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Richtig Hand anlegen
Was Sie am Auto selbst machen können
Moderne Autos stecken voller Elektronik. In der Werkstatt ersetzt dann nicht selten ein System-Update den Griff zum Werkzeugkasten. Was bedeutet das für Hobby-Schrauber?
3. Juni 2022
„Jetzt helfe ich mir selbst“ oder „So wird’s gemacht“ hießen früher einige der Standardwerke für Autobesitzer. Bei modernen Autos jedoch ist das aber gar nicht mehr so einfach. An vielen Stellen hat die Elektronik mechanische Bauteile ersetzt. Sparen durch Schrauben kann aber immer noch funktionieren.
Etwas Talent für Praktisches sollte da sein
„Voraussetzung ist aber ein Mindestmaß an handwerklichem Geschick sowie die passende Ausrüstung“, sagt Malte Dringenberg vom Automobilclub von Deutschland (AvD). Die Bandbreite reiche vom Ölwechsel über die Kontrolle der Scheibenwischer bis zum Austausch der Bremsbeläge – „solide Fachkenntnisse vorausgesetzt“.
Was die meisten selber machen
Die häufigsten Arbeiten, die Autofahrer selbst erledigen, sind das Wechseln der Scheibenwischer und das Austauschen von Lampen, sagt Holger Ippen von der „Auto Zeitung“. Letzteres funktioniere „bei den europäischen Fahrzeugtypen gut, bei englischen und japanischen aber schon weniger, und bei Fahrzeugen der Oberklasse benötigt man zum Teil sogar Spezialwerkzeug“, so Ippen. Zu den Klassikern bei Do-it-yourself-Autofahrern zählen neben dem Öl- auch der Radwechsel und das Ausbessern kleinerer Lackschäden. Aber auch schon das Auffüllen des Wischwassers spart Geld, denn Kfz-Werkstätten berechnen für den Scheibenreiniger oft ein Vielfaches des reinen Produktpreises.
Wenn Bastler an ihre Grenzen kommen
Mitunter aber wendet sich eine gut gedachte Reparatur auch ins Gegenteil. Etwa, wenn der Hobbybastler an seine Grenzen gerät. „Dann wird erst Zeit und Geld ins Selberschrauben investiert, und am Ende muss der Wagen von der Fachwerkstatt instandgesetzt werden“, sagt Ippen. Ein Innenraumfilter für einen Mercedes etwa koste 40 Euro. Wer wisse, wie der Filter gewechselt wird, könne viel Geld sparen. Denn die Fachwerkstatt berechne hierfür mitunter 160 Euro, rechnet er vor.
Was ist mit der Garantie, wenn ich selber schraube?
Speziell bei jüngeren Fahrzeugen sollten die Eigenleistungen überschaubar bleiben, um eventuelle Garantieansprüche nicht zu gefährden. „Oft wird von den Herstellern sogar verlangt, dass die Wartungen und Instandsetzungen in einem Fachbetrieb der Marke erfolgen, um die Ansprüche zu wahren“, sagt Daniela Mielchen, Fachanwältin für Verkehrsrecht.
Wenn die Inspektionen stets dem Scheckheft zufolge in einer autorisierten Werkstatt durchgeführt wurden, könne der Eigentümer aber durchaus auch eine Lampe oder einen Filter wechseln, ohne Garantieansprüche zu verlieren.
Gewährleistung nicht betroffen
„Grundsätzlich steht es jedem Eigentümer frei, sein Fahrzeug zu warten und zu reparieren, wie er das möchte.“ Auf etwaige Gewährleistungsansprüche hätten Arbeiten wie diese ohnehin keine Auswirkung. „Im Rahmen der Gewährleistung haftet der Verkäufer für Mängel, die bereits bei Übergabe vorgelegen haben“, sagt Mielchen. Hier gehe es also um Schäden, die es schon beim Kauf eines Autos gab.
Gleichwohl rät die Expertin dazu, besonders bei Leasingfahrzeugen von „Eigenreparaturen“ jeglicher Art abzusehen. „Hier verpflichtet sich der Leasingnehmer in der Regel zu einer Wartung und Reparatur des Fahrzeuges in einem Fachbetrieb“, sagt sie.
Finger weg von spezieller E-Auto-Technik
Auf keinen Fall eingreifen sollten Autofahrer bei E-Autos oder Hybridfahrzeugen bei Komponenten, die orangefarben gekennzeichnet sind. „Durch diese Teile beziehungsweise Kabel fließt Strom im Hochvoltbereich und es ist lebensgefährlich, hier selbst Hand anzulegen“, sagt Dringenberg. Arbeiten an diesen Komponenten dürften auch in Fachwerkstätten nur von entsprechend geschultem Personal durchgeführt werden.
Foto: Christin Klose/dpa-tmn