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Gebrauchtes Pedelec kaufen
Der Akku ist das A und O
Die Nachfrage ist größer als das Angebot. Elektrofahrräder sind vielerorts aktuell ausverkauft. Da stellt sich die Frage, ob nicht auch ein gebrauchtes Pedelec eine gute Alternative ist.
21. Oktober 2021
Neue E-Bikes sind aktuell sehr gefragt – Lieferengpässe und Wartelisten nicht selten. Was ist beim Gebrauchtkauf zu beachten? „Es spricht nichts dagegen, ein gebrauchtes Pedelec zu kaufen. Man kann bei den Anschaffungskosten einiges Geld sparen und verhilft dem Rad zu einem zweiten Leben“, sagt René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC).
Wie beim Kauf eines normalen Fahrrads, sei es aber hilfreich, sich ein wenig mit Fahrradtechnik auszukennen, um beurteilen zu können, in welchem Zustand sich die mechanischen Teile befinden. „Der notwendige Tausch von Verschleißteilen oder gar eine Reparatur können ins Geld gehen und den Preisvorteil deutlich schrumpfen lassen“, so Filippek.
Auch Benjamin Topf steht dem Gebrauchtkauf grundsätzlich positiv gegenüber. „Es gibt immer mehr Leasingrückläufer, zum Beispiel von Jobrad. Wenn der Leasingnehmer dann sein neues E-Bike bekommt, steht das alte nur noch in der Garage herum“, so der Chefredakteur des E-Bike-Magazins „Downtown“. Schnäppchen sind aber nicht zu erwarten. „Der Markt ist leergefegt und aktuell ein reiner Verkäufer-Markt.“
Akku und Motor sind die Herzstücke des E-Bikes
Die große Unbekannte beim E-Bike gegenüber einem klassischen Rad ist das Antriebssystem aus Motor und Akku. „Selbst eine fachkundige Person kann kaum beurteilen, in welchem Zustand sich Motor und Akku befinden“, sagt Filippek. Sein Tipp: „Wer das Risiko minimieren will, kauft ein gebrauchtes Pedelec im Fachhandel vor Ort oder bei einem Online-Anbieter wie Bikeexchange.“ Der Preisvorteil sei dann zwar nicht mehr so groß, aber man bekomme geprüfte Qualität und zudem ein Jahr Gewährleistung.
Grundsätzlich empfiehlt Benjamin Topf, bei der Probefahrt nicht nur darauf zu achten, ob das Bike in Sachen Sitzposition passt, sondern auch genau hinzuhören: „Geräusche, wie Klackern oder Mahlen darf es nicht geben.“ Filippek fügt hinzu: „Die Geräuschentwicklung, die vor allem von Mittelmotoren ausgeht, sollte gleichmäßig sein.“
Prüfen lassen sollte man unbedingt den Akku. „Selbst wenn das Rad wunderbar schnurrt, kann der Akku verschlissen sein und schon viel Kapazität eingebüßt haben“, sagt der ADFC-Experte. Da helfe nur, den Akku in einem Fachgeschäft auslesen zu lassen. „Die Anschaffung eines neuen Akkus kann bis zu 1.000 Euro kosten und dann sogar einen wirtschaftlichen Totalschaden bedeuten“, ergänzt Topf.
Wie viel kann ich gebraucht denn überhaupt sparen?
Damit es so weit gar nicht erst kommt, ist der teurere Gebrauchtkauf meist der bessere. Wie beim neuen E-Bike gilt auch beim Gebrauchten: „Wer billig kauft, kauft zweimal“, so Topf. Was aber bedeuten billig respektive teuer hier eigentlich? Was muss man anlegen, um lange Freude zu haben an einem gebrauchten E-Bike?
Filippek nennt eine Faustregel: „Wie beim herkömmlichen Fahrrad geht man beim E-Bike von einem Wertverlust von etwa 25 Prozent in den ersten beiden Jahren aus, danach pro Jahr etwa 15 Prozent.“ In Euro bedeutet das, „dass ein hochwertiges Marken-Modell mit einem erprobten Mittelmotor unter 1.500 Euro auf gar keinen Fall zu bekommen ist“, sagt Benjamin Topf. ADFC-Mann Filippek gibt schließlich noch etwas ganz Grundsätzliches zu bedenken: Die technische Entwicklung schreite im Akkubereich so schnell voran, dass kaum ein Hersteller in der Lage sei, alle Akkugenerationen auf viele Jahre vorzuhalten.
„Wer ein fünf Jahre altes Elektrorad kauft und drei Jahre später den Akku tauschen will, steht dann unter Umständen dumm da“, so der Experte. Es gebe dann zwar noch die Möglichkeit, die Akkuzellen auffrischen zu lassen. „Der Austausch der Originalbatterien birgt aber ein höheres Risiko, dass die Akkus überhitzen. Und das kann im schlimmsten Fall zu einem Brand führen“, sagt Filippek.
Oberes Foto: Zacharie Scheurer/dpa-mag