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    Trauergäste

    Muss es auf Be­er­di­gun­gen immer Schwarz sein?

Früher war die Sache in der Regel klar: Wer auf eine Be­er­di­gung geht, trägt Schwarz – und zwar von Kopf bis Fuß. Heute sind manch­mal sogar Gummi­stie­fel ge­fragt.

30. Oktober 2023

Abschied nehmen, den An­ge­hö­ri­gen das Mit­ge­fühl aus­spre­chen: Auf Be­er­di­gun­gen geht es um vie­les, aber sicher nicht ums schicks­te Out­fit. Und den­noch kann Klei­dung bei Trauer­gäs­ten für Kopf­zer­bre­chen sor­gen. Näm­lich dann, wenn man sich un­sicher ist, wel­che für den An­­lass an­ge­mes­sen ist. Eine Frage, die heute längst nicht mehr so ein­deu­tig zu be­ant­wor­ten ist wie noch vor ei­ni­gen Jahr­zehn­ten, sagt die So­zial­wis­sen­schaft­le­rin und Trauer­be­glei­te­rin Marion Lücke-Schmidt vom Bun­­des­ver­band Trauer­be­glei­tung. Da­mals sei der schwar­ze Anzug, das schwar­ze Kos­tüm quasi ge­setzt gewesen.
Das ist heute anders. Manch­mal schon allein aus prak­ti­schen Grün­den: Be­sta­ttungs­wäl­der wer­den als letz­te Ruhe­stät­te immer be­lieb­ter. Wer hier bei un­ge­müt­­lichem Wet­ter unter­wegs ist, braucht nicht nur re­gen­fes­te Klei­dung, son­dern ist mit Gummi­stie­feln bes­ser be­ra­ten als mit Pumps oder schwar­zen Halb­schu­hen. Hinzu kommt: „Nicht jeder hat heute mehr eine schwar­ze Jacke“, sagt Lücke-Schmidt. Von klas­si­scher schwar­zer Klei­dung ganz zu schweigen.

Gedeckte Farben gehen auch

Und die muss man sich auch nicht mehr zwangs­läu­fig für Be­er­di­gun­gen an­schaf­fen, wenn man sie nicht ohne­hin im Klei­der­schrank hat. Mitt­ler­wei­le sei es „üb­lich, auf All­tags­klei­dung in ge­deck­ten Far­ben zu­rück­zu­grei­fen“, so Linda Kaiser, stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de der Deut­schen-Knigge-Ge­sell­schaft. Klei­dungs­stücke in Grau, Dun­kel­blau und Braun sind neben schwar­zen Stücken eine ge­eig­ne­te Wahl. „Wer aller­dings keine dunkle Klei­dung be­sitzt oder auf­grund der Wit­te­rung viel­leicht auf einen roten Win­ter­man­tel zu­rück­grei­fen muss, kann die­sen natür­lich auch tra­gen“, so Kaiser.
Von extrem kör­per­be­ton­ter oder frei­zü­gi­ger Klei­dung rät die stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de der Deut­schen-Knigge-Ge­sell­schaft aller­dings ab. Kon­kret heißt das: da­rauf ach­ten, dass Schul­tern, De­kolle­té und das Bein ober­halb des Knies be­deckt sind. „Auch kur­ze Ho­sen und trans­pa­ren­te Stof­fe sind nicht em­pfeh­lens­wert bei einer Be­er­di­gung“, so Kaiser. Ins­be­son­de­re dann nicht, wenn die Trauer­feier in einer Kirche oder ge­weih­ten Ka­pel­le oder Trauer­halle statt­fin­det. Schließ­lich gilt: „Eine Be­er­di­gung ist kein An­lass für einen gro­ßen mo­di­schen Auf­tritt. Hier geht es darum, dem Ver­stor­be­nen Res­pekt zu zol­len und ihm die letz­te Ehre zu erweisen.“

Im Zweifel nach­fragen

Lücke-Schmidt gibt aller­dings zu be­den­ken, dass die an­ge­mes­se­ne Klei­dung immer auch vom Ver­stor­be­nen und dem je­wei­li­gen Um­feld ab­hängt. Was in der einen Fami­lie oder dem einen Be­kann­ten­kreis wo­mög­lich als un­an­ge­mes­sen gilt, kann in an­de­ren durch­aus pas­send für die Be­er­di­gung er­schei­nen. „Und dann ist natür­lich auch die Frage: Gehe ich als Ar­beit­ge­ber auf eine Be­er­di­gung? Da wird von mir viel­leicht auch noch mal ein an­de­res Aus­sehen er­war­tet, als wenn ich als Freund gehe“, so Lücke-Schmidt. Im zwei­ten Fall kann wo­mög­lich auch mal der kür­ze­re Rock in Ord­nung sein, im ers­ten ist der dunkle An­zug viel­leicht doch die beste Wahl.
Klar ist aller­dings: Hat sich die Ver­stor­be­ne oder der Ver­stor­be­ne einen be­stimm­ten Dress-Code ge­wünscht, soll­te man sich nach Mög­lich­keit auch daran halten. Gleiches gilt, wenn in der Trauer­an­zei­ge ver­merkt ist, dass von Trauer­klei­dung ab­zu­sehen ist. „Das for­dert uns natür­lich heraus“, so Lücke-Schmidt. „Weil schwar­ze Klei­dung ist ein Schutz, das ist ja auch eine Uni­form für diese Ge­le­gen­heit: Zu zei­gen, ich trauere mit.“
Wer unsicher ist, was ge­wünscht ist, kann je nach Si­tua­tion und Be­zie­hung zum Ver­stor­be­nen und den An­ge­hö­ri­gen auch ein­mal ehr­lich und offen nach­fra­gen, rät Lücke-Schmidt. An­dern­falls sei es sinn­voll, sich selbst zu fra­gen, wie gut man es aus­hal­ten kann, mit der ei­ge­nen Klei­dungs­wahl im Zwei­fel heraus­zu­stechen. Ihr Tipp: Zwei ver­schie­de­ne Jacken ins Auto legen – und vor Ort entscheiden.
Übrigens: Wer den Nach­wuchs zur Be­er­di­gung mit­bringt, sollte vor allem auf eines ach­ten: Dass sich Sohn oder Toch­ter in der je­wei­li­gen Klei­dung mög­lichst wohl fühlt – und sie auch gerne an­zie­hen mag. Schließ­lich sei eine Be­er­di­gung schon eine be­klem­men­de Si­tua­tion an sich, sagt Trauer­be­glei­te­rin Lücke-Schmidt. Leuch­ten­des Pink oder Gelb muss es Kaiser zu­fol­ge dann aber viel­leicht doch nicht sein. Auch bei Kin­dern ist es am bes­ten, auf ge­deck­te Far­ben zu­rück­zu­greifen.
Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn

Autorin

Pia Marie Wenholz

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Pia Marie Wenholz ist Mit­­a­r­bei­­te­­rin der Öffent­lichen Olden­burg. Sie ist ver­ant­wort­lich für den Be­reich Pres­se und Kommu­ni­ka­tion.

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