-
Hochsaison für Wildunfälle
Augen auf und runter vom Gas
April und Mai sind sehr riskante Monate für Wildtiere – es gibt besonders viele Unfälle mit Autos. Die können auch für die Insassen gefährlich werden. Die Zeitumstellung verschärft das Problem.
04. April 2022
Achtung, ein Reh! Jetzt gilt am Steuer: Tempo deutlich verringern oder ganz stehen bleiben, Fernlicht ausschalten und hupen. Ist das Tier dann weg, immer noch mit Nachzüglern rechnen. Lässt sich ein Aufprall nicht verhindern: Lenkrad festhalten, voll bremsen sowie stur die Spur halten und auf keinen Fall riskante Ausweichmanöver starten, rät der ADAC.
Wo und wann die Unfallgefahr am größten ist
Am größten ist die Gefahr von Wildunfällen auf Routen entlang von Waldabschnitten und an Feldrändern. Die Monate April und Mai sind für Wildtiere risikoreich, teilt der Deutsche Jagdverband (DJV) mit. So käme ein Viertel aller Rehe, die auf den Straßen sterben, in dieser Zeit unter die Räder. Am gefährlichsten ist es in der Zeit von 6.00 bis 7.00 Uhr und im Mai zusätzlich zwischen 21.00 und 22.00 Uhr. Wildtiere wie Rehe sind im Frühling sehr häufig auf der Suche nach Futter unterwegs – meist im Schutz der Dämmerung.
Der Berufsverkehr fällt nach der Zeitumstellung im Frühjahr für Wochen wieder in die Dämmerung. Damit steigt das Risiko für Wildunfälle. Daher ist es nun wichtig, noch vorausschauender und bremsbereiter zu fahren und ein angepasstes Tempo zu wählen. Ganz speziell dort, wo bereits die bekannten Schilder „Achtung Wildwechsel“ warnen. Riskanter ist es auch da, wo neue Straßen durch den Wald laufen. Denn die Tiere benutzen weiter ihre gewohnten Wege.
Nach dem Unfall: besonnen, aber bestimmt Handeln
Nach einem Zusammenstoß mit Wild ist die Warnblinkanlage anzuschalten und das Warndreieck aufzustellen. Die Polizei ist unter der 110 zu rufen. Bei verletzten Personen den Notruf 112 wählen und Erste Hilfe leisten. Wichtig ist: Ruhe bewahren und vorsichtig sein. Tote Tiere nur mit Handschuhen anfassen.
Zu verletzten Tieren sollte man Abstand halten, sie könnten auskeilen. Und auch wenn es noch so gut gemeint ist: Niemals lebende oder tote Tiere im Kofferraum mitnehmen – es drohen Anzeigen wegen Wilderei. Ist ein angefahrenes Tier geflüchtet, sollte man es nicht auf eigene Faust verfolgen. Allerdings kann die Angabe der Fluchtrichtung dem Jäger helfen, das Tier schneller zu finden.
Wer zahlt im Schadensfall?
Die Wildunfallbescheinigung kann die Polizei oder ein Jäger ausstellen. Für den Schaden mit Haarwild wie etwa Rehen, Wildschweinen, Füchsen oder Hasen kommt in der Regel eine Teil- oder Vollkaskoversicherung auf. Es gibt aber auch Policen mit Erweiterung auf sämtliche Tiere. Darin sind auch etwa Vögel und Haustiere inkludiert.
Wer möchte, kann den Wildunfall oder ein totes Tier entlang der Strecke zudem im Tierfund-Kataster melden. Diese Datenbank des DJV, die auch als App für Apple und Android verfügbar ist, erfasst die Tiere bundesweit systematisch. Die Daten sollen helfen, Unfallschwerpunkte zu ermitteln und zu entschärfen.
Unfälle mit Rehen am häufigsten
Nach Daten auf Basis von rund 22.000 gemeldeten Fällen zwischen 1. April 2020 und 16. März 2022 sind Rehe in knapp die Hälfte der Unfälle verwickelt. Hasen und Kaninchen machen etwa zehn Prozent der Unfälle aus. Der Anteil von Füchsen liegt über sieben Prozent, Wildschweine und Vögel sind je mit knapp fünf Prozent vertreten. Dachse (vier Prozent), Waschbären und Damhirsche folgen (beide je drei Prozent).
Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa-tmn