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In die kulturelle Zukunft geschaut
Stellen Sie sich vor, Sie dürfen endlich wieder ein Theater besuchen, doch dessen Türen sind geschlossen. Das kleine Programmkino mit den Filmen jenseits des Mainstreams: ebenfalls dicht. Die geliebte Comedybühne, bei der Sie fast keine Veranstaltung verpasst haben, hat auch aufgegeben. Die Maßnahmen gegen das Coronavirus, so notwendig diese sind, wirken für freie Einrichtungen und Kulturschaffende existenzbedrohend.
14. April 2020
Ob das Veranstalter sind oder Schauspieler und Musiker, die nicht auftreten können, Schriftsteller, deren Lesereisen nicht stattfinden, bildende Künstler oder Galerien, die keine Ausstellungen zeigen dürfen, Kinos, die kein Publikum haben – für sie alle werden Solidaritäts- und Spendenaufrufe laut. Die Mittel von Bund und Ländern sind begrenzt. Einige Kreative ergreifen selbst die Initiative und wenden sich mit Petitionen an Regierung und Öffentlichkeit. Wir alle können etwas dazu beitragen, damit das Kulturleben nach Corona so weitergehen kann wie zuvor.
Ein Hilfsmittel ist es, bereits gekaufte Tickets für Veranstaltungen zu behalten - auch wenn diese nicht stattfinden. Der Preis des Tickets ist dann ihre „Spende“, denn wenn die geplanten Einnahmen ausbleiben, erleiden Veranstalter sowie die freischaffenden Künstlerinnen und Künstler große finanzielle Einbußen. Gerade für kleine Schauspielstätten ist die Situation prekär.
Was mögliche Hilfen für die Buchbranche betrifft, so schlägt Nina George, Präsidentin des European Writers' Council, vor, dass Literaturfreunde jetzt gezielt Bücher kaufen sollten, anstatt sie zu leihen. Das helfe nicht nur den Schriftstellerinnen und Schriftstellern, sondern auch dem Handel. Die bundesweite Kampagne "Freundschaft für´s Lesen" der Berliner Buchmarketing-Agentur Literaturtest wirbt dafür, in den lokalen Buchhandlungen jetzt verstärkt Gutscheine zu kaufen. Auch wenn diese für Publikumsverkehr geschlossen sind, kann man dort Bestellungen aufgeben. Näheres unter https://freundschaftfuerslesen.org
Unterstützen Sie auch Ihre lokalen Kinos. Stärker noch als die Ketten, sind die Independent-Kinos von der Corona-Krise betroffen. Holen Sie das Kino zu Ihnen nach Hause. Unter „kino-on-demand“ wird eine große Auswahl handverlesener Filme für jeweils 5 Euro angeboten. Wer einen Film erwirbt, kann auswählen, welches der teilnehmenden Kinos den Anteil an den Einnahmen erhält, der dem Kauf einer Kinokarte entspricht. Für jeden fünften Kauf gibt es zudem einen Kinogutschein. Angeboten werden Filme für Erwachsene und Kinder, die jetzt im Kino starten würden. Zum Programm: https://www.kino-on-demand.com
Für Freunde der Oper wurde der Nothilfe-Fonds „Sängerhilfe“ gegründet. Initiatoren sind die Zeitschrift Oper und die Manfred-Strohscheer-Stiftung. Ihre Hilfe richtet sich nicht nur an freiberufliche Sängerinnen und Sänger, sondern an alle Beteiligten, also Souffleure, Maskenbildner oder Regisseure. Dass die Häuser geschlossen sind, ist – wie in anderen Kulturbranchen auch – für Festangestellte nicht so dramatisch, aber die Freiberufler haben ohne Vorstellungen gänzlich keine Einnahmen.
An Musikfreundinnen und Musikfreunde richtet sich auch die Hilfskampagne der Deutschen Orchesterstiftung. Unter der Schirmherrschaft von Kulturstaatsministerin Monika Grütters und dem Dirigenten Kirill Petrenko, die für Unterstützung von freiberuflichen Musikern und Musikerinnen bitten.
Für eine Soforthilfe aller Kreativen setzt sich eine Online-Petition für Freiberufler und Künstler ein. Gestartet hat sie der Leipziger Sänger David Erler. Fast 300.000 Menschen haben die Forderungen an Bundesfinanzminister Olaf Scholz bereits unterschrieben. Erler fordert Hilfefonds zum schnellen Ausgleich der wegfallenden Einnahmen sowie ein temporäres bedingungsloses Grundeinkommen. Hier geht`s zur Petition: https://www.openpetition.de/petition/online/hilfen-fuer-freiberufler-und-kuenstler-waehrend-des-corona-shutdowns-2
Es gibt viele Möglichkeiten, die Kulturbranche zu unterstützen. Bleibt noch die Variante, einfach direkt zu spenden. Ob Theater, Jazzclub oder Kunstverein, hat jede und jeder von uns kulturelle Vorlieben. Erhalten Sie, was Ihnen am Herzen liegt.