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    Seriöser Einblick?

    Was Arbeitgeber-Bewertungen im Netz bringen.

Mit Sternen und Kommentaren bewerten Beschäftigte auf Plattformen ihre Arbeitgeber. Aber wie geht man mit den Informationen um? Von einer Bewerbung muss man sich jedenfalls nicht abbringen lassen.

22. April 2021

Spannende Auf­ga­ben, flache Hierarchien und gute Wei­ter­bil­dungs­mög­lich­kei­ten: Die Stellen­an­zei­ge klingt gut, doch vom Un­ter­nehmen hat man noch nie ge­hört. Eine Re­cherche im Netz führt dann oft zu Por­talen, auf denen Be­schäf­tig­te ihre Ar­beit­ge­ber be­wer­ten kön­nen. Ster­ne, Punk­te oder Kom­men­tare sollen es er­mög­lichen, sich einen Ein­druck vom Un­ter­nehmen zu ver­schaf­fen. Aber ist das hilf­reich?

Mehrere Quellen nutzen

„Für einen ersten Ein­druck in je­dem Fall“, sagt Bu­si­ness-Coachin Ute Gietzen-Wieland. Aber Be­wer­ber soll­ten nicht ein ein­ziges Por­tal als In­for­ma­tions­quelle nutzen, son­dern mehrere und die Er­geb­nis­se mit­ein­an­der ver­glei­chen.
„Auf­schluss­reich ist auch, ob und auf welche Wei­se Un­ter­nehmen auf Lob oder auch auf Kri­tik re­agieren“, erklärt Anati Olzinger, Ex­pertin für di­gi­ta­les Netz­wer­ken bei der Outplacement- und Karriereberatung von Rundstedt.
Be­schwert sich etwa je­mand in einem Por­tal ano­nym, dass es im Un­ter­nehmen un­fair zu­gehe und er lie­ber heu­te als mor­gen kün­digen wür­de, sei es ein gu­tes Zei­chen, wenn das Un­ter­nehmen da­rauf re­agiert und sinn­ge­mäß sagt: Mel­den Sie sich doch bitte bei Ihrem Vor­ge­setzten, da­mit wir ge­mein­sam zu einer Lö­sung kom­men kön­nen.

Be­wer­tung nicht mehr als eine per­sön­liche Mei­nung

Ein Ar­beit­geber, der sich nicht um Be­wer­tungen küm­mert, könnte das Sig­nal aus­sen­den, dass ihm das Wohl seiner Be­schäf­tig­ten nicht wirk­lich am Her­zen liegt. „Einem Be­wer­ber muss aber auch klar sein, dass die Be­wer­tung eines Ar­beit­ge­bers durch einen Be­schäf­tig­ten immer eine per­sön­liche Mei­nung ist, mehr nicht“, sagt Anati Olzinger.
Ute Gietzen-Wieland plä­diert eben­so da­für, die Kom­men­tare und Be­wer­tun­gen mit Vor­sicht zu ge­nießen – egal, ob sie schlecht oder euphorisch sind. Mög­lich sei, dass je­mand das ver­meint­lich schlech­te Mit­ein­an­der the­ma­ti­siere, um einem Ar­beit­ge­ber zu scha­den.

Alle Aus­sagen kri­tisch hin­ter­fra­gen

Auch soll­te je­der für sich ein­zel­ne Aus­sa­gen auf den Prüf­stand stellen, rät Expertin Anati Olzinger. Sie nennt ein Bei­spiel: Da postet je­mand über ein Un­ter­nehmen „chaotische Zu­stän­de“. Das klingt zu­nächst ein­mal ne­ga­tiv. „Aber es gibt auch Leut­e, die ge­ra­de mit Chaos äußerst gut le­ben kön­nen und in einer sol­chen Um­ge­bung zur Höchst­form auf­lau­fen.“
Häu­fen sich auf einem oder mehreren Por­ta­len ne­ga­tiv­e Kom­men­tare über einen Ar­beit­ge­ber, könn­ten Be­wer­ber das bei einem Vor­stellungs­ge­spräch freundl­ich an­sprechen. „Da­mit zei­gen sie den Per­so­nal­ver­ant­wort­lichen, dass sie sich mit dem Un­ter­neh­men aus­ein­an­der­ge­setzt ha­ben, was ein Plus­punkt sein kann.“
Eine Häu­fung von ne­ga­ti­ven Kom­men­ta­ren soll­te Stellensuchende jedenfalls nicht gleich dazu verleiten, sich nicht bei dem Un­ter­neh­men zu be­wer­ben, sagt Ute Gietzen-Wieland. Kommt es zum Vor­stellungs­ge­spräch, achtet man am besten da­rauf, ob sich kri­tische Punkte wo­mög­lich be­stätigen.
Ein wei­terer Plus­punkt: Man gehe die Sache ge­lassener an, wenn man we­gen der ne­ga­ti­ven Kom­men­ta­re erst ein­mal gar nicht so „Feuer und Flamme“ für die Fir­ma ist. Im Zwei­fels­fall war dann das Vor­stellungs­ge­spräch ein gu­tes Üben von Be­wer­bungs­si­tu­atio­nen.

Be­wer­tun­gen zum Ge­halt kön­nen in­di­vi­duell sein

Häu­fig kommt in Be­wer­tungs­por­talen über Ar­beit­ge­ber der Ge­halts­aspekt zur Sprache. Da ist bei­spiels­weise „von mieser Be­zahlung“ die Re­de oder da­von, dass „(groß­artige) Leistun­gen in kei­nem Ver­hält­nis zum (schlech­ten) Ge­halt“ stün­den. Olzinger hält sol­che Kom­men­ta­re „durch­aus für glaub­haft, so­fern sie ano­nym sind“. Wer ohne Na­men da­zu An­ga­ben mache, habe eigentl­ich kei­nen Grund zu lü­gen.
Gietzen-Wieland em­pfiehlt in­des, Ge­halts-Kom­men­ta­re skep­tisch zu be­trach­ten – sie seien mit Blick auf den ei­genen Job wenig aus­sa­ge­kräftig. „Letzt­end­lich ver­ein­ba­ren Ar­beit­ge­ber und Be­schäf­tig­te Ge­häl­ter meist in­di­vi­duell je nach Qua­li­fi­ka­tion, sie sind also Ver­hand­lungs­sache.“
Foto: Christin Klose/dpa-tmn
 
 

Autorin

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz ist Mit­­a­r­bei­­te­­rin der Öffent­lichen Olden­burg. Sie ist ver­ant­wort­lich für den Be­reich Pres­se und Kommu­ni­ka­tion.

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