Hinter den Kulissen der Kreativität

Förderpreisträger Simon Ringelhan im Interview

Simon Ringelhan ist der ak­tuel­le För­der­preis­trä­ger der Kul­tur­stif­tung Öffent­liche Olden­burg in der Sparte Foto­gra­fie und prä­sen­tiert noch bis zum 23. Juli 2023 seine Ar­bei­ten im Dach­ge­schoss des Olden­bur­ger Schlosses. Maren Hopp hatte die Ge­le­gen­heit den Künst­ler per­sön­lich zu tref­fen und mehr über sei­ne Wer­ke und sei­nem Weg zum dies­jäh­ri­gen För­der­preis zu er­fahren.

4. Juli 2023

Simon Ringelhan, Selbstporträt
Bild: Simon Ringelhan, Selbstporträt, 2023, Fotogramm auf Fuji Crystal Archive Paper, Foto: Simon Ringelhan
Maren Hopp: Wie fühlt es sich für dich an, den För­der­preis der Kul­tur­stif­tung Öffent­liche Olden­burg in der Sparte Foto­gra­fie 2023 zu er­hal­ten?

Simon Ringelhan: Ich habe mich sehr ge­freut den Preis zu er­hal­ten, auch weil ich schon in den Vor­jah­ren ge­se­hen hatte, wer den Preis er­hal­ten hat. Außer­dem hatte ich ge­sehen, dass die Kul­tur­stif­tung der Öffent­lichen auch häu­fi­ger Aus­stel­lun­gen hier in der Um­ge­bung för­dert. So ist der Preis nicht nur eine ein­ma­li­ge Zah­lung, son­dern es wird wirk­lich nach­hal­tig ge­för­dert und ich wuss­te, dass es eine sehr schön­e Chan­ce ist, einen Part­ner zu be­kom­men, der einen län­ger be­glei­ten kann.

Hopp: Welche Be­deu­tung hat es für dich, dass dei­ne Aus­stel­lung "A Thousand Lives Lived in Circles, A Planet Burning at Its Seams" im Olden­bur­ger Schloss statt­findet?

Ringelhan: Für mich ist es ziem­lich span­nend. Ich hatte be­reits ver­schie­de­ne Aus­stel­lun­gen, aber die haben meis­tens in einem Grup­pen­kon­text statt­ge­fun­den. Bei einer ins­ti­tu­tio­nel­len Ein­zel­aus­stel­lung habe ich nun ganz andere Frei­hei­ten und auch die Um­set­zung ist eine an­de­e mit ver­schie­de­nen Ab­läu­fen. So eine Aus­stel­lungs­vor­be­rei­tung ist aber auch immer ein guter Boden um zu lernen.
Hopp: Deine Arbeiten zeich­nen sich durch eine in­ten­sive Aus­ein­an­der­set­zung mit dem foto­gra­fi­schen Pro­zess und sei­nen Be­stand­tei­len aus. Wie hat sich dein In­te­res­se an die­ser The­ma­tik ent­wickelt, und wie be­ein­flusst es dei­ne künst­le­rische Praxis?  
Bei der Foto­gra­fie in­te­res­siert mich gar nicht nur das Foto­gra­fie­ren selbst son­dern auch der tech­ni­sche As­pekt, der da­hin­ter­steht. Durch die alte Kamera meines Opa’s hatte ich schon früh mit Kame­ras zu tun, konn­te ler­nen wie man einen Film auf­zieht und ein Gefühl dafür be­kom­men, was pas­siert, wenn man ein Bild auf­nimmt. Das hat mich schon mit 13/14 inte­res­siert und so war es der kon­se­quen­tes­te Schritt wei­ter in die Rich­tung zu gehen. An der Uni an­ge­kom­men, hatte ich ganz an­de­re Mög­lich­kei­ten als Zu­hau­se. Ich konn­te ver­schie­de­ne Ent­wick­lungs­tech­ni­ken und Pa­pie­re tes­ten. Das hat dann auch mein In­te­res­se wei­ter ge­stei­gert und so kam es, dass ich mich immer wei­ter darauf fo­kus­siert habe, die Bil­der ka­me­ra­los auf­zu­nehmen.
Take clear at dawn and dark into dusk, a habit formed in wandering
Bild: Simon Ringelhan, Take clear at dawn and dark into dusk, a habit formed in wandering, 2023, Foto: Simon Ringelhan
Hopp: Du expe­ri­men­tierst in­ten­siv mit dem Ge­stal­tungs­ver­fah­ren des Foto­gramms bei dem licht­em­pfind­liche Trä­ger­ma­te­ria­lien di­rekt mit einem Ob­jekt in Be­rüh­rung kommen und be­lich­tet wer­den. Was fas­zi­niert dich an die­ser Technik?

Ringelhan: Eigentlich hast du es schon in der Frage for­mu­liert: Mich fas­zi­niert, dass eine Be­rüh­rung statt­fin­den muss. Ohne, dass das Objekt, was ich dar­stel­len will, das Pa­pier be­rührt hat, kann es zu kei­nem Bild kom­men. Der Schat­ten wird sonst zu groß. Ein gutes Bei­spiel ist die A­rbeit „Take clear at dawn and dark into dusk, a habit formed in wandering“. Jeden ein­zel­nen Back­stein kann man in sei­ner Ori­gi­nal­größe sehen und er­fah­ren. Außer­dem kann man in dem Fall von die­ser Ar­beit durch das fer­ti­ge Bild den per­for­ma­ti­ven Akt dar­stel­len, weil sich das Bild nur in einer Form über­haupt bil­den kann. Das ist der Pro­zess im kom­plett Dunk­len auf dem Pa­pier auf­zu­bauen, wie­der ab­zu­bauen und dann erst zu entwickeln.
Zwischen Erregung und Benommenheit
Bild: Simon Ringelhan, Zwischen Erregung und Benommenheit TT1, 2019, 3 C-Prints à 345 x 127 cm, Ausstellungsansicht Landesmuseum Oldenburg
Hopp: Wie sieht die Pla­nung für ein Foto­gramm aus?

Ringelhan: Für ein Foto­gramm be­darf es sehr viel Pro­bie­ren und vor allem muss man das Ex­pe­ri­ment wagen. Ich habe viele ver­schie­de­ne Pa­pie­re ge­tes­tet und für die Pro­ble­me, die sich auf­ge­tan haben, ver­sucht Lö­sungs­an­sät­ze zu fin­den. Das Foto­gramm ist in sei­ner Dar­stel­lungs­form sehr genau, fast wie eine Foto­kopie und trotz­dem stellt es von der Wahr­heit nur einen klei­nen Teil dar. Es ist also auch immer eine Mischung aus jah­re­lan­ger Er­fah­rung, die man mit den Me­dien hat und gleich­zei­ti­ge Offen­heit für Experimente.

Hopp: Welche Künst­le­rin­nen oder Künst­ler haben einen Ein­fluss auf deine Ar­beit ge­habt und warum? Gibt es be­stimm­te Werke oder Kunst­be­we­gun­gen, die dich ins­pi­rieren?

Ringelhan: Ich glaube nicht, dass ein­zel­ne Po­si­tio­nen einen be­son­ders gro­en Ein­fluss auf mich gehabt haben. Mein In­te­res­se ist sehr breit ge­fächert und ich schaue mir von Gra­fik über Per­for­mance Alles gerne an, um zu ver­ste­hen, wel­che As­pek­te und Mög­lich­kei­ten die­ser Kunst­for­men auch für die Foto­gra­fie re­le­vant sein kön­nen. Wenn man Namen nen­nen möch­te, kom­men mir Wer­ke von Yves Klein oder Floris Michael Neusüss in den Sinn, die ebenso die Qua­li­tä­ten von Licht über­prü­fen und veri­fi­zie­ren. Wichtig für mich ist je­doch vor allem das breit ge­streu­te In­te­res­se von Musik über Bil­den­de und Dar­stel­len­de Kunst: Was sind die je­wei­li­gen Aus­drucks­for­men und wie wer­den sie nutz­bar gemacht.
Erregung und Benommenheit TT2
Bild: Simon Ringelhan, Erregung und Benommenheit TT2, 2020, Fotogramm auf Barytpapier, Holzkiste, Ausstellungsansicht Landesmuseum
Hopp: Wie kann man sich den All­tag als Kunst­stu­dent in Essen vor­stel­len? Se­mi­nare? Pro­jek­te? Ate­lier?

Ringelhan: Natürlich habe ich noch Semi­nare, aber die sind nicht mehr ganz so vor­ran­gig. Meis­tens habe ich über den Tag ver­teilt zwei Se­mi­nare und kann die rest­liche Ar­beits­zeit im Labor oder in an­de­ren Werk­stät­ten der Uni­ver­si­tät frei nut­zen. Es ist ins­ge­samt schon ein sehr Prak­ti­sches Um­feld. Auch in den Se­mi­na­ren sprechen wir viel über die ei­ge­nen Ar­bei­ten. Natür­lich kann ich auch ganz klas­sisch in die Bi­blio­thek gehen. An der Uni habe ich aber auch die schö­ne Mög­lich­keit ein ei­ge­nes Ar­beits­zim­mer zu be­sit­zen, in dem ich an Moni­to­ren ar­bei­ten kann, die ich Zu­hau­se nicht habe. Zu­hau­se kann ich dann Ar­bei­ten vor­be­rei­ten, die ich in der Uni in ver­schie­de­nen Grö­ßen tes­ten kann. Es ist also auch eine Mischung aus Zu­hause ar­bei­ten und in den Räu­men der Uni zu arbeiten.

Hopp: Wie würdest du deine künst­le­ri­sche Vi­sion und deine Zie­le für die Zu­kunft be­schrei­ben?

Ringelhan: Ich mache mir keine Fünf­jah­res­plä­ne, bei denen ich fest­lege, dass ich dann da oder da stehen will, weil ich glaube, dass vor allem der Kunst­all­tag davon ge­prägt ist, dass man schnell Ent­schei­dun­gen tref­fen muss und man offen sein soll­te Op­tio­nen und Mög­lich­kei­ten wahr­zu­neh­men. Im bes­ten Fall hoffe ich natür­lich, dass es für mich posi­tiv weiter­geht und sich auch im Kol­lek­tiv die Chance ergibt sich wei­ter zu hin­ter­fragen.

Autorin

Maren Hopp

Maren Hopp

Maren Hopp ist als frei Kunst­his­to­ri­ke­rin tätig.

Mail an "Wir sind Nähe"

Infothek

Oldenburger Schloss
Am Schlossplatz 1
26122 Oldenburg

Öffnungszeiten
Dienstag -Sonntag 10-18 Uhr

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Maren Hopp

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