• So schützen Eltern Kinder vor riskanten Mutproben aus dem Netz

    7 Tipps

    So schützen Eltern Kin­der vor ris­kan­ten Mut­pro­ben aus dem Netz

Wann ist die Online-Chal­len­ge nur al­bern und wann le­bens­ge­fähr­lich? Um zu einer Com­mu­nity zu ge­hö­ren, las­sen sich Ju­gend­liche manch­mal zur Teil­nah­me ver­lei­ten. Das macht Eltern Angst. Doch sie kön­nen vor­beugen.

27. Oktober 2023

Für Likes und an­er­ken­nen­de Kom­men­tare über­schrei­ten Ju­gend­liche bei wag­hal­si­gen Social-Media-Chal­len­ges manch­mal Gren­zen, die auch ihr Leben ge­fähr­den kön­nen. Das be­un­ruhigt Eltern. Wie kom­men sie gegen mög­lichen ju­gend­lichen Grup­pen­zwang an, und wie kön­nen sie ihre Kin­der schüt­zen? 7 Tipps von Experten:

1. Eltern sollten selbst bei kei­nen Chal­len­ges mitmachen

„Wenn ich will, dass mein Kind keine ge­fähr­lichen Chal­len­ges an­nimmt und sich auf TikTok und Co. ins­ze­niert, soll­ten El­tern selbst auch bei keinen Online-Heraus­for­de­run­gen mit­machen – und seien sie ver­meint­lich noch so harm­los“, em­pfiehlt Kira Liebmann, Grün­de­­rin der Aka­de­mie für Fa­mi­lien­coa­ching im baye­ri­chen Maisach. Wenn Eltern Kin­dern im Rah­men einer sol­chen Chal­len­ge etwa Eier auf den Kopf hauen, soll­ten sie be­den­ken: „Wenn ich es mache, könn­te es das Kind nach­machen. Oder schlim­mer, mich ver­suchen zu über­trump­fen“, so Liebmann.

2. Guten Draht be­reits in „Frie­dens­zei­ten“ legen

Ihr zwei­ter Tipp setzt be­reits in der Vor­pu­ber­tät an, wo Eltern noch einen guten Draht zu ihren Kin­dern haben: „Hal­ten Sie be­reits in fried­lichen Zei­ten Ver­bin­dung und Kon­takt zu dem Kind.“ So könne man stets fra­gen, was gerade Trend ist und was sie so für Videos dre­hen. „So hat man die Chan­ce, den Draht auch in schwie­ri­gen Zei­ten wei­ter zu nut­zen. Fängt man damit zu spät an, stößt man auf tau­be Ohren. Das Kind rea­giert dann ab­leh­nend unter dem Motto „Was willst Du denn?“, sagt die Pu­ber­täts­ex­per­tin. Für sie soll­te es nor­mal sein, mit dem Kind über Medien zu sprechen.

3. Ruhe bewahren und Gespräch suchen

Geraten Eltern in Panik, dass ihr Kind bei le­bens­ge­fähr­lichen Chal­len­ges mit­machen könn­te, em­pfiehlt Kira Liebmann, Ruhe zu be­wah­ren und sich im Netz fort­zu­bil­den, was gerade für Chal­len­ges an­ge­sagt sind. Sie würde dann das Ge­spräch suchen und etwa fra­gen: „Ich habe von der Deo-Chal­len­ge ge­le­sen. Wie fin­dest du das? Hast du die auch schon gemacht?“

4. Keine pauschale Unter­stel­lun­gen, jeden Quatsch mit­zu­machen

Eltern soll­ten sich zudem ihren Ju­gend­lichen genau an­schauen. Denn nicht alle set­zen ihr Leben aufs Spiel. „Man soll­te sich be­wusst sein, die Chal­len­ges sind keine Mas­sen­phä­no­me­ne, son­dern Ein­zel­phä­no­me­ne“, be­ruhigt die Er­zie­hungs­ex­per­tin.
Eltern sollten sich fra­gen: „Neigt mein Kind über­haupt dazu? Wenn man ihm unter­stellt, jeden Quatsch mit­zu­machen, dann könn­te es dazu füh­ren, dass es erst den Kick sucht“. Sei das der Fall, soll­te man mit der Schule Kon­takt auf­neh­men. Dort könn­ten Ver­trauens­leh­rer hel­fen, über die Ge­fähr­lich­keit auf­zu­klä­ren, wenn Eltern das Kind nicht mehr er­reichen.

5. Von klein auf ermutigen, auch „Nein“ zu sagen

„Trotz allem Grup­pen­zwang, bei dem sich Ju­gend­liche be­wei­sen wol­len, soll­ten sie von klein auf er­mu­tigt wer­den, auch Nein zu sagen“, rät Liebmann. Dass klappe umso besser, wenn man den Kin­dern vor­lebt, auch öfter „Nein“ zu sagen oder „Das will ich nicht“ an­statt alles zu er­dul­den. Im Ge­präch könne man er­klä­ren, dass die Vi­deos kein harm­lo­ser Spaß sind, und das Kind nicht Sachen machen muss, nur um vor den Freun­den gut dazustehen.

6. Gründe für die Challenge hinterfragen

Die Initia­tive „Schau hin! Was Dein Kind mit Medien macht“ em­pfiehlt Eltern zu­dem, im Ge­spräch die Grün­de zu hin­ter­fra­gen, warum User über­haupt an Chal­len­ges teil­neh­men. Em­pfin­de das Kind Druck, bei allen Trends mit­zu­gehen und sich im Netz zu ins­ze­nie­ren, solle man Kin­der be­stär­ken, anders zu sein: Es muss nicht überall mitziehen.

7. Like-Funktion aus­schal­ten sorgt für Entlastung

„Gemeinsames Re­flek­tie­ren mit dem Kind helfe ihm zu ver­ste­hen, dass vor allem in­ne­re Werte bei zwi­schen­mensch­lichen Be­zie­hun­gen zäh­len, nicht bloß die An­er­ken­nung über so­zia­le Netz­wer­ke“, er­klä­ren die Me­dien­ex­per­ten. Ihr Tipp: Manch­mal em­pfin­den Kin­der es auch als Ent­las­tung, wenn die Sicht­bar­keit von Likes bei ihnen selbst oder ge­ne­rell bei allen Bei­trä­gen aus­ge­schal­tet wird.
Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Autorin

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz ist Mit­­a­r­bei­­te­­rin der Öffent­lichen Olden­burg. Sie ist ver­ant­wort­lich für den Be­reich Pres­se und Kommu­ni­ka­tion.

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