Vier Tipps

Wie wir uns wieder an mehr Prä­senz­ar­beit ge­wöhnen

Immer wieder neh­men Unter­neh­men An­lauf, um mehr Prä­senz­ar­beit im Büro zu for­cie­ren. Bei Be­schäf­tig­ten stößt das oft auf Unmut. Wie ver­ab­schie­det man sich vom lieb ge­won­ne­nen Home­office?

14. März 2024

Foto: Christin Klose/dpa-tmn/dpa
Im Homeoffice ar­bei­ten, wann und wie man will – für viele Be­schäf­tig­te die Wunsch­vor­stel­lung. Einige Ar­beit­geber hin­ge­gen sehen ihre Mit­ar­bei­ter und Mit­ar­bei­te­rin­nen lie­ber im Büro - und ver­pflich­ten ihre Be­leg­schaft ver­mehrt zu Prä­senz­ar­beit. Hannes Zacher, Pro­fes­sor für Arbeits- und Or­ga­ni­sa­tions­psy­cho­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Leip­zig, über­rascht das nicht. Das Ma­na­ge­ment ver­brin­ge häu­fig deut­lich mehr Zeit im Büro und könne Füh­rungs­auf­ga­ben in Prä­senz bes­ser nach­kommen.

„Führungskräfte haben zudem häu­fig mehr Pri­vi­le­gien, etwa grö­ße­re Büros oder eine tolle Kaffee­ma­schi­ne. Und gehen des­halb davon aus, dass alle das Büro so lie­ben wie sie“, sagt der Ar­beits­psy­cho­lo­ge. Der Trend zu mehr Prä­senz­ar­beit werde wohl unter an­de­rem aus diesen Grün­den immer wieder auf­plop­pen. Wie finden Be­schäf­tig­te einen guten Um­gang mit sol­chen Ent­schei­dun­gen?

1. Mit Job-Craf­ting zu mehr Zu­frie­den­heit

Wo wieder ver­stärkt Prä­senz­ar­beit an­ge­sagt ist, müs­sen sich Be­schäf­tig­te mit den neuen Re­geln an­freun­den. Hier hilft es, sich selbst zu fra­gen: Warum ar­bei­te ich ei­gent­lich so gerne im Home­of­fi­ce? Welche Merk­male machen es so an­ge­nehm für mich? Das kann etwa die fle­xi­ble Zeit­ein­tei­lung oder das Ge­fühl der Un­ab­hän­gig­keit sein. „Dann kann ich darüber nach­den­ken, wie sich das auf meine Ar­beit im Büro über­tra­gen lässt“, em­pfiehlt Zacher. Häu­fig könne man selbst an klei­nen Stell­schrau­ben dre­hen, so dass die Ar­beit im Büro bes­ser zu den ei­ge­nen Fä­hig­kei­ten und Be­dürf­nis­sen passt. „Die­sen Pro­zess nen­nen wir Job-Craf­ting.“ Die Aus­ein­an­der­set­zung trägt auch dazu bei, das eigene Mind­set zur Prä­senz­ar­beit zu ver­än­dern.

2. Remote- und Prä­senz­ar­beit gut or­ga­ni­sie­ren

Aus Sicht der For­schung sei es em­pfeh­lens­wert, im mo­de­ra­ten Aus­maß im Home­of­fi­ce zu ar­bei­ten, sagt Zacher. Bei zwei Tagen Home­of­fi­ce pro Woche wür­den sich po­si­ti­ve Ef­fek­te auf Zu­frie­den­heit und Pro­duk­ti­vi­tät zei­gen. Wel­che Wochen­tage sich für die Ar­beit zu Hause an­bie­ten, ist dem Ar­beits­psy­cho­lo­gen zu­fol­ge hin­ge­gen wenig er­forscht. Mon­tag und Frei­tag seien es aber in der Regel nicht. „Sie geben das Ge­fühl eines ver­län­ger­ten Wochen­en­des, für die Ar­beit ist das aber nicht mo­ti­vie­rend“, sagt Zacher. Grund­sätz­lich sei es wich­tig, eine gute Mi­schung zu fin­den. Aus per­sön­lichen Prä­fe­ren­zen und dem, was im Team am bes­ten passt. Die ei­ge­nen Auf­ga­ben or­ga­ni­siert man am bes­ten so, dass sie zur Um­ge­bung pas­sen. Inter­ak­tion fin­det nach Mög­lich­keit in Prä­senz statt, „an Tagen, an denen man auch vor Ort ist“, em­pfiehlt Hannes Zacher. Still­ar­beit da­ge­gen klappt oft bes­ser zu Hause.

3. Flex-Desks attrak­ti­ver machen

In vielen Büros sind feste Ar­beits­plät­ze passé, Be­schäf­tig­te müs­sen für Prä­senz­tage einen Tisch buchen. „Die For­schung zeigt, dass solche Flex-Desk-Mo­del­le nicht be­son­ders be­liebt sind“, sagt Zacher. Hier soll­ten sich Unter­neh­men be­mü­hen, die Iden­ti­fi­ka­tion ihrer Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern mit dem Ar­beits­ort zu ver­stär­ken. Etwa, indem sie einen Spind mit Platz für per­sön­liche Dinge be­kom­men, die sie auf ihrem Tisch plat­zie­ren kön­nen. „Viele Men­schen wol­len Rou­ti­ne“, sagt Zacher. „Gut ist, wenn Be­schäf­tig­te den glei­chen Tisch an meh­re­ren Tagen hin­ter­ein­an­der buchen kön­nen.“ Zudem mo­ti­vie­re es, an Prä­senz­tagen die Men­schen in der Nähe zu haben, mit denen man tat­säch­lich zu­sam­men­ar­beitet.

4. Mit guten Ar­gu­men­ten über­zeugen

Wer die Füh­rungs­kraft doch wie­der von mehr Home­of­fice-Tagen über­zeu­gen will, soll­te sich seine Ar­gu­men­te gut über­le­gen. Hannes Zacher rät, zum Bei­spiel auf Auf­ga­ben­ebene zu ar­gu­men­tie­ren. Etwa, indem Be­schäf­tig­te her­vor­heben, dass sie zu Hause ru­hi­ger und kon­zen­trier­ter an einem Be­richt ar­bei­ten können.
Ungünstig sind da­ge­gen so­zia­le Ar­gu­men­te im Sinne von „Die Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen stö­ren mich“. Auch die Be­grün­dung, im Home­of­fice lie­ßen sich Pri­vat­le­ben und Beruf bes­ser ver­ein­baren, ist dem Ar­beits­psy­cho­lo­gen zu­fol­ge nicht hilf­reich. Die Work-Life-Ba­lan­ce sei beim hy­bri­den Ar­bei­ten eine Frage der Selbst­or­ga­ni­sa­tion.

Autorin

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz

Pia Marie Wenholz ist Mit­a­rbei­te­rin der Öffent­lichen Olden­burg. Sie ist ver­ant­wort­lich für den Be­reich Pres­se und Kommu­ni­ka­tion.

Mail an "Wir sind Nähe"

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