• Wir sollten Startups feiern

    "Wir sollten Startups feiern"

    HTI Oldenburg fördert Gründer und Gründerinnen

Gefördert werden zehn Start­ups aus dem Be­reich Künst­liche In­tel­li­genz. Als För­der­sum­me stehen 3,2 Mil­lio­nen Euro zur Ver­fü­gung. Eine zwei­te För­der­run­de ist schon in Planung.

7. Juni 2023

„Künstliche Intel­li­genz wird die Welt ver­än­dern, in ganz we­ni­gen Jah­ren.“ Da ist sich Jan-Eicke Meyer sicher. „KI wird rich­tig krass“, schwärmt er. Und Olden­burg soll ganz vorn mit dabei sein. Dafür will der Ge­schäfts­füh­rer des High­tech-In­ku­ba­tors (HTI) Olden­burg, zu­sam­men mit sei­nem Ge­schäfts­füh­rer­kol­le­gen Daniel Kraft und einem klei­nen Team, sorgen.

Vor einem Jahr hat das Land Nie­der­sach­sen an acht Stand­or­ten High­tech-In­ku­ba­to­ren auf die Schie­ne ge­setzt (siehe auch Info­thek). Sie wer­den mit 35 Mil­lio­nen Euro ge­för­dert. In Olden­burg an­ge­sie­delt wur­de das Themenfeld Künst­liche In­tel­li­genz (KI). Im August ver­gan­ge­nen Jah­res über­reich­te der da­ma­li­ge Lan­des­wirt­schafts­mi­nis­ter Dr. Bernd Althusmann, den För­der­be­scheid über 3,2 Mil­lio­nen Euro an das Team des HTI Oldenburg.

Tolle Grün­dungs­ideen

HTI-Team
Bild: Das HTI-Team (von links): Johann Damm, Daniel Kraft (Ge­schäfts­füh­rer), Jan-Eicke Meyer (Ge­schäfts­füh­rer) und Stephanie Renda. Es fehlt Julia Schuler. Foto: Contently Media
Ziel ist es, junge Ta­len­te an Uni­ver­si­tä­ten, Hoch­schu­len und For­schungs­ein­rich­tun­gen zu unter­stüt­zen, ihre Ideen als Start­ups in Ge­schäfts­mo­del­le um­zu­wan­deln. So sol­len hoch­wer­ti­ge Ar­beits­plät­ze für jun­ge Men­schen in Nie­der­sach­sen, Wachs­tum für alle und Sicher­heit in Zei­ten un­siche­rer Wert­schöp­fungs­ket­ten ge­schaf­fen wer­den, heißt es im Wirt­schafts­mi­nis­te­rium.

Seit Juli 2022 för­dert der HTI Olden­burg zehn nord­deut­sche Tech-Start­ups, die KI im Fokus haben. Je­weils knapp 200.000 Euro gibt es für Or­ga­ni­sa­tion, Be­triebs­kos­ten oder Hard­ware. Ziel sei es, Grün­de­rin­nen und Grün­dern bei der Um­set­zung ihrer unter­neh­me­ri­schen, zu­kunfts­wei­sen­den Ideen zum Ein­satz und der Ent­wick­lung von KI best­mög­lich zu unter­stüt­zen, „damit sie er­folg­reich und dauer­haft wach­sen kön­nen“, er­klärt Meyer und schwärmt: „Es gibt wirk­lich viele tolle Grün­dungs­ideen.“ Ziel könne auch durch­aus sein, die Firma ein­mal an die Bör­se zu brin­gen oder zu ver­kaufen.

Mit solchen Startup-Le­bens­läu­fen ken­nen sich Meyer und sein Ge­schäfts­füh­rer­kol­le­ge Kraft aus. Sie haben bei­de schon meh­re­re Fir­men ge­grün­det – und wie­der ver­kauft. Der heute 35-jäh­ri­ge Meyer grün­de­te sein erstes Startup be­reits mit 15 Jahren.

