• Mühlenhaus

    Fachwerk begeistert

    Mühlenhaus baut bundesweit Fachwerkhäuser

Ludger Olberding baute aus seinem Fai­ble für Fach­werk­häu­ser ein ei­ge­nes Unter­neh­men auf. Heute zieht die kleine Fir­ma Mühlenhaus aus Mühlen zehn bis 14 Fach­werk­häu­ser pro Jahr in ganz Deutsch­land hoch.

3. November 2020

Ludger Olberding vor einem seiner Fachwerkhäuser in Mühlen
Bild: Ludger Olberding vor einem sei­ner Fach­werk­häu­ser in Mühlen. Foto: Klaus-Peter Jordan
Wenn Ludger Olberding auf seine „Pro­duk­te“ blickt, dann sieht er darin mehr als 2000 Jah­re Ge­schich­te. Da­mals, im Jahr 33 vor Christus, er­wähn­te der rö­mi­sche Ar­chi­tekt Vitruv in sei­nem Werk „De Architectura“ eine neue Bau­wei­se: das Fach­werk­haus. Bis heute hat sich ein Trend zum Fach­werk­haus er­hal­ten – und Olberding hat sich mit seiner Mühlenhaus GmbH in Mühlen (Kreis Vechta) auf die­se Bau­wei­se spe­zia­li­siert.

„Ich komme vom Bauern­hof, war immer ein Bauern­hof­fan, woll­te immer ein sol­ches Bauern­hof-Fach­werk­haus haben, konn­te aber nicht das Rich­ti­ge fin­den“, er­zählt der 57-Jäh­ri­ge. „Da habe ich ein Grund­stück ge­kauft und mir selbst eins ge­baut.“ Natür­lich nicht all­eine, denn er sei eher alles an­de­re als ein Hand­wer­ker, so der ge­lern­te In­dus­trie­kauf­mann. Es war die Be­kannt­schaft zu einem pol­ni­schen Res­tau­ra­tor, mit dem er das Haus schließ­lich plan­te und bauen ließ.

Schon 400 Fach­werk­häu­ser hoch­ge­zo­gen

Ludger Olberding ist ein begeisterter Fachwerkhaus-Fan
Bild: Ludger Olberding ist ein be­geis­ter­ter Fach­werk­haus-Fan. Foto: Klaus-Peter Jordan
Das war 1997, und in die­ser Zeit bau­te Olberding aus sei­nem Fai­ble für Fach­werk­häu­ser ein ei­ge­nes Unter­neh­men auf – Mühlenhaus. Ge­baut wer­den heute aus­schließ­lich Fach­werk­häu­ser. Der Be­trieb ist mit der­zeit 18 Mit­ar­bei­tern eher klein, er­stellt aber zehn bis 14 Fach­werk­häu­ser pro Jahr. Dazu kom­men Res­tau­rie­run­gen al­ter Ge­bäu­de. „Ins­ge­samt dürf­ten es bis heute etwa 400 Häu­ser sein“, schätzt Olberding.

Wenn der Mühlener vom Fach­werk­haus spricht, kommt er ins Schwär­men. Dann fal­len Be­grif­fe wie Zeit­lo­sig­keit, Be­hag­lich­keit, Ge­fühl von Ge­bor­gen­heit. Das sehen auch immer mehr Bau­her­ren so; Olberding spricht von einer Re­nais­san­ce des Fach­werk­hau­ses. Sein Unter­neh­men je­den­falls hat „Arbeit satt“, wie er es aus­drückt. Man sei über das Jahr 2021 hin­aus aus­ge­las­tet.

Der Fach­werk­fan legt Wert auf einen ho­hen Qua­li­täts­stan­dard: „Alles ori­gi­na­le Fach­werk­kons­truk­tio­nen, die in hand­werk­lich tra­di­tio­nel­ler Qua­li­tät er­rich­tet wer­den.“ Für das Fach­werk wür­den aus­schließ­lich gut ab­ge­la­ger­te Eichen­bal­ken ver­wen­det, kar­pa­ti­sche Eiche. Hier­für be­treibt er mit sei­nem pol­ni­schen Be­kann­ten von da­mals in­zwi­schen eine ei­ge­ne Fir­ma in Polen. „Die Eichen­bal­ken kom­men außer­dem kurz vor ihrer Ver­ar­bei­tung zu­sätz­lich für sechs bis neun Wochen in eine Trocken­kam­mer und wer­den auf eine sehr nie­dri­ge Holz­feuch­te herun­ter­ge­trock­net, um ein spä­te­res Ver­zie­hen auf ein Mi­ni­mum zu re­du­zie­ren“, er­klärt Olberding.

Jedes Haus ein Unikat

Fachwerkstil auch im Inneren eines Hauses
Bild: Fach­werk­stil auch im In­ne­ren eines Hau­ses. Foto: Mühlenhaus
Für sei­ne Kun­den hält er zwar Pla­nungs­bei­spie­le mit Wohn­flä­chen von 120 bis gut 300 Qua­drat­me­tern be­reit. „Grund­sätz­lich pla­nen und bauen wir aber nach den in­di­vi­duel­len Wün­schen der Kun­den, in je­der ge­wünsch­ten Grö­ßen­ord­nung. Jedes Haus von uns ist ein Uni­kat.“ Dabei wird die his­to­ri­sche Bau­wei­se na­tür­lich mit der heu­ti­gen mo­der­nen Haus­tech­nik kom­bi­niert.

Und die Kosten? „Wir bie­ten den Kun­den Fest­prei­se an, die mit den Prei­sen für Häu­ser in kon­ven­tio­nel­ler Bau­wei­se durch­aus ver­gleich­bar sind“, so Olberding. Und was sind das für Kun­den? „Oft ro­man­tisch an­ge­hauch­te Men­schen mit Tra­di­tions­be­wusst­sein“, weiß er. Aber die Kun­den wür­den in­zwi­schen immer jün­ger; die Hälf­te sei mitt­ler­wei­le unter 30, und für die sei Nach­hal­tig­keit und Kli­ma­schutz ein gro­ßes Thema. Pro­blemlos kön­ne ein Fach­werk­haus heute auch ener­gie­au­tark ge­baut wer­den mit ent­spre­chen­der Ener­gie­spei­cher­tech­no­lo­gie. Zu­neh­mend wür­den die Kun­den da­nach fra­gen.

Ein Drit­tel sei­ner Kun­den kom­men übri­gens auf Em­pfeh­lung an­de­rer zu ihm, zwei Drit­tel über die Suche nach Fach­werk­häu­sern im Inter­net. „Seit 2001 hat Mühlenhaus sei­nen ei­ge­nen Inter­net­auf­tritt, und seit­dem bauen wir nicht nur im Nor­den, sondern bun­des­weit“, er­zählt Olberding. Und noch einen Trend sieht er: „Raus aus der Groß­stadt und aufs Land.“ Auch hierin sieht er wei­te­res Po­ten­zial für das Fach­werk­haus.

Die Sache mit dem rus­si­schen Oli­gar­chen

Pavillion
Bild: Der Pavillon soll­te ei­gent­lich in Spa­nien ste­hen. Jetzt ist er Olberdings be­ein­drucken­des Büro. Foto: Mühlenhaus
Ganz pro­blem­los ver­lief die Fir­men­ge­schich­te von Mühlenhaus aller­dings nicht. „In der Fi­nanz­kri­se 2008 waren auf ein­mal 50 Pro­zent un­se­rer Auf­trä­ge weg“, er­zählt Olberding. Durch das Tal ge­bracht habe das Unter­neh­men da­mals ein rus­si­scher Oli­garch. Beim Gol­fen im Olden­bur­ger Müns­ter­land hatte der sich vom Fach­werk be­geis­tern las­sen. „Für ihn haben wir dann in Spa­nien in der Nähe von Bar­ce­lona ein gro­ßes Fe­rien­haus ge­baut; allein die Eichen­decke hatte 300 Qua­drat­me­ter“, schwärmt Olberding noch heute. Dann soll­te in den Gar­ten auch noch ein run­der Tan­nen­holz­pa­vil­lon von zwölf Metern Durch­mes­ser. „Die Kons­truk­tion hat­ten wir hier in Mühlen schon fer­tig. Doch der Russe be­kam hier­für in Spa­nien keine Bau­ge­neh­mi­gung und er nahm den Pavillon nicht ab.“ Heute sei er froh darüber, dass aus dem Pa­vil­lon-Ge­schäft mit dem Rus­sen nichts wurde – und jeder Be­sucher von Ludger Olberding in Mühlen ahnt, warum. „Der Pa­vil­lon steht jetzt in mei­nem Gar­ten und ist mein Büro.“




Oberes Bild: Ludger Olberding bau­te das erste Fach­werk­haus für sich selbst – der lin­ke Teil ist heute Büro, der rechte das Wohn­haus. Foto: Mühlenhaus

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