Dan Perjovschi: Drawing your Attention
Neue Ausstellung im Horst Janssen Museum in Oldenburg
Als Künstler bedient sich Dan Perjovschi einer Methode, wie sie Kinder lieben: das Malen im öffentlichen Raum, auf Wänden oder Schaufensterscheiben. Filzstift, Kreide oder Edding - mehr braucht Perjovschi nicht.
17. Juli
Mit seinen scharfsinnigen und raffinierten Kritzeleien, Cartoons und Sprechblasen kommentiert er das aktuelle Zeitgeschehen. Seine Botschaften sind engagiert, politisch, kommen aber nie mit erhobenem Zeigefinger daher. Jetzt gestaltete er die Glasfassade des Horst-Janssen-Museums. Im Inneren sind seine Zeichnungen und Collagen zu sehen.
Geboren wurde Dan Perjovschi 1961, im selben Jahr, in dem die Berliner Mauer errichtet wurde, nur auf der falschen Seite, nämlich in der rumänischen Stadt Sibiu. Unter dem neo-stalinistischen Diktator Nicolae Ceaușescu wurde Rumänien in einen totalen Überwachungsstaat verwandelt. In diesem Klima hat Perjovschi seine Arbeitsweise an den Wänden der eigenen Wohnung entwickelt und – wie der Künstler selbst erzählt – noch unwissend, dass er diesen Zeichenstil zu seinem Prinzip machen sollte. Zunächst absolvierte er ein klassisches Studium der Malerei, bevor er sich auf die grafische Kunst konzentrierte. „Ich empfand das als radikaler und es entsprach besser den hässlichen grauen Zeiten vor dem Zusammenbruch des Kommunismus“, so der Künstler. Nach dem Ende der Diktatur 1989 begann er, die erste unabhängige Wochenzeitung Rumäniens, "Revista 22", zu illustrieren. Längst stellt er seine Arbeiten international aus und zeichnet bevorzugt auf die Wände von etablierten Museen - darunter das MoMA New York, die Tate Modern in London oder das Centre Pompidou in Paris. Durch den Bezug auf den jeweiligen Ort und das aktuelle Zeitgeschehen ist jedes seiner Ausstellungsprojekte ein einzigartiges Spiegelbild der Gegenwart.
Seine Papierarbeiten, oft nur wenige skizzenhafte Striche auf einfachsten Blättern, sind zugleich minimalistisch und überzeugend. „Komplexe Themen bringt er auf Strich und Punkt“, so Jutta Moster-Hoos, die Leiterin des Museums. Was so schnell und unmittelbar gezeichnet erscheint, basiert jedoch auf einer genauen Beobachtung. Spektakulär ist seine „Anthropotheque“, eine großformatige Installation, die binnen mehrerer Jahre entstand und rund 5.000 Zeichnungen umfasst. Jedes Blatt zeigt ein Individuum, das zugleich immer auch Teil des Kollektivs ist. Zusammen betrachtet ist seine „Bibliothek der Menschheit“ eine tiefgehende Reflexion auf die Gesellschaft.