Breite Startup-Palette

Bei den zehn vom HTI Olden­burg unter­stütz­ten Start­ups reicht die Pa­let­te vom di­gi­ta­len Müll­ma­na­ge­ment bis zu Ro­bo­tern für den Ein­satz im Schorn­stein; vier davon sind Neu­grün­dun­gen. Die WasteAnt GmbH etwa ent­wickelt eine KI-ba­sier­te Müll­sor­tier­tech­nik, mit der die che­mi­sche Zu­sam­men­set­zung des ein­ge­hen­den Ma­te­rials ge­schätzt wird. Die Neu­grü­ndung legiety ent­wickelt eine KI-ge­stütz­te Soft­ware, mit der auch Nicht­ju­ris­ten ju­ris­ti­sche Texte selbstän­dig ver­ste­hen und er­stel­len kön­nen. Ein wei­te­res Bei­spiel: Die AeroSys GmbH ent­wickelt den welt­weit ersten, für die Luft­fahrt zer­ti­fi­zier­ten di­gi­ta­len Co-Pi­lo­ten in Form eines Sprach­as­sis­ten­ten. Er soll Pi­lo­ten bei ihren Auf­ga­ben im Cock­pit unter­stützen.

Alle sechs Wochen müs­sen die Start­ups in der ein- bis zwei­jäh­ri­gen För­der­phase beim HTI Olden­burg einen In­ves­tor-Letter vor­le­gen. Inhalt: Wo ste­hen wir? Wie hoch ist der Ka­pi­tal­be­darf? Was haben wir er­reicht? Wo sind Heraus­for­de­run­gen? Wie lange kom­men wir ohne fri­sches Ka­pi­tal noch aus?

Apropos Kapital: „Davon ist in un­se­rer Re­gion ja wirk­lich viel vor­han­den“, weiß Meyer. Den In­ves­to­ren müsse nur deut­lich ge­macht wer­den, dass es bei der Geld­an­la­ge nicht nur Immo­bi­lien und In­vest­ment­fonds gibt, „son­dern auch die Asset-Klasse Start­ups“. „Da trauen sich viele nicht ran; das ist für sie wie eine Black­box.“ Des­we­gen hat der HTI Olden­burg Ende Fe­bruar einen In­ves­to­ren­tag ver­an­stal­tet. „Da muss­ten wir erst ein­mal eine Liste mit den Fach­be­grif­fen aus der Szene ver­tei­len“, be­rich­tet Meyer. In­ku­ba­tor und Akze­le­ra­tor sind zwei die­ser Be­grif­fe, die gleich­zei­tig die Auf­ga­ben und Arbeit des Olden­bur­ger HTI be­schrei­ben. Wäh­rend In­ku­ba­to­ren klas­si­scher­weise be­son­ders die frühe Phase der Kon­zep­tion, Grün­dung und des ers­ten Markt­ein­tritts be­glei­ten, die­nen Ak­ze­le­ra­to­ren dazu, die Startups in einer spä­te­ren Phase mit den be­nö­tig­ten Im­pul­sen, Netz­wer­ken und Ka­pi­tal­zu­gän­gen zu ver­sor­gen, um grö­ße­re Wachs­tums­schrit­te zu er­mög­lichen.

Hoffnung auf mehr Frauen-Teams

Camp-Workshop im niederländischen Zandvoort
Bild: Im April ver­an­stal­te­te das HTI für seine Start­ups einen Camp-Work­shop im nie­der­län­di­schen Zandvoort. Foto: HTI
Im ersten „Batch“ – auch so ein Szene-Be­griff – hatten sich 60 Start­ups um die För­de­rung be­wor­ben. Davon „lei­der nur ein weib­lich ge­führ­tes Team“, be­dau­ert Julia Schuler, die im HTI-Team für das Kauf­männi­sche, recht­liche Fra­gen und Ver­an­stal­tun­gen zu­stän­dig ist. Unter die zehn Aus­er­wähl­ten schaff­te es die­ses Team nicht. „Diese Frauen­quote ist natür­lich er­nüch­ternd. Aber wir wol­len dafür sor­gen, dass beim nächs­ten Mal mehr Frauen sich be­wer­ben“, so die 28-jäh­ri­ge ge­lern­te Bankerin.

