Von Flügeln und Kunst

Vögel haben in der Kunst eine lan­ge und tief­grei­fen­de Ge­schich­te. Von Alfred Hitchcocks Meis­ter­werk "Die Vögel" bis zu zahl­rei­chen Wer­ken in Musik, Lite­ra­tur, Male­rei, Gra­fik und Foto­gra­fie haben sie eine span­nen­de Am­bi­va­lenz von Fas­zi­na­tion und Res­pekt aus­ge­löst. Die­ser Flug der Ins­pi­ra­tion wird in der Aus­stel­lung "Ge­zwit­scher" auf viel­fäl­ti­ge Weise dar­ge­stellt.

Ein zen­tra­les Merk­mal der Vögel, das sie zu künst­le­ri­schen Mo­ti­ven macht, ist ihre Fä­hig­keit zu flie­gen. Diese Eigen­schaft ruft Be­wun­de­rung und Sehn­sucht bei uns Men­schen hervor, da Vögel mühe­los weite Strecken über­win­den und ein ge­heim­nis­vol­les Dop­pel­le­ben auf ver­schie­de­nen Kon­ti­nen­ten füh­ren kön­nen. Ihr akus­ti­sches Po­ten­tial, vom me­lo­di­schen Ge­sang bis zur er­staun­lichen Sprach­imi­ta­tion, ver­stärkt die Fas­zi­na­tion noch wei­ter. Die Viel­falt der Vogel­ar­ten ist eine wei­te­re ins­pi­rie­ren­de Kom­po­nen­te. Unter den fast 10.000 be­kann­ten Ar­ten welt­weit exis­tiert eine be­ein­drucken­de Pa­let­te von Far­ben und For­men. Jede Art hat sich zudem im Laufe der Evo­lu­tion an spe­zi­fi­sche Le­bens­räu­me an­ge­passt, in denen sie Nah­rung und Brut­stät­ten finden.

Die Aus­stel­lung "Ge­zwit­scher" ist nicht nur eine Hom­mage an die Anmut und Fas­zi­na­tion von Vögeln, son­dern auch eine Aus­ein­an­der­set­zung mit ihrer Be­deu­tung als In­di­ka­to­ren für den Zu­stand der Natur und unser Ver­hält­nis zu ihr. Die Band­brei­te der Be­geg­nun­gen zwi­schen Mensch und Vogel wird durch künst­le­ri­sche Pers­pek­ti­ven aus Male­rei, Gra­fik, Skulp­tur, Foto­gra­fie, Video, Musik und Per­for­man­ce er­wei­tert. Die­se Wer­ke gehen über die tra­di­tio­nel­le natu­ra­lis­tische Dar­stel­lung hinaus und er­for­schen The­men wie den mensch­lichen Traum vom Flie­gen, die Kom­mu­ni­ka­tion zwi­schen Mensch und Tier, die Be­dro­hun­gen der Vogel­welt durch den Men­schen, Vogel­ge­sang, hy­bri­de Wesen und aus­ge­stor­be­ne Arten.

Die Schau um­fasst Werke von ins­ge­samt 23 re­nom­mier­ten Künst­ler*innen aus ver­schie­de­nen Län­dern, darun­ter Deutsch­land, die Tsche­chi­sche Re­pu­blik, Israel, Ita­lien, Öster­reich, Polen, die Schweiz, die Slo­wa­kei und die USA. Be­son­ders be­mer­kens­wert sind die monu­men­ta­len Vo­gel­skulp­tu­ren aus Re­cyc­ling­ma­te­ria­lien des Leip­zi­ger Künst­lers Matthias Graff sowie die Werke des Ber­li­ner Künst­lers Wolfgang Müller, der sich mit be­reits aus­ge­stor­be­nen Vö­geln aus­ein­an­der­ge­setzt hat. Die Aus­stel­lung "Ge­zwit­scher – Kunst aus der Vogel­pers­pek­tive" bie­tet den Be­suche­rin­nen und Be­suchern auch die Mög­lich­keit, his­to­ri­sche Werke wie Marina Abramovićs Klang­ins­tal­la­tion "The Tree" zu er­le­ben, die erst­mals 1971 in Belgrad prä­sen­tiert wurde und nun auf be­son­dere Weise wie­der vor der Kunst­halle Wil­helms­haven zu hören ist.

Begleitend zur Ausstellung fin­det ein bun­tes Rah­men­pro­gramm statt: Am 5. Sep­tem­ber 2023 er­war­tet In­te­res­sier­te eine in­tel­lek­tuel­le Reise im Rah­men des "Lektüre-Treffs Theo­rie zur Pers­pek­tive". Ge­mein­sam mit Michael Stockhausen wer­den kunst­theo­re­tische Tex­te dis­ku­tiert, die den Blick auf die ak­tuel­le Au­sstel­lung "Ge­zwit­scher – Kunst aus der Vogel­pers­pek­tive" len­ken. Die Aus­stel­lung be­leuch­tet nicht nur vi­suel­le Kunst­werke, son­dern auch die Kon­zep­te von Wahr­neh­mung und Perspektive.

Die Schau wird im Früh­jahr 2024 im "Dům umění [Haus der Kunst]" in Ústí nad Labem (CZ) prä­sen­tiert, be­glei­tet von einer Pu­bli­ka­tion, die im Laufe die­ses Jah­res ver­öffent­licht wird.