Die Werke von Julia Steiner in Wilhelmshaven

Im Fokus die­ser Aus­stel­lung steht eine be­ein­drucken­de Raum­zeich­nung, die die ge­sam­­ten wei­ßen Back­stein­wän­de des Kunst­hal­len­ge­bäu­des um­spannt. Über einen Zeit­raum von drei Wochen hat Julia Steiner diese ein­zig­ar­ti­ge Ins­tal­la­tion mit Pin­sel und schwar­zer Gouache­­far­be ge­schaf­fen. Die Raum­zeich­nung ver­mit­telt eine luf­ti­ge At­mos­phä­re und lässt die Be­trach­te­rin­nen und Be­trach­ter Ele­men­te wie Blät­ter, Grä­ser, Wol­ken und Win­de er­ken­nen, die in ge­schwun­ge­nen Li­nien mit­ein­an­der ver­schmel­zen. Die­se be­ein­drucken­de Ins­tal­la­tion ver­wan­delt die of­fe­ne Ar­chi­tek­tur der Kunst­halle in einen or­ga­nisch be­weg­ten Raum, der den Innen­raum mit dem Außen­raum ver­knüpft.

Die Vergäng­lich­keit und Ver­än­de­rung in der Natur sind zen­tra­le The­men der Künst­le­rin, und die­se Idee wird auch durch die tem­po­rä­re Natur der Raum­zeich­nung be­tont. Nach Ab­schluss der Aus­stel­lung wird sie wie­der über­malt, was auf die Flüch­tig­keit des Le­bens von Natur, Tieren und Men­schen hin­weist. Neben der Raum­zeich­nung prä­sen­tiert Julia Steiner je­doch auch neue Werk­grup­pen, da­run­ter Goua­chen aus ihrer Serie "into the blue". Diese groß­for­ma­ti­gen Bil­der, die zwi­schen Him­mel und Ozean chan­gie­ren, wer­fen Fra­gen nach Orien­tie­rung und Weite im Raum auf. Sie er­zeu­gen den Ein­druck von Him­mel und Ozean gleich­zei­tig und sym­bo­li­sie­ren somit die un­end­liche Weite nach oben und unten.

Ein wei­te­res fas­zi­nie­ren­des Werk ist "whis­pe­ring sys­tem", bei dem zart­glie­dri­ge Grä­ser zu ob­jekt­haf­ten Zeich­nun­gen ge­floch­ten und dann im Galvano-Ver­fah­ren ver­­kup­fert und sta­bi­li­siert wer­den. Die Künst­le­rin nutzt Grä­ser aus ihrer un­mit­tel­ba­ren Um­ge­bung, um ein­zig­ar­ti­ge Kunst­wer­ke zu schaf­­fen. "Lost glove" ist eine ein­drucks­volle raum­grei­fen­de Ins­tal­la­tion, die auf das Haupt­werk­zeug der Künst­le­rin, die Hand, hin­weist. Julia Steiner sam­melt ver­lo­re­ne Hand­schu­he, wo immer sie unter­wegs ist, und hat für diese Aus­stel­lung in Wil­helms­haven zwei über­di­men­sio­nier­te Hand­schu­he in schwarz und weiß ge­schaf­fen. Diese könn­ten sogar als Be­hau­sung die­nen und lösen viel­fäl­ti­ge Asso­zia­tio­nen aus, von Zu­flucht bis Be­dro­hung, von Fin­den und Ver­lie­ren bis hin zu Krank­heit und Schutz vor Krank­heit. Zu­sätz­lich zu die­sen Wer­ken prä­sen­tiert die Schwei­ze­rin ers­tmals auch ex­pe­ri­men­tel­le und per­for­ma­ti­ve Video­ar­bei­ten, da­run­ter "Cir­cu­la­tion", das auf einer Er­fah­rung der Künst­le­rin wäh­rend ihres Auf­ent­halts in Pe­king im Jahr 2010 ba­siert, und "Sound of Now (Hemispheres)", das von Steiners skulp­tu­ra­ler Ar­beit "Hemispheres" ins­pi­riert ist.

Julia Steiner, ge­bo­ren 1982 in Büren zum Hof, Schweiz, stu­dier­te von 2002 bis 2007 Bild­ne­ri­sches Ge­stal­ten an der Hoch­schu­le der Küns­te Bern und Kunst­ge­schich­te an der Uni­ver­si­tät Bern. Nach län­ge­ren Auf­ent­ha­lten in Beijing in den Jah­ren 2009/10 und 2014 lebt und ar­bei­tet Julia Steiner heute in Basel. Ihre Werke wur­den in zahl­rei­chen inter­na­tio­na­len Grup­pen- und Ein­zel­aus­stel­lun­gen ge­zeigt, da­run­ter im mpk Mu­seum Pfalz­ga­le­rie Kai­sers­lau­tern, Marta Herford, Klos­ter Schönthal, Langen­bruck, Kunst­museum Thun und vie­len an­de­ren re­nom­mier­ten Orten. Die Aus­stel­lung "Flie­gen­der Wech­sel" in der Kunst­halle Wil­helms­haven bie­tet den Be­suche­rin­nen und Be­suchern nun die Ge­le­gen­heit, in die viel­schich­ti­ge und ins­pi­rie­ren­de Welt von Julia Steiner ein­zu­tau­chen, die Natur und Kunst auf be­ein­drucken­de Wei­se mit­ein­an­der ver­webt.