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Zweiklassengesellschaft
IHK legt Wirtschaftsbericht für 2020 vor
Die Industrie im Oldenburger Land ist bisher recht gut durch die Corona-Krise gekommen. Handel und Gastgewerbe hingegen berichten von einer dramatischen Lage.
30. März 2021
Die Wirtschaft im Oldenburger Land ist im Corona-Jahr 2020 zu einer Zweiklassengesellschaft geworden. Das zeigen die jetzt vorgelegten Wirtschafts- und Umfragedaten der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK).
Auf der einen Seite die Industrie, die 2020 mit einem nur geringen Umsatzrückgang von 1,9 Prozent auf 23,8 Milliarden Euro mit einem blauen Auge davongekommen ist. Auf der anderen Seite Handel und Gastgewerbe, für die es zwar keine regionalen Zahlen gibt, die aber in einer Umfrage von drastisch gesunkenen Umsätzen berichten.
Solide Industriegrundlage
Zur Begründung des relativ guten Abschneidens der Industrie 2020 sagte IHK-Geschäftsführer Björn Schaeper: „Wir haben im Oldenburger Land eine sehr solide, wenig konjunkturanfällige Industriegrundlage.“ Allerdings auch eine sehr vom Ernährungsgewerbe abhängige Industrie, das jeden zweiten Euro Industrieumsatz erwirtschaftet. 2020 war die Ernährungsindustrie – trotz Schweinestau und Geflügelpest – mit einem Plus von 1,7 Prozent die Konjunkturstütze, neben der Bauindustrie, die um 2,5 Prozent zulegte. Große Minuszahlen gab es hingegen beim Fahrzeug- und Flugzeugbau (minus 21,8 Prozent) und im Maschinenbau (minus 9,8 Prozent). Im schlimmsten traf es Wilhelmshaven und den Landkreis Friesland mit mehr als 17 Prozent Industrieumsatzminus. In Delmenhorst legte der Industrieumsatz hingegen um 7,7 Prozent zu.
Die dramatische Lage im Handel und Gastgewerbe zeigt eine kürzlich durchgeführte IHK-Umfrage. 50 bzw. 59 Prozent der Betriebe klagen laut IHK-Geschäftsführerin Claudia Havekost über Liquiditätsengpässe. 30 Prozent der Gastwirte und neun Prozent der Einzelhändler droht die Insolvenz. Geklagt wird über die Bürokratie bei den staatlichen Hilfsangeboten und über Ungerechtigkeiten. Zitat eines Umfrageteilnehmers: „Bei den Discountern reiben sich die Kunden die Ärsche“, aber mit Abstand im Restaurant zu essen sei verboten.
Die dramatische Lage im Handel und Gastgewerbe zeigt eine kürzlich durchgeführte IHK-Umfrage. 50 bzw. 59 Prozent der Betriebe klagen laut IHK-Geschäftsführerin Claudia Havekost über Liquiditätsengpässe. 30 Prozent der Gastwirte und neun Prozent der Einzelhändler droht die Insolvenz. Geklagt wird über die Bürokratie bei den staatlichen Hilfsangeboten und über Ungerechtigkeiten. Zitat eines Umfrageteilnehmers: „Bei den Discountern reiben sich die Kunden die Ärsche“, aber mit Abstand im Restaurant zu essen sei verboten.
Ausbildungszahlen sinken
Auch die Ausbildung in den IHK-Betrieben litt 2020 unter der Corona-Pandemie. Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse ging um 8,4 Prozent zurück. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Hildebrandt appellierte an die Betriebe, in ihren Ausbildungsabsichten nicht nachzulassen. Es gebe weiterhin einen Fachkräftemangel.
Die IHK hatte gleich im März vergangenen Jahres eine Corona-Hotline eingerichtet. „In den ersten acht Wochen hatten wir fast 2.500 Anrufe“, so Hildebrandt. „Da haben wir schnell gesehen, wo die Betriebe der Schuh drückt.“ Derzeit macht die IHK eine Unternehmensbefragung zu Ideen gegen Corona. „Die wollen wir dann für alle öffentlich machen“, kündigt der IHK-Hauptgeschäftsführer an (Teilnahme unter: https://www.ihk.de/oldenburg/).
Die IHK hatte gleich im März vergangenen Jahres eine Corona-Hotline eingerichtet. „In den ersten acht Wochen hatten wir fast 2.500 Anrufe“, so Hildebrandt. „Da haben wir schnell gesehen, wo die Betriebe der Schuh drückt.“ Derzeit macht die IHK eine Unternehmensbefragung zu Ideen gegen Corona. „Die wollen wir dann für alle öffentlich machen“, kündigt der IHK-Hauptgeschäftsführer an (Teilnahme unter: https://www.ihk.de/oldenburg/).
IHK-Präsident kritisiert Corona-Pandemie-Management
Massive Kritik äußerte der scheidende IHK-Präsident Gert Stuke – seine zehnjährige Amtszeit läuft im Juli mit der Wahl eines Nachfolgers aus – am Corona-Pandemie-Management der staatlichen Institutionen. „Die Corona-Krise zeigt uns schonungslos schon lange bekannte strukturelle Defizite. „Wir arbeiten in Deutschland mit mangelnder Infrastruktur und viel zu schwerfälligen Entscheidungs- und Verwaltungsprozessen. Wir brauchen zügigere Planungs- und Genehmigungsverfahren, eine digitalisierte Verwaltung und endlich Bürokratieabbau“, fordert der IHK-Präsident. Wie wir uns derzeit präsentieren, sei „unfassbar, ein Armutszeugnis!“
Oberes Bild: Die Oldenburgische Industrie- und Handelskammer in der Oldenburger Moslestraße. Foto: IHK