„Patent! - Das Torfkokswerk in Elisabethfehn“
Neue Sonderausstellung im Moor- und Fehnmuseum in Elisabethfehn.
11. September 2020
Der Karlsruher Chemiker Wilhelm Wielandt (1870–1914) war ein Pionier der industriellen Torfverkokung. Seine Experimente führten ihn nach England, Schweden und Norwegen. 1903 ließ er sich sein Verfahren zur Brenntorfverhüttung patentieren, für dessen Umsetzung er allerdings einen bestimmten Boden brauchte. Diesen fand er in Elisabethfehn, denn der Schwarztorf der alten Moore hat den besten Brennwert. 1905 gründete Wielandt dort die Torfkoks GmbH. Seine Produkte fanden europaweit ihre Abnehmer, und die Menschen in der Region neue Arbeitsplätze. So hat sein Patent die Ortsentwicklung von Elisabethfehn entscheidend mitgeprägt.
Neben der einzigartigen Erfolgsgeschichte wird in der Sonderausstellung auch die von Wielandt entwickelte Retorten-Torfverkokung vorgestellt. „Bei der Retorte handelt es sich um eine Verkohlungskammer“, erklärt Antje Hoffmann, Leiterin des Museums. „Bei 800 Grad Hitze wurde aus dem Torf alles herausgetrieben, was nicht Kohlenstoff ist. Diese Methode brachte wichtige Nebenprodukte wie Teer und Phenole, die ebenso verkauft wurden.“ Die chemischen Prozesse dieser Methode sind für die Besucher allgemeinverständlich dargestellt. Das vom Museum 3 km entfernt liegende Fabrikgelände ist in das Ausstellungskonzept mit einbezogen. Per Film kommen Zeitzeugen zu Wort, die über ihren Arbeitsalltag berichten.
Tatsächlich ist Wielandts Fabrik in Elisabethfehn die älteste Torfkoksfabrik der Welt. Erst 1989 wurde der Betrieb eingestellt. Heute steht die Fabrik samt ihrem Ofenhaus unter Denkmalschutz. Auf dem Freigelände des Museums werden Bagger und Großgeräte präsentiert, die den industriellen Torfabbau auf anschauliche Weise nachvollziehbar machen. Wurde der Torf früher durch Stechen mit der Hand gewonnen, entwickelte der Pionier Wielandt einen speziellen Schwarztorf-Bagger, der den Torf nicht nur abgräbt, sondern die Torfmasse zugleich entwässert und zu Briketts presst.