• Raumaufnahme Ausstellung „Vortreffliche Niederländer“

    „Vortreffliche Nie­der­länder“

    Neue Ausstellung im Olden­burger Augusteum

Für den Olden­bur­ger Hof­ma­ler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751–1829) waren die Nie­der­län­der des 17. Jahr­hun­derts ganz „vor­treff­liche Maler“. Er schät­ze ihre künst­le­ri­schen Fä­hig­kei­ten und die Viel­falt ihrer Bild­the­men so sehr, dass er selbst in ihrem Stil mal­te und die Wer­ke der Hol­län­der und Fla­men für sei­ne ei­ge­ne Samm­lung er­warb. Vom Still­leben über Por­träts und All­tags­sze­nen bis hin zu Land­schaf­ten und See­stücken sind alle ty­pi­schen Bild­gat­tun­gen in der neuen Son­der­aus­stel­lung ver­sam­melt. Aber nicht nur das.

24. September 2021

J.H.W. Tischbein Selbstbildnis
Bild: J.H.W. Tischbein Selbstbildnis um 1820, Foto:Landesmuseum Oldenburg
„Das Besondere an der Aus­stellung ist, dass wir Tischbein als Pro­ta­go­nis­ten haben, der uns einen ganz in­di­vi­duel­len Ein­blick in die nie­der­län­di­sche Kunst ge­währt“, er­läu­tert Ku­ra­to­rin Dr. Stefanie Rehm. „Tischbein hat im Alter von 60 Jah­ren an­ge­fan­gen, sei­ne Le­bens­erin­ne­run­gen auf­zu­schrei­ben und das um­fang­reichs­te Ka­pi­tel wid­me­te er der nie­der­län­di­schen Ma­le­rei. Kein an­de­rer Le­bens­ab­schnitt wird so de­tail­liert ge­schil­dert wie die nie­der­län­di­sche Reise“, weiß die Tischbein-Ex­per­tin. Zi­ta­te aus sei­nem Ma­nus­kript bil­den den roten Fa­den der Aus­stel­lung und las­sen die Be­suche­rin­nen und Be­sucher an Tischbeins Be­geis­te­rung teil­haben.
J.H.W. Tischbein - Niederländische Landschaft an einem Kanal
Bild: J.H.W. Tischbein - Niederländische Landschaft an einem Kanal um 1820, Foto: Landesmuseum Oldenburg
Damit wird eine un­be­kann­te Seite des Künst­lers in den Fokus ge­rückt, der ge­mein­hin durch sei­ne Freund­schaft mit Goethe und sei­ne Ita­lien­reise be­kannt ist. Seine Reise durch die Nie­der­lande unter­nahm Tischbein als jun­ger Mann mit 21 Jah­ren noch vor sei­nem Auf­ent­halt in Ita­lien. Vor allem in Ams­ter­dam und Den Haag ließ sich der Spross der Kass­ler Künst­ler­fa­mi­lie kei­ne Ge­le­gen­heit ent­ge­hen, die pri­va­ten Ge­mäl­de­samm­lun­gen, die Kunst­hand­lun­gen und öffent­lichen Auk­tio­nen zu be­suchen. Ein be­son­de­res Fai­ble hatte er für Rembrandt, wie ein Aus­stel­lungs­raum zeigt. Dass Tischbein mit sei­ner Lei­den­schaft für den be­rühm­ten Ba­rock­maler nicht alleine stand, zeigt ein wei­te­res Ka­pi­tel des Rund­gangs. Auch manche Zeit­ge­nos­sen be­dien­ten sich sti­lis­ti­scher Rück­griffe in die Ma­le­rei Rembrandts.
Jan van Huysum - Blumenstück
Bild: Jan van Huysum - Blumenstück 1720, Foto: Landesmuseum Oldenburg
Eine Beson­der­heit der Aus­stel­lung ist der Olden­bur­ger Nach­lass von Cornelis Ploos van Amstel (1726–1798). Der Maler und Samm­ler hatte eine Druck­tech­nik er­fun­den, um Zeich­nun­gen mög­lichst ori­gi­nal­ge­treue zu ver­viel­fäl­ti­gen. Ein Bei­spiel ist eine Re­pro­duk­tion eines See­stücks von Ludolf Bakhuizen. „Für eine Aus­wahl seiner Drucke gab er einen Sam­mel­band heraus, wie wir solche auch heute noch für Sam­mel­bil­der ken­nen“, er­klärt die Kunst­his­to­ri­ke­rin, „und ein Exem­plar die­ses be­rühm­ten Sam­mel­ban­des be­sitzt die Lan­des­bi­blio­thek Oldenburg.“
Jacobus Vrel - Straßenansicht
Bild: Jacobus Vrel - Straßenansicht nach 1651, Foto:Landesmuseum Oldenburg
Begleitend zur Aus­stel­lung wurde eine Be­sucher­bro­schü­re er­stellt, in dem zu den ein­zel­nen The­men ver­tie­fen­de In­for­ma­tio­nen zu fin­den sind: Darun­ter Ein­füh­run­gen zu den ein­zel­nen Bild­gat­tun­gen, Er­läu­te­run­gen zur Druck­gra­fik als Ver­viel­fäl­ti­gungs­me­dium sowie auch Be­schrei­bun­gen des da­ma­li­gen Kunst­mark­tes. Auch die Ins­pi­ra­tions­quel­len von Tischbeins ei­ge­ner Ma­le­rei sind dort ab­ge­bil­det. Der um­fas­sen­de Aus­stel­lungs­führer ist kostenfrei.

Grundlage der Aus­stel­lungs­idee ist die Dis­ser­ta­tion der Ku­ra­to­rin. Dr. Stefanie Rehm pro­mo­vier­te über Johann Heinrich Wilhelm Tischbein zum Thema „Tischbein und die Kunst des ‚Gol­de­nen Zeit­al­ters‘“. Seit einem Jahr be­treut sie am Olden­bur­ger Lan­des­mu­seum das For­schungs­pro­jekt zu Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, der von 1808 bis 1829 als Hof­ma­ler des Her­zogs Peter Friedrich Ludwig in Olden­burg und Eutin tätig war. Bevor sie im Sep­tem­ber 2020 für die­ses For­schungs­pro­jekt nach Olden­burg kam, war sie an der Kunst­hoch­schu­le der Uni­ver­si­tät Kassel sowie in der Ge­mäl­de­ga­le­rie Alte Meister der Mu­seums­land­schaft Hessen Kassel tätig. Um­ge­setzt hat sie das Aus­stel­lungs­kon­zept zu­sam­men mit Maren Janka Hopp.

Autorin

Birgit Denizel

Birgit Denizel

Birgit Denizel M.A., Kunst- und Kultur­wis­sen­schaft­le­rin, Re­si­denz­ort Rastede GmbH, Projekt­leitung.

Mail an "Wir sind Nähe"

Infothek

Vortreffliche Niederländer

Der Olden­bur­ger Hofmaler Tischbein und die nie­der­län­di­sche Kunst

Ausstellung vom 25. Sep­tem­ber bis 9. Januar 2022

Landesmuseum für Kunst und Kul­tur­ge­schich­te Oldenburg

Augusteum

Galerie Alte Meister
Elisabethstraße 1
26135 Oldenburg

Die Eröffnung findet am Frei­tag, den 24. September um 18.30 Uhr im Schloss statt.

Es sprechen:

Dr. Anna Heinze, stellv. Di­rek­to­rin des Lan­des­mu­seums

Jürgen Müllender, Vor­sit­zen­der des Vor­stands der Öffent­lichen Oldenburg

Dr. Stefanie Rehm und Maren Janka Hopp, Kura­to­rin­nen der Ausstellung

Es gelten die ak­tuel­len Sicher­heits- und Hy­gie­ne­maß­nahmen.

Näheres zu den Öff­nungs­zei­ten und zum Ver­an­stal­tungs­pro­gramm unter:

https://www.landesmuseum-ol.de

Die ausstel­lungs­be­glei­ten­de Be­sucher­bro­schü­re ist kostenfrei.

Autorin

Birgit Denizel

Birgit Denizel

Birgit Denizel M.A., Kunst- und Kultur­wis­sen­schaft­le­rin, Re­si­denz­ort Rastede GmbH, Projekt­leitung.

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