2 Millionen Jahre Migration

Sonderaus­stel­lung im Olden­burger Lan­des­mu­seum für Natur und Mensch

Wissen Sie, dass etwa 4 Pro­zent von un­se­ren Genen vom Nean­der­taler stam­men? Oder dass die Sied­ler, die vor 7.500 Jah­ren aus der Türkei kamen, hell­häu­tig und braun­äu­gig waren und die Men­schen, die sie hier in un­se­rer Re­gion tra­fen, da­mals dun­kel­häu­tig und blau­äu­gig ge­we­sen sind?

19. Dezember 2019

Joan Vicent Canto Roig
Bild: Plakatmotiv Joan Vicent Canto Roig
Die aktuelle Aus­stel­lung im Olden­bur­ger Lan­des­mu­seum Natur und Mensch zeigt, dass Mi­gra­tion kein neues Phä­no­men ist. Schon immer war der Mensch mobil. Auf der Suche nach Nah­rung, Was­ser und Sicher­heit ist er über ganze Kon­ti­nen­te ge­wan­dert. Um diese Ent­wick­lung zu ver­mit­teln, kon­zen­triert sich die Aus­stel­lung auf vier gro­ße Mi­gra­tions­wel­len, er­klärt Mu­seums­lei­te­rin Dr. Ursula Warnke. „Zuerst war es der Homo erec­tus, der vor zwei Mil­lio­nen Jah­ren aus Afrika in nörd­liche, noch men­schen­lee­re Ge­bie­te auf­ge­bro­chen ist. Hin­ge­gen traf der Homo Sapiens, also unser Vor­fah­re, bei sei­ner Aus­brei­tung vor etwa 200.000 Jah­ren durch­aus schon auf Vor­men­schen. Der drit­te gro­ße Zug war vor 7.500 Jah­ren die Ein­wan­de­rung von Acker­bauern und Vieh­züch­tern aus den Ge­bie­ten der heu­ti­gen Türkei nach Europa. Hier tra­fen sie auf Jäger und Samm­ler. Die Idee der Sess­haf­tig­keit brach­ten sie mit. Als vier­te gro­ße Welle kamen Rei­ter­no­ma­den aus den öst­lichen Step­pen nach Europa.“
Auf Basis heu­ti­ger For­schung weiß man, dass das Zu­sam­men­tref­fen ver­schie­de­ner Kul­tu­ren immer schon zu Aus­tausch und Ver­mischung und schließ­lich in der Stein­zeit zur ers­ten multi­kul­tu­rel­len Ge­sell­schaft mit kom­ple­xen wirt­schaft­lichen Ge­fü­gen führ­te. Vor­wis­sen müs­sen die Mu­seums­gäste nicht mit­brin­gen. Ein­zel­ne In­for­ma­tions­boxen bie­ten Ein­blicke in die For­schungs­fel­der Ar­chäo­lo­gie, Geo­ar­chäo­lo­gie oder An­thro­po­lo­gie. Vor allem die Pa­läo­ge­netik, ein noch rela­tiv jun­ger Wis­sen­schafts­zweig, bringt er­staun­liche Er­kennt­nisse her­vor. Pa­läo­ge­ne­ti­ker unter­suchen die DNA aus­ge­stor­be­ner Arten und Kul­tu­ren und schrei­ben dabei nicht selten die Geschichte um.
Dr. Ursula Warnke, Landesmuseum und Olaf Meenen, LzO-Stiftung
Bild: Dr. Ursula Warnke, Landesmuseum und Olaf Meenen, LzO-Stiftung, Foto: Birgit Denizel
Konzipiert ist die Aus­stel­lung für Kin­der und Er­wach­se­ne. Zu sehen sind alte Schä­del und Knochen sowie hoch­wer­ti­ge Re­pli­ken von Werk­zeu­gen, Waf­fen oder Ke­ra­mik­ge­fä­ßen. Sie sind in Kof­fern und Käs­ten ver­bor­gen, um zum ei­ge­nen Ent­decken an­zu­re­gen. Hands-On-Objekte laden zur inter­ak­ti­ven Spu­ren­suche zu den ei­ge­nen Wur­zeln ein. Wie sehr sich das äu­ße­re Er­schei­nungs­bild des Men­schen inner­halb von Jahr­tau­sen­den ver­än­dert hat, macht ein com­pu­ter­ani­mier­tes Pro­gramm sicht­bar. Die Kul­tur­stif­tung der Lan­des­spar­kasse zu Olden­burg hat die Aus­stel­lung, ins­be­son­de­re die tech­ni­sche Aus­stat­tung, unter­stützt. Zum An­ge­bot ge­hört auch eine Bild­werk­statt, in der mit mo­der­ner Soft­ware der Frage „Wer bin ich und wie viele?“ nach­ge­gan­gen wird. Darüber hinaus fin­den Ver­an­stal­tungen wie Füh­run­gen, Work­shops für Kin­der, Vor­trä­ge und ein gro­ßer Fa­mi­lien­tag am 16. Fe­bruar 2020 statt. Die Aus­stel­lung ist noch bis zum 22. März zu sehen.

Autorin

Birgit Denizel

Birgit Denizel

Birgit Denizel M.A., Kunst- und Kultur­wis­sen­schaft­le­rin, Re­si­denz­ort Rastede GmbH, Projekt­leitung.

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Infothek

Das Landes­mu­seum Natur und Mensch wurde 1836 vom Groß­her­zog Paul Friedrich August ge­grün­det und be­zog 1879 den jet­zi­gen Stand­ort Damm 38–34 un­weit der Fuß­gän­ger­zone. In­halt­lich wid­met sich das Mu­seum den ty­pi­schen Land­schaf­ten der Re­gion und ihren Be­woh­nern. Die Natur als Lebens­raum für Flora und Fauna und das Wir­ken des Men­schen seit der Stein­zeit ste­hen im Fokus der Dauer­aus­stel­lung. Im Aqua­rium kön­nen die Be­sucher die hei­mi­sche Unter­was­ser­welt ent­decken. In Son­der­aus­stel­lun­gen wer­den über­re­gio­nale The­men aus Natur­kunde, Eth­no­lo­gie und Archäo­lo­gie be­han­delt.

Nähere Infor­ma­tio­nen unter

http://www.naturundmensch.de

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Birgit Denizel

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Birgit Denizel M.A., Kunst- und Kultur­wis­sen­schaft­le­rin, Re­si­denz­ort Rastede GmbH, Projekt­leitung.

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