Adrian Sauer: FOTO ARBEITEN
Ausstellung im Oldenburger Kunstverein öffnet am 4. September
Der Titel der neuen Ausstellung mit Arbeiten von Adrian Sauer lautet „ FOTO ARBEITEN“. Die Lücke zwischen den beiden Begriffen ist kein Schreibfehler. Adrian Sauer zeigt keine Fotoarbeiten im herkömmlichen Sinn, sondern er arbeitet vielmehr am Foto. Mit unterschiedlichsten Methoden lotet er die Grenzen und Möglichkeiten analoger Fotografie im digitalen Zeitalter aus.
3. September 2020
Was das Foto in seiner heutigen digitalen Ausführung charakterisiert, ist das Thema von „16.777.210 Farben“ – einem rund fünf Meter breiten Werk, das auf den ersten Blick ein graues Farbfeld zeigt. Aus der Nähe betrachtet löst es sich in eine flackernde Fläche aus winzigen Farbquadraten auf. Mit Hilfe eines selbstgeschriebenen Programms vereint das Bild alle Farben, die der RGB-Farbraum nach dem Prinzip des additiven Mischens generieren kann. In logischer Folge führte diese Arbeit zur Werkgruppe „Farben in rot, grün und blau“ sowie zu bildlichen Umsetzung der 256 möglichen Graustufen auf einer Länge von 25,6 Metern. Jede Arbeit basiert auf Berechnungen, ist aber in der Betrachtung auch ohne das Zahlenwerk plausibel.
Ganz anders ist die Reihe „Raum für alle“ konzipiert. Grundlage dieser Arbeit sind originale Schwarz-weiß-Fotos von Bauhaus-Wohnungen aus der Zeit um 1930. Anhand von kunsthistorischen Recherchen bis hin zur Prüfung alter Briefe hat Sauer detaillierte Kenntnisse über Material und Farben der abgebildeten Inneneinrichtungen gesammelt, um die Räume am Bildschirm farbig zu rekonstruieren. Pixel für Pixel transformierte er die historischen Aufnahmen in computergenerierte 3D-Räume. Im großen Format geben sie Einblick in die privaten Meisterhäuser, lassen uns über eine grüne Decke auf dem Flügel von Lyonel Feininger oder den großzügigen Minimalismus im Direktorenhaus von Mies von der Rohe wissen, aber auch über die zweckgerichteten Musterwohnungen, welche die Bauhäusler„für alle“entworfen haben.
Im Gegensatz zu diesem Raumerlebnis lassen die Fotografien von Holzparkett jegliche Eigenschaften, die wir Bildern gemeinhin zuschreiben, vermissen. Wie Planquadrate in dichter Aufsicht abfotografiert, ist der Unterschied von Bild zum Original derart ausgeschaltet, dass die Aufnahmen das Parkett geradezu – oder lediglich? – verdoppeln. Dieses Hinterfragen von Bildrealität setzt sich in den weiteren Arbeiten fort. So kommt die Ausstellung einem Versuchsfeld gleich, dessen Gegenstand nicht nur das Medium selbst, sondern immer auch unsere Wahrnehmung ist. Insgesamt stammen alle Werke aus dem Zeitraum 2010 bis heute. „Ich liebe es, meine Arbeiten aus verschiedenen Zeiten in den Ausstellungen zu kombinieren und so über die Breite der Entwicklung zu erzählen“, erläutert der Künstler die Auswahl. 1976 in Berlin geboren, studierte Adrian Sauer von 1997 bis 2003 Fotografie an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst. 2005 folgte der Meisterschülerabschluss bei Timm Rautert.
Eröffnet wird die Ausstellung am Freitag, den 4. September 2020, von 15 bis 20 Uhr.
Jeweils um 16 und um 18 Uhr findet nach der Begrüßung durch Gertrude Wagenfeld-Pleister, Vorsitzende des Kunstvereins, eine Einführung von Maren Lübbke-Tidow, Berlin, statt.
Eine Voranmeldung ist nicht notwendig. Es gelten die allgemein gültigen Hygienevorschriften und Einlassbeschränkungen.