Und der nächste „Batch“ wird be­reits vor­be­rei­tet. Im Spät­som­mer könn­te es mit zehn wei­te­ren Start­ups los­gehen. Da das Land Nie­der­sach­sen bis­her keine wei­te­re För­de­rung in Aus­sicht ge­stellt hat, will man ver­suchen das nö­ti­ge Geld bei pri­va­ten In­ves­to­ren ein­zu­wer­ben. „Wenn es doch Geld vom Land gibt, neh­men wir das natür­lich auch gerne“, hofft Meyer noch. „Aber wir wer­den das Pro­jekt po­ten­ziel­len In­ves­to­ren auch schmack­haft machen, indem wir zei­gen, welch span­nen­de Ideen es hier in der Re­gion gibt. Sie kön­nen so Teil von wirk­lich wil­den jun­gen Leu­ten wer­den“. Mög­lich sind dabei natür­lich reale Ren­di­ten; ga­ran­tiert auf jeden Fall eine „emo­tio­nale Rendite“.

Deutschland braucht Startups

Aber auch ein Total­ver­lust des ein­ge­setz­ten Ka­pi­tals muss ein­kal­ku­liert wer­den, warnt Meyer – Plei­ten ge­hö­ren in der Startup-Szene dazu. Von sei­nen zehn Start­ups ist er der­zeit aber rich­tig be­geis­tert. „Drei haben be­reits ex­ter­nes Geld ein­wer­ben kön­nen, und kei­nes steht vor dem Aus – das ist ein Kracher.“

Für den HTI-Ge­schäfts­füh­rer ist sicher, dass Deutsch­land und Nie­der­sach­sen die­se inno­va­ti­ven Start­ups brau­chen, um wett­be­werbs­fähig zu sein oder wie es das Wirt­schafts­mi­nis­te­rium in Han­no­ver aus­drückt: „damit Nie­der­sach­sen kri­sen- und zu­kunfts­fest wird“. Dafür for­dert Jan-Eicke Meyer: „Wir müs­sen die­sen Start­ups Mut machen, ja wir müs­sen diese Leute richtig feiern.“
Oberes Bild: HTI-Ge­schäfts­füh­rer Jan-Eicke Meyer und Mit­ar­bei­te­rin Julia Schuler. Foto: Klaus-Peter Jordan

Autor

Klaus-Peter Jordan

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Klaus-Peter Jordan ist als freier Journalist tätig.

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Hightech-Inku­ba­to­ren in Nie­der­sachsen

Seit Mitte 2022 können Start-ups und Grün­der­teams von der För­de­rung von acht High­tech-In­ku­ba­to­ren (HTI) in Nie­der­sach­sen pro­fi­tie­ren, die das Land an acht Stand­or­ten im gan­zen Land und in di­ver­sen Tech­no­lo­gie­fel­dern ins­tal­liert hat. Tech­no­lo­gisch adres­siert wer­den ins­be­son­de­re Quan­ten­tech­no­lo­gien (Han­no­ver/Braun­schweig), Smart Mo­bi­lity (Braun­schweig), Life Scien­ces (Göt­tin­gen), BioIn­tel­li­gence (Han­no­ver), Smart In­for­ma­tion Tech­no­lo­gies (Han­no­ver), Di­gi­tal GreenTech (Claus­thal) sowie Farm, Food (Osna­brück) und Künst­liche In­tel­li­genz (Oldenburg).

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