Durch­schnitt von knapp 41 km/h unter den ers­ten 10 Ath­le­ten in die zwei­te Wech­sel­zone. Beim Ab­stieg vom Rad in der zwei­ten Wech­sel­zone und auch dann di­rekt beim Los­lau­fen merkt man in der Regel sehr schnell, wie gut die „Lauf­beine“ an die­sem Tag sind und ob es ein guter Lauf wird oder even­tuell auch zu einem „Wan­der­tag“ auf den letz­ten Kilo­me­tern wird.

Ich fühlte mich direkt auf den ers­ten Me­tern des Halb­ma­ra­thons er­staun­lich gut und war selbst über­rascht, dass mei­ne Beine noch recht „frisch“ waren. Viele Athle­ten stürm­ten aber be­reits in der ers­ten von vier zu lau­fen­den Run­den an mir vor­bei, so dass ich schnell bis auf Platz 15 zu­rück­ge­reicht wurde. Ich hielt mich statt­des­sen etwas zu­rück und ver­such­te ein gutes, aber nicht zu schnel­les Tempo an­zu­schla­gen. Das war mit den vie­len Wen­de­punk­ten und klei­nen An­stie­gen nicht ganz einfach. Es galt berg­auf nicht dauer­haft zu schnell zu lau­fen, begab mög­lichst ein­fach die Beine ohne gro­ßen Auf­wand „rol­len zu las­sen“ und auf den fla­chen Pas­sa­gen das Tempo hoch­zu­hal­ten - gleich­zei­tig natür­lich aber auf die Ver­pfle­gung zu ach­ten und Was­ser und Ener­gie­gels in regel­mä­ßi­gen Ab­stän­den an den Ver­pfle­gungs­sta­tio­nen aufzunehmen.

Schlussendlich hatte ich wohl mei­nen bisher bes­ten Lauf in einem Triath­lon und konn­te rück­blickend so kons­tant von An­fang bis Ende laufen wie wahr­schein­lich kein an­de­rer Ath­let an die­sem Tag. Ledig­lich meine erste Lauf­run­de war etwas schnel­ler, die drei an­de­ren Lauf­run­den waren er­staun­licher­weise genau auf die Se­kunde exakt gleich schnell.
Auf dem letz­ten Kilo­me­ter muss­te ich aller­dings noch einmal alles aus mir raus­ho­len und konnte kurz vor der Ziel­li­nie noch zwei zu vor fa­vo­ri­sier­te Ath­le­ten ab­fan­gen und be­en­de­te mei­nen letz­ten Wett­kampf in meinem ers­ten Profi­jahr mit einem Schluss­sprint auf Rang 13.
Im Ziel war ich natür­lich kom­plett er­schöpft und am Ende, den­noch aber sehr glück­lich und zu­frie­den, weil an die­sem Tag nicht mehr mög­lich ge­we­sen wäre.
Mit einigen Tagen Ab­stand war es wirk­lich mein bes­tes Rennen, dass ich bis­her be­strit­ten habe und bin vom Schwim­men, über das Rad­fah­ren bis hin zum Lau­fen vollends zu­frie­den mit mei­nen Leis­tun­gen. Den­noch gibt es selbst­ver­ständ­lich wie immer noch Klei­nig­kei­ten, die sich ver­bes­sern las­sen und glück­licher­weise weiß ich, dass es auch leis­tungs­tech­nisch noch viel Po­ten­zial gibt, so dass ich mich umso mehr auf die Vor­be­rei­tung auf die Triath­lon-Sai­son 2022 freue.
Ich kann es jetzt schon kaum ab­war­ten nach einer klei­nen Trai­nings­pause wie­der in das Trai­ning ein­zu­stei­gen und freue mich auf die ers­ten Wett­kämp­fe im hoffent­lich nor­ma­len Jahr 2022 ohne Pan­de­mie!
Bis dahin, bleiben Sie sport­lich und gesund.
Vielleicht sieht man sich ja mal wäh­rend des Sport­trei­bens auf den Olden­bur­ger Stra­ßen oder Lauf­strecken.
Sportliche Grüße
Jesse Hinrichs